Skip to main content

Großprojekt in der Innenstadt

Rund um die Kirche St. Stephan verändert Karlsruhe sein Gesicht

Ob Stephansaal oder Pfarrhaus: Die katholische Kirche in Karlsruhe lässt im Herzen der Stadt Gebäude abreißen. Jetzt gibt es Pläne, wie das Areal künftig aussehen soll.

Neue Einblicke: Wo heute ein dreigeschossiges Pfarrhaus steht, soll künftig ein Pavillon neben St. Stephan Platz haben.
Neue Einblicke: Wo heute ein dreigeschossiges Pfarrhaus steht, soll künftig ein Pavillon neben St. Stephan Platz haben. Foto: baurmann.dürr

Noch gibt es kein Datum, wann neben der Kirche St. Stephan die Abrissbagger anrücken, sehr wohl aber eine Gewissheit: Das Areal im Herzen von Karlsruhe verändert in den nächsten Jahren sein Gesicht. Die katholische Kirche stellt sich in zentraler Lage neu auf. Und dafür fallen zunächst markante Gebäude.

Abgerissen wird der komplette Gebäuderiegel zwischen Gothaer Haus und Ständehaus. Das Pfarrhaus wird ebenfalls weichen. „Ich nehme den Mund sicher nicht zu voll, wenn ich von einem Jahrhundertprojekt spreche“, sagt Dekan Hubert Streckert.

Mit „Raum für Sichtbarkeit – Forum St. Stephan“ ist das Projekt überschrieben. Von dem profitiert ebenso die Stadt selbst: Sie kann infolge eines Tauschhandels mit der Kirche absehbar ihre Bücherei erweitern. Es ist angedacht, die Kinder- und Jugendbibliothek am Ständehaus anzugliedern.

Neuer Platz neben der Kirche

Computeranimationen zeigen, wie es rund um das Gotteshaus künftig aussehen wird: Sandsteinfarben gestaltet ist der Neubau an der Ständehausstraße. In dem soll es wie bisher einen Stephanssaal für Veranstaltungen sowie Räume für die Verwaltung, aber auch kirchliche Beratungen oder Gruppentreffen geben.

Künftig führen außen keine Treppen mehr nach unten. Weil dieser Teil aufgeschüttet wird, entsteht ein breiterer Platz zwischen dem Gebäude und der Kirche, erläutert der Geschäftsführer der Katholischen Gesamtkirchengemeinde, Alexander Sester.

Mehr Platz: Der Durchgang neben St. Stephan wird künftig breiter sein als bisher. Durch Rundbögen geht es dann zum Stephanssaal.
Mehr Platz: Der Durchgang neben St. Stephan wird künftig breiter sein als bisher. Durch Rundbögen geht es dann hinein zum Stephanssaal. Foto: baurmann.dürr

Wo jetzt das dreistöckige Pfarrhaus steht, soll ein eingeschossiger Pavillon Platz haben. Der Blick auf St. Stephan ist damit nicht mehr verstellt, der Zugang zum Gotteshaus von allen Seiten frei.

Die Kirche wird der Mittelpunkt.
Martin Dürr, Architekt

„Die Kirche wird der Mittelpunkt und strahlt bis zum Friedrichsplatz“, erläutert Martin Dürr vom Karlsruher Architekturbüro baurmann.dürr. Dieses setzte sich mit seinem Entwurf im Wettbewerb gegen acht Mitbewerber durch.

„Die Kirche ist nicht mehr versteckt“, sagt Baubürgermeister Daniel Fluhrer (parteilos). Überhaupt zeigt er sich von den Plänen der Kirche begeistert: Man fasse die Aura der ursprünglich von Friedrich Weinbrenner geplanten Kirche St. Stephan und gehe damit um. Fluhrer spricht von einer schwierigen baukulturellen Aufgabe. Weinbrenner habe einst einen Kirchhof vorgesehen, sagt Architekt Dürr. Heute wolle man den Platz eher öffnen.

Im Dekanat gibt es seit Jahren Debatten, wie man mit den Gebäuden im Herzen der Stadt umgehen soll, erzählt Sester. Der für das Immobilienmanagement zuständige Oliver Fischer nennt Mängeln: „Es zieht durch die Fenster, es regnet durchs Dach rein“, führt er Beispiele an.

Energetisch sei der 1979 fertiggestellte Riegel nicht auf der Höhe der Zeit. Die Veranstaltungstechnik sei alt. Und die Raumaufteilung entspreche nicht mehr den heutigen Bedürfnissen.

Erste Kostenschätzung für das Neubauprojekt

„Eine Kernsanierung wäre sehr teuer geworden. Und sie hätte technische Probleme, nicht aber die funktionalen Mängel behoben“, erläutert Sester. Das Neubauprojekt schätzt er auf 24 Millionen Euro. Bezahlen muss das Dekanat. Man hoffe aber auf einen Zuschuss der Diözese.

Zum Zeitplan sagt er: „Zum 1. Januar 2026 sollte man etwas sehen.“ Dieses Datum ist wichtig im Zuge einer Strukturreform: Aus den derzeit sechs Karlsruher Seelsorgeeinheiten wird rechtlich dann eine Pfarrei.

Offen war zunächst die Zukunft des aus dem Jahr 1952 stammenden Pfarrhauses – in dem schon länger kein Priester mehr wohnt. Am Ende waren sich alle Beteiligten einig: Man reißt das Haus ab und gestaltet somit den Platz neu. Leicht und filigran soll der Pavillon daherkommen. Die Kirche will ihn mit Leben füllen, verspricht Streckert.

Anlaufstelle oder ein Ort für Events könne dieses Forum sein. Selbst ein Cafébetrieb wäre denkbar. In der Computeranimation hat das Architekturbüro ein Hochzeitspaar eingezeichnet, das nach der kirchlichen Trauung mit Gästen am Pavillon steht.

Karlsruhe tauscht Besitz

Fallen wird im Zug des Neubaus ebenfalls das nicht öffentliche Parkhaus neben dem Gothaer Haus. Streckert erinnert sich daran, wie jenes schon Emil Wachter missfiel. Der Künstler entwarf den Brunnen neben St. Stephan, der bleiben wird. Wachter habe mit Blick auf Gruppenräume im Keller und Parkebenen darüber gesagt: „Die Menschen sind im Keller, die Autos im Himmel – das ist ein Verbrechen.“

Streckert meint: „So etwas kann man heute nicht mehr verantworten in einer Stadt.“ Oben nutzt die Kirche künftig den Platz für ihre Mitarbeiter und Besucher, im Keller entstehen in einer Tiefgarage Parkplätze.

Weil das Parkhaus in Teilen der Stadt gehört, aber nun von der Kirche überplant wird, kommt es zu einem Tausch: Karlsruhe überlässt dieses Gebäude der Kirche. Im Gegenzug gibt diese einen 15 Meter breiten Streifen neben dem Ständehaus ab. Dort soll dann die Kinder- und Jugendbibliothek unterkommen. Aktuell befindet sie sich im sanierungsbedürftigen Prinz-Max-Palais. Sowohl die Bücherei als auch die Kirchengebäude reichen in ihrer Tiefe bis zum Südlichen Herrenhof.

nach oben Zurück zum Seitenanfang