Thilo Franz, Vorstand des Vereins hinter dem Kulturraum Kohi in der Südstadt, klingt euphorisch: „Die Leute bleiben stehen, es fällt richtig auf“, freut er sich mit Blick auf das großformatige Graffiti eines bunten und offenen Gesichtes, das seit kurzem den zum Werderplatz gelegenen Zugang des Kulturraums schmückt. Aufgebracht hat das Kunstwerk die Berliner Street-Art-Künstlerin Bona Berlin, die zuletzt im Kohi ausgestellt hatte.
Mit ihrer Idee, das zuvor in nüchternem Weiß gehaltene Funktionselement zu gestalten, hatte die international agierende Künstlerin und Kuratorin bei den Kohi-Leuten einen schon lange gehegten Wunsch getroffen. Und zudem eine Geschichte zum Abschluss gebracht, die für Chancen und Probleme des Standortes Werderplatz beinahe sinnbildlich wirkt.
Bis Ende 2017 war der charakteristische, gewölbeartige Zugang zum Kohi noch offen. Die Vollverglasung hatte rechterhand einen Platz ermöglicht, der ausstellende Künstler immer begeistert hat. Doch eben leider nicht nur die.
Zugang zum Kohi wurde zum Dealen genutzt
Denn über die Jahre war der blickgeschützte Zugang zudem auch für nicht an Kunst Interessierte interessant geworden. „Tagsüber wurde er von einer Klientel genutzt, deren Müll und Exkremente wir oft genug entfernen mussten“, sagt Kohi-Vorstand Thilo Franz.
Sogar zum Drogendealen sei der Eingangsbereich missbraucht worden. Der daraufhin montierte Rollladen schloss fortan die Kohi-Front zum Werderplatz bündig ab, bildete allerdings stets einen eher abweisenden Kontrast zu Veranstaltungen und Publikum des soziokulturellen Zentrums.
Noch nicht einmal wilde Sprayer erachteten die neue Fläche am Werderplatz als würdig, amüsiert sich Franz heute, ehe plötzlich im vergangenen Herbst zumindest ein ordinärer Schriftzug darauf zu finden war.
Drei Stunden brauchte Bona Berlin, um den Rollladen zu gestalten. In Videos und Fotos ist der Entstehungsprozess auf den digitalen Plattformen des Kohi zu finden.
Ist mehr Gastronomie die Lösung für den Werderplatz?
Für Thilo Franz bleibt der Umgang mit dem Publikum des Werderplatz auch trotz des seit April wieder greifenden Alkoholverbots „eine zweischneidige Sache, da es ohne weiterführende soziale Angebote nur zu einer Verdrängung von wenigen Metern in die Marien- und Wilhelmstraße“ führe, wie er sagt. Seiner Meinung nach bräuchte es auf dem Werderplatz mehr positiven sozialen Druck: „Mehr Gastronomie würde ein Miteinander schaffen, durch das sich Außenseiter rasch deplatziert fühlen würden.“
Auch das Kohi sei übrigens ein Leidtragender des von 11 bis 20 Uhr geltenden Alkoholverbots, da es den Beginn seiner Veranstaltungszeiten hat vorziehen müssen. „Wenn nun zuletzt Kohi-Besucher vor Konzertbeginn um 20 Uhr mit ihrem Bier noch vor dem Laden gestanden waren, kam das Ordnungsamt und hat Geldstrafen von 50 Euro verhängt“, sagt Franz.
Das Ordnungsamt wiederum verlege sich auf den Standpunkt, dass gleiches Recht für alle gelte. Das Kohi hat seither ein Schild neben dem Eingang: „Kein Alkohol vor 20 Uhr. Kein Kippen auf den Boden. Danke!“