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Krise an Hochschule

Machtkampf an HfG Karlsruhe: Rektor Jan Boelen zum zweiten Mal abgewählt

Schlussstrich oder neue Eskalationsstufe? An der Karlsruher Hochschule für Gestaltung hatte sich der abgewählte Rektor Jan Boelen vor wenigen Wochen zurück ins Amt geklagt. Nun gab es erneut ein Abwahlverfahren.

Erneute Trennung vom umstrittenen Rektor: An der HfG Karlsruhe wurde der 2019 berufene Hochschulleiter Jan Boelen nun zum zweiten Mal abgewählt.
Erneute Trennung vom umstrittenen Rektor: An der HfG Karlsruhe wurde der 2019 berufene Hochschulleiter Jan Boelen nun zum zweiten Mal abgewählt. Foto: Andreas Jüttner

An der krisengeschüttelten Staatlichen Hochschule für Gestaltung (HfG) in Karlsruhe ist der Rektor Jan Boelen zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres abgewählt worden. Wie die HfG am späten Mittwochnachmittag mitteilte, wurde Boelen mit neun Stimmen abgewählt. Es habe eine Gegenstimme gegeben. Eine von elf wahlberechtigten Stimmen sei nicht abgegeben worden.

Die im Gesetz festgelegte notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit für die Abwahl eines Rektors sei mit diesem Ergebnis erreicht worden. Seine Amtszeit ende damit zum 31. Dezember dieses Jahres, teilte die HfG auf Anfrage mit.

Nur von kurzer Dauer war die Rückkehr von Jan Boelen als Rektor der HfG Karlsruhe.
Nur von kurzer Dauer war die Rückkehr von Jan Boelen als Rektor der HfG Karlsruhe. Foto: Rake Hora /BNN

Das kommissarische Rektorat der HfG bilden dann neben dem Kanzler Thomas Fröhlich die Prorektorin Constanze Fischbeck und der Prorektor Matthias Bruhn. Diese Besetzung hatte die HfG bereits seit Mitte April kommissarisch geleitet. Damals war Boelen mit acht von zwölf Stimmen erstmals abgewählt worden.

Machtkampf an der HfG: Gegen erste Abwahl hatte Jan Boelen geklagt

Gegen diese Abwahl hatte Boelen geklagt. Dieser Klage hatte das Verwaltungsgericht Karlsruhe in einer Eilentscheidung stattgegeben, die darauf folgende Beschwerde der Hochschule hatte der Verwaltungsgerichtshof in Mannheim abgelehnt.

Seit dem 21. November hatte Boelen daher „das Recht – und auch die Pflicht –, sein Amt als Rektor wieder auszuüben“, so das Mannheimer Urteil.

Angespanntes Klima in Karlsruhe hat sich nochmals verschärft

In den seither vergangenen Wochen hatte sich das ohnehin angespannte Klima an der Hochschule und in deren Umfeld nochmals verschärft. Sichtbarer Ausdruck einer Lagerbildung waren unter anderem Plakate innerhalb der Hochschule, die in mitunter hämischer Form Position gegen den Rektor bezogen.

Vorgeworfen wird dem belgischen Designer, der 2019 mit dem ausdrücklichen Auftrag zur Reformierung der HfG berufen wurde, eigenmächtiges Durchregieren und mangelnde Kommunikation. So habe er unter anderem die dringend notwendigen Berufungsverfahren für die Besetzung der vielen offenen Professorenstellen ausgebremst.

Boelen hingegen hatte zu Beginn der Krise an der HfG betont, bei der zukunftsweisenden Besetzung von unbefristeten Stellen auch auf eine nachhaltige Vernetzung der HfG mit der Region achten zu wollen. Derzeit kommen die meisten Lehrkräfte von außerhalb, etwa aus Berlin, und sind oft nur punktuell vor Ort.

Hauptverfahren steht noch aus

Ob Boelen gegen die erneute Abwahl wieder klagen wird, ist noch offen. Das Hauptverfahren über seine Klage gegen die Abwahl vom April steht noch aus. Daher sei auch die zweite Abwahl notwendig geworden, teilt die HfG nun mit. Die Professorinnen und Professoren hätten „die Gewährleistung des Lehr- und Hochschulbetriebs“ durch die Anwesenheit des Rektors „als gefährdet“ angesehen.

Ich bin über das deutliche Ergebnis sehr froh.
Susanne Kriemann, Professorin für Medienkunst

Aus der Professorenschaft wurde Susanne Kriemann, Professorin für Medienkunst, wie folgt zitiert: „Ich bin über das deutliche Ergebnis sehr froh.“ Sie hoffe, dass durch die zweite Abwahl deutlich werde, dass die Professorenschaft sich „auf die Betreuung der Studierenden und die Zukunft des Hause konzentrieren und nicht die Zeit mit Gerichtsverhandlungen verschwenden“ wolle.

Das Wissenschaftsministerium Baden-Württemberg hält sich in der seit vielen Monaten schwelenden Krise bedeckt und verweist auf die Autonomie hochschulinterner Vorgänge, zu denen auch eine Rektorenabwahl gehöre.

Allerdings sei es der HfG nach Einschätzung des Ministeriums „gerade in den letzten Monaten gelungen, deutliche Fortschritte etwa in der Struktur- und Entwicklungsplanung oder bei der dringend erforderlichen Wiederbesetzung von Professuren“, so eine Sprecherin. Zum Etat der HfG trägt das Land im laufenden Jahr knapp sieben Millionen Euro bei. Eingeschrieben sind nach HfG-Angaben 390 Studierende.

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