Auch Buluts Kollege Ralph Hohenberger von der Uniklinik Heidelberg erhält den Preis. Die satirische Auszeichnung einer in den USA erscheinenden Zeitschrift solle die Menschen „erst zum Lachen, dann zum Nachdenken bringen“, fasst es Bulut zusammen.
„Damit gerechnet habe ich nicht“, sagt Bulut im Gespräch mit den BNN. Dabei hat er genau das im Sinn, als er sich das Thema während des Höhepunkts der Pandemie zur Brust nimmt. „Der Hintergedanke war, meine Kollegen in dieser schwierigen Zeit zu erheitern“, sagt Bulut, der als Professor für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde und plastische Gesichts-Chirurgie bei den SLK Kliniken Heilbronn arbeitet. „Das Thema ist ja auch ein bisschen lustig.“
Den Effekt der freien Nase habe er bei sich selbst beobachtet, verrät der Forscher. Er ist zunächst einfach neugierig, ob es auch anderen so geht und fragt im Freundes- und Kollegenkreis nach. Er hört viel Zustimmendes von Männern und Frauen, aber auch Stimmen, die diesen Effekt überhaupt nicht bestätigen können. „Da war mein Forschergeist geweckt“, sagt Bulut, der in Heidelberg lebt.
Mobiles Messgerät kommt zum Einsatz
Er beginnt seine Studie und überprüft, ob Geschlechtsverkehr mit Orgasmus tatsächlich die Nasenatmung verbessern kann. Freiwillige dafür sind schnell gefunden.
Den Wissenschaftler interessiert dabei zum einen die subjektive Sicht der Probanden – haben sie selbst das Gefühl, nach dem Sex besser durchatmen zu können? Zum anderen wird der Wert mithilfe eines mobilen Messgeräts ermittelt. Gemessen wird vor und nach dem Geschlechtsverkehr.
Sex verbessert die Nasenatmung für eine Stunde“Cem Bulut, Hals-Nasen-Ohren-Arzt
Das Ergebnis ist eindeutig: „Sex verbessert die Nasenatmung für eine Stunde“, freut sich Bulut. Ganz so langanhaltend wie bei einem Nasenspray sei das aber nicht, das wirke immerhin bis zu drei Stunden. Auch profitiere nicht jeder davon. Wer auch so schon immer gut Luft bekomme, merke durch den Geschlechtsverkehr nicht unbedingt eine Verbesserung, hat Bulut beobachtet.
Die bessere Nasenatmung komme durch die Kombination von Aufregung, Erregung, ausgeschütteten Hormonen und sportlicher Betätigung zustande, erklärt der Forscher. All diese Faktoren führten dazu, dass die Nasenmuscheln abschwellen.
Verliehen wird die Auszeichnung im kommenden Jahr an der Harvard-Universität in Boston. Darüber freut sich der 37-Jährige: „Das ist schon eine feine Sache.“
Ig-Nobelpreisträger ist in der Karlsruher Südweststadt aufgewachsen
Aufgewachsen ist der HNO-Professor in der Karlsruher Südweststadt. In seiner Jugend spielte er Fußball beim SVK Beiertheim und besuchte die Europäische Schule.
Letztere hat ihn nach eigenen Angaben sehr geprägt: „Ich habe dort gelernt, selbst Fragen zu stellen.“ Nach Karlsruhe kommt Bulut heute noch oft, um seine Eltern zu besuchen. Mit seinem Vater tauscht sich der KSC-Fan gerne über seinen Lieblingsverein aus. „Ich freue mich, bald ein Spiel im neu gebauten Stadion zu verfolgen“, sagt der Ig-Nobelpreisträger.