Offenbar hat es Jan Delay eilig, wieder vor die Karlsruher Fans zu treten. „Hallo mein geliebter Fleischberg“, begrüßt er den Mount Klotz. Es ist ein Satz, der bei dem Nordlicht schon Tradition hat. Dass er dabei ohne Sakko auf die Bühne kommt, fällt ihm erst später auf.
Beim dritten Auftritt am Hügel weiß Delay genau, wie er die Fans für sich gewinnen kann. Er würdigt Karlsruhe sogar in einem seiner Songs mit den Passagen „City of Oliver Kahn, City of Fleischberg, City of Disco, keep it rocking“.
Die Zuschauer auf dem Hügel danken es dem Sänger, indem sie kräftig in die Hände klatschen und anfangen zu tanzen. Bereits eine halbe Stunde bevor Jan Delay auf der Bühne steht, wird es auf dem Mount Klotz mächtig eng. Wer eine gute Sicht haben wollte, musste früh da sein. Wer einmal seinen Platz verloren hat, schafft es nur schwer wieder zu Freunden oder der Familie zurück.
Zuschauer kommen beim „Fest“ schwierig durch die Menge
Einer der Unglücklichen ist Philip Wagner, der kurz vor dem Beginn mit drei Bechern Bier alleine neben dem Bierstand steht und auf den vollen Hügel blickt. „Wie soll ich da bitte wieder nach oben kommen?“, fragt er ins Leere. Zuvor hatte er bei Schere-Stein-Papier verloren, wer noch einmal Getränke holt.
„Meine Freundin steht da oben in der Mitte“, mit den Bechern in den Händen deutet er in die Menge. „Da komme ich nie an“, sagt er, bevor er doch versucht, sich einen Weg zu bahnen.
Nach Seeed zum Auftakt ist Jan Delay der zweite große Rückkehrer bei „Das Fest“. Der Hamburger Hip-Hop- und Reggae-Sänger mit der markanten Stimme stand bereits 2006 und 2010 auf der Bühne vor dem Hügel. Die 35.000 Tickets für den „Fest“-Samstag, waren eine Woche nach Vorverkaufsstart bereits ausverkauft.
Jan Delay weckt bei Besuchern in Karlsruhe Erinnerungen an die Jugend
Drei der Karten sicherten sich Chantal Verduga, Fabrice Bader und Ben Jubrala aus Karlsruhe. „Hauptsächlich haben wir uns die Karten wegen Jan Delay gekauft“, sagt Verduga. In die Warteschlange an den Vorverkaufstellen haben sie sich dafür aber nicht gestellt, sondern einfach von zu Hause online bestellt.
Seit drei Jahren wohnt Verduga in Karlsruhe. Auf dem „Fest“ ist sie in diesem Jahr durch die vorherigen Corona-Absagen aber zum ersten Mal. Jan Delay weckt Erinnerungen an die Jugend bei den drei Freunden, wie Bader erklärt. „Das ist wie in Studentenzeiten“, sagt er und grinst.
An frühere Zeiten denken auch viele andere auf dem Gelände. „Wenn ich die Musik höre, dann fühle ich mich wie in eine andere Zeit zurückversetzt“, sagt Günther Berger. Er war bereits bei Delays zweitem Auftritt 2010 mit auf dem „Fleischberg“ dabei. Mit diesem Namen bezeichnet Delay den Menschen gefüllten Mount Klotz selbst seitdem liebevoll.
Gut eineinhalb Stunden lässt Jan Delay mit seiner Band „Disko No. 1“ die Menge feiern. Nach seinem Superhit „Oh Jonny“ verlangt die Masse lautstark eine Zugabe. Bei einer bleibt es aber nicht. Mehrfach legt Delay nach und überzieht kräftig. „Was auch immer morgen ist, fällt nach heute aus“, ruft er den Fans entgegen.