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Guerilla-Aktion

Darf die Bananenbank in der Karlsruher Südweststadt bleiben?

In einer Nacht-und-Nebel-Aktion wurden in der Karlsruher Südweststadt Sitzmöbel aus Holz aufgestellt. Die Stadt will die Bänke wieder abbauen lassen. Doch nun könnte sich das Blatt wenden.

Beliebte Bank: Stefanie macht es sich auf dem Sitzmöbel zwischen Verteilerkästen an der Hirschstraße in Karlsruhe bequem.
Beliebte Bank: Stefanie macht es sich auf dem Sitzmöbel zwischen Verteilerkästen an der Hirschstraße in Karlsruhe bequem. Foto: Jörg Donecker

Seit drei Wochen steht in der Karlsruher Südweststadt zwischen zwei Verteilerkästen an der Ecke von Hirsch- und Vorholzstraße eine bequeme Holzbank. Wie sie dort hinkam und wer sie aufgestellt hat, war lange nicht bekannt. Und auch an fünf weiteren Standorten in der Südweststadt wurden am 2. Juli in einer Nacht-und-Nebel-Aktion gezimmerte Sitzgelegenheiten zum Verweilen und Plauschen aufgestellt.

Die Anwohner haben sich bereits ihre Gedanken gemacht. „Guerilla-Kunst im öffentlichen Raum oder ungenehmigter, erstklassig gearbeiteter zum Ausruhen einladender genialer Schandfleck?“ steht auf einem Blatt Papier, das auf die Bank zwischen den Verteilerkästen geklebt wurde, zu lesen.

Doch seit einigen Tagen hängen an den Bänken auch rote Zettel der Stadt mit der unmissverständlichen Aufforderung, die Sitzmöbel bis zum 25. Juli zu entfernen.

Professor aus Kaiserslautern hat die Bänke in Karlsruhe als Feldversuch aufgestellt

Kein Verständnis für diese Anordnung hat Michael Gallina. „Damit verpasst die Stadt eine Chance, die sie sich selbst immer ins Stammbuch schreibt. Karlsruhe zu einem attraktiven Lebensbereich für Bürger und Familien umzugestalten“, schreibt der Südweststädter an unsere Redaktion. Denn in diesem Fall sei „ohne teures Stadtmarketing“ mit einfachen Mitteln die Aufwertung des Stadtteils gelungen.

Komplett verzichten muss Gallina auf die Bank in seiner Straße aber aller Voraussicht nach trotzdem nicht. Denn der Initiator der Aktion, Martin Berchtold, hat sich mittlerweile bei der Stadt gemeldet und den Sinn und Zweck der Installationen erläutert.

Berchtold wohnt in der Hirschstraße und hat an der Technischen Universität Kaiserslautern einen Lehrstuhl für Raum- und Umweltplanung. „Wir wollten mit einfachen Mitteln ausprobieren, wie die Leute auf solche Sitzgelegenheiten reagieren“, sagt Berchtold.

Die Idee für ein solches Projekt sei ihm während der Corona-Lockdowns gekommen, als sich viele Leute nur auf der Straße treffen konnten und es nicht genügend Plätze zum Verweilen gab. In Kaiserslautern hat er ein ähnliches Projekt mit Unterstützung der Behörden initiiert.

In Karlsruhe entschied er sich bewusst für die Guerilla-Taktik. „Es hätte uns nicht gewundert, wenn die Bänke schon nach einer Woche wieder abgebaut worden wären“, sagt der Raumplaner.

Auf der Bananenbank in der Südweststadt sitzen täglich Menschen, vielleicht kann sie bleiben

Doch auch nach drei Wochen müssen nun nicht alle Holzsitze entfernt werden. Die Sitze rund um die Litfaßsäule an der Südendstraße müssen auf jeden Fall weg, das bestätigt auch die Stadt auf Nachfrage unserer Redaktion.

Der Grund: Der Betreiber der Säule braucht uneingeschränkten Zugang zu den Werbeflächen. Ob die weiteren vier Möbel noch länger stehen bleiben dürfen, darüber wird sich Berchtold in den kommenden Tagen mit Mitarbeitern von Bauordnungsamt, Tierbauamt und Stadtplanungsamt beraten.

Argumente gegen einen Abbau hat Berchtold in den vergangenen drei Wochen bereits gesammelt. „Auf der Bananenbank zwischen den Verteilerkästen saßen eigentlich täglich Leute. Und auch die anderen Sitzgelegenheiten wurden super angenommen“, erzählt er.

Auf den Sitzen um die Litfaßsäule hätten es sich gleich am ersten Tag „drei Mitdreißigerinnen mit einer Flasche Rosé“ bequem gemacht und die Abendstimmung im Wohngebiet genossen.

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