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Landtagswahl am 14. März

Straßenwahlkampf in Karlsruhe: Für die Parteien geht es um jede Stimme

Am Rande von Wochenmärkten sind viele Parteien in Karlsruhe gut eine Woche vor der Landtagswahl mit Ständen vertreten. Auch wenn viele schon per Briefwahl abgestimmt haben, kämpfen die Parteien um die Unentschlossenen.

Wahlkampfstände der Freien Wähler und von „Die Basis“
Werben um Stimmen: Auf dem Gutenbergplatz verteilt Rena Thormann von den Freien Wählern (rechts im Bild) Flyer, nebenan hat „Die Basis“ ihr Zelt aufgeschlagen. Foto: Jörg Donecker

Die CDU im Schatten des Durlacher Rathauses – die Grünen im strahlenden Sonnenschein: Der Aufbau der beiden Stände am frühen Samstagvormittag hat durchaus ein wenig Symbolcharakter.

Seit neun Uhr sind Wahlkämpfer beider Lager auf Stimmenfang. Wenig später stapeln auch andere Parteien Werbematerial auf Stehtischen und unter Zelten.

Der Platz im Herzen Durlachs ist beliebt, doch bei Weitem nicht der einzige, an dem Unterstützer und Kandidaten gut eine Woche vor der Landtagswahl um Wähler werben. Zumindest, soweit das noch möglich ist.

Grüne wollen trotz Briefwahl nicht nachlassen

Die hohe Beteiligung an der Briefwahl wirkt sich auch auf den Straßenwahlkampf aus. Oft bekomme man zu hören, dass Stimmen bereits abgegeben wurden, berichten Wahlkämpfer verschiedener Lager unisono. „In den vergangenen zwei Wochen hat das stark zugenommen“, sagt Elke Graf am CDU-Stand.

Vielleicht müsse man künftig sogar früher starten, überlegt der Grüne Ralf Köster mit Blick auf die im September anstehende Bundestagswahl. „Bloß nicht überheblich werden“, sagt er angesprochen auf die seit Monaten guten Umfrageergebnisse seiner Partei. „Jede Stimme zählt.“

Diese auch landespolitisch verbreitete Devise ist wohl auch der Grund, warum die Karlsruher Grünen von ihrer Linie abgewichen sind. Eigentlich wollte die Partei keine Stände mehr aufbauen, wenn der Inzidenzwert die Schwelle von 50 überschreitet. Der Wahlkampf am Durlacher Marktplatz ist nun ein Kompromiss. „Es steht eine Person am Stand statt zwei, im Freien halten wir das nach dem Austausch mit Experten für vertretbar“, erklärt Köster.

Zunehmende Aggressivität der Bürger

Wenige Schritte entfernt und doch durch Straßenbahngleise und Parteibücher getrennt, steht CDU-Ortschaftsrat Michael Griener. Mit ihm hat Köster eine Verbindung, die deutlich enger ist als die grün-schwarze Koalition. Trotz politischer Differenzen sind die beiden seit Jugendjahren sehr eng befreundet, waren jeweils der Trauzeuge des anderen.

Die Aggressivität hat in der Zeit zugenommen.
Michael Griener, CDU-Ortschaftsrat

Beide sind seit fast 30 Jahren für ihre Parteien im Wahlkampf aktiv. „Die Aggressivität hat in der Zeit zugenommen“, erzählt Griener. Als wollte sie die These untermauern, blafft ein paar Minuten später eine Frau in Richtung CDU-Stand: „Ihr Versager habt mir gerade noch gefehlt.“

Kurz vor zehn Uhr drängen sich Lila und Rot auf dem Durlacher Marktplatz neben Grün und Schwarz – eigentlich hatten noch mehr Parteien Stände angemeldet, aber nicht jede ist tatsächlich da. Für die Kleinpartei Volt spannt Landtagskandidat Fabian Gaukel selbst das Zelt auf, gleichzeitig drapiert die SPD ihre Flyer auf einen kleinen Tisch. „Die von der SPD schlafen lieber länger, sind aber Punkt 10 da. Nach ihnen kann man in Durlach die Uhr stellen“, scherzt Ralf Köster. Man kennt sich.

Kleine Parteien im Wahlkampf-Modus

Im grün-roten Sandwich fühlt sich derweil Volt sichtbar wohl. „So müssen wir nicht erst erklären, dass wir auch eine Partei sind“, sagt Gaukel schmunzelnd. Gemeinsam mit Nils Spreyer leistet er gewissermaßen Aufbauarbeit. „Welche Positionen haben wir, wofür stehen wir, was wollen wir – das müssen wir den meisten erst einmal erklären.“

Gleichzeitig komme viel zurück, das die junge Partei zur Weiterentwicklung nutzen könne. Sich selbst will Gaukel gar nicht in den Mittelpunkt stellen. Dass er kandidiert, erzählt er in Gesprächen nur selten. Auch auf den Plakaten ist er nicht zu sehen.

Anders ist das bei Rena Thormann. Die Lehrerin geht für die Freien Wähler ins Rennen um einen Sitz im Landtag. Ihr Wahlplakat schmückt den kleinen Stand auf dem Gutenbergplatz, vor dem sie gegen 11 Uhr Flyer und Mandarinen verteilt. „Mit vielen kommt man ganz gut ins Gespräch“, berichtet sie.

Viele sind von der Politik unglaublich enttäuscht.
Rena Thormann, Kandidatin der Freien Wähler

„Und viele sind von der Politik unglaublich enttäuscht.“ Das greift Thormann gerne auf, sie ist voll im Wahlkampf-Modus. Angesprochen auf Bildungsfragen, die „Impfmisere“ oder die Corona-Politik sprudelt es aus ihr heraus. Sie zählt auf, was falsch läuft und was die Freien Wähler anders machen wollen.

Charme-Offensive von SPD-Kandidatin Meri Uhlig

Ebenfalls auf dem Gutenbergplatz umgarnt SPD-Kandidatin Meri Uhlig die Menschen mit Rosen. Inspirierend seien viele Gespräche, erzählt sie. Für ihre Partei ist der Wahlkampf ein völlig anderer als vor gut drei Monaten bei der Oberbürgermeisterwahl. Damals kämpfte sie zusammen mit den Grünen für die Wiederwahl von SPD-Mann Frank Mentrup.

Im Land sehen Umfragen die Sozialdemokraten nur bei knapp über zehn Prozent. Auf ein Bündnis mit den Grünen hofft Uhlig trotzdem auch auf Landesebene. „Die Menschen müssen uns das zutrauen und nicht Grün wählen, nur um die CDU zu verhindern“, hofft sie. Und dafür will sie bis zur letzten Minute mit voller Energie kämpfen.

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