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Lenz fordert Stellen

Steinmeier rückt bundesweit Karlsruher Weg in den Fokus

Karlsruhe stellt sich darauf ein, noch mehr Flüchtlinge aufzunehmen. Bundesweit blickt man auf die Stadt, weil sie in Sachen Wohnungsraumakquise Erfolge hat. Das ist jetzt auch Thema im Schloss Bellevue.

Geflüchtete aus der Ukraine
Auf der Flucht: Karlsruhe rechnet damit, dass noch mehr Menschen aus der Ukraine ankommen. Am Freitag erreichte ein Bus mit 55 Schutzsuchenden die Stadt. Foto: Michael Kappeler/dpa

In Anbetracht von knappem Wohnraum und großen Herausforderungen durch Flüchtlinge aus der Ukraine lädt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) noch in diesem Monat im Schloss Bellevue zu einem Tag der Wohnungslosen, bei dem Karlsruhe gefragt ist: An fünf Tischen zu den Themen Wohnen, Gesundheit, Prävention, Integration und Hilfen stellen Experten gelungene Herangehensweisen aus der Praxis vor.

Einer von ihnen ist Karlsruhes Sozialbürgermeister Martin Lenz (SPD), der in Berlin den Karlsruher Weg der „Wohnraumakquise durch Kooperation“ erläutern wird.

Seit 2003 überlassen Immobilienbesitzer ihre zuletzt leerstehenden Wohnungen der Stadt über mindestens zehn Jahre hinweg. Bei Bedarf gibt es einen Sanierungszuschuss, die Mietzahlungen sind garantiert. Im Fall der Fälle unterstützen Sozialarbeiter die Mieter, die ohne dieses Modell von Obdachlosigkeit bedroht wären.

Insgesamt 1.200 Wohnungen kamen quer über das Stadtgebiet verteilt zusammen, rund 3.000 Menschen fanden so ein Zuhause, bilanziert Lenz. Er präsentierte diesen Ansatz schon mehrfach in Städten quer durch Deutschlands.

Bundesministerin will netzwerken

Gerade erst arbeitete sich Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) in das Modell ein, sie kam nach Durlach, um Wohnungen zu besichtigen.

Bei diesem Besuch kündigte die Ministerin an, die Städte und Gemeinden, die dem Karlsruher Weg folgen, in einem Netzwerk zusammenzubringen. Laut Lenz sind das etwa 70 bis 80 Kommunen. Er trifft wenige Tage nach Steinmeier in der Sache erneut Geywitz.

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Seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs beobachtet der Bürgermeister eine große Solidarität der Menschen. „Es kamen in dieser Zeit 150 neue Akquisewohnungen hinzu.“ Insgesamt sind derzeit mehr als 3.000 Menschen in der Stadt, die vor Russlands Angriffskrieg Schutz suchen. Karlsruhe gehört landesweit zu dem Viertel von Kreisen, die ihre Quote erfüllt oder übererfüllt haben.

Dennoch schickte das Regierungspräsidium am Freitag einen Bus mit weiteren 55 Ukrainern nach Karlsruhe. „Wir sind solidarisch“, versichert der Bürgermeister. Er rechnet mit weiteren Fahrten: Im Gespräch sei derzeit die Ankunft eines Doppeldeckerbusses.

Karlsruhe als Aufnahmestadt

Für Karlsruhe ist die Situation neu. Als Standort einer Landeserstaufnahmestelle (LEA) wurden in der Stadt bisher nicht dauerhaft Asylsuchende untergebracht, der Standort in der Durlacher Allee war lediglich Drehscheibe.

Weil es dort keine Puffer mehr gibt, wächst der Verteildruck auf die Kommunen. Und auch LEA-Städte müssen Ukrainer aufnehmen. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir auf nicht absehbare Zeit Aufnahmestadt sind“, ist Lenz sicher. Und das gelte irgendwann möglicherweise nicht nur für Menschen aus der Ukraine.

Lenz will 15 Stellen schaffen

Lenz rechnet mit einer Daueraufgabe, für die es Strukturen brauche. Deshalb will er eine Abteilung für Integrationsmanagement im Sozialamt einrichten. 15 Stellen fordert er dafür, „die wir sofort ausschreiben müssen“.

Es gehe um Aufgaben von der Sprachförderung über die Kitabetreuung bis hin zu psychosozialer Beratung. Kurzfristig sprangen im Frühjahr Dutzende Freiwillige um Stadtrat Lüppo Cramer (Karlsruher Liste) ein und unterstützten die Neuankömmlinge vom Rathaus West aus. Doch es zeigte sich, dass diese Aufgabe nicht dauerhaft über das Ehrenamt zu bewältigen ist. Und schon im Juli erklärte Cramer: „Wir müssen uns auf weitere Flüchtlinge einstellen.“

Bezüglich der neuen Stellen sagt Lenz: „Um die Finanzierung ist es mir nicht bange.“ Sein Dezernat habe die Vorgaben zur Haushaltskonsolidierung erfüllt und könne auch die 15 Kräfte im bestehenden Budget abbilden.

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