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Zukunft ist geregelt

ZKM in Karlsruhe: Vertrag mit Peter Weibel ist bis 2023 verlängert

Rund 21 Monate hat es gedauert, bis die Zukunft des Karlsruher Zentrums für Kunst und Medien (ZKM) in einer Weise geregelt wurde, die sich damals schon hätte finden lassen können: Bis 31. März 2023 soll Peter Weibel Vorstand der Einrichtung bleiben, die er seit 1999 leitet und zu einer international renommierten Adresse gemacht hat.

Auf weitere Zusammenarbeit: Stiftungsratsvorsitzende Olschwoski, Vorstand Weibel und Oberbürgermeister Mentrup im ZKM.
Auf weitere Zusammenarbeit: Stiftungsratsvorsitzende Petra Olschwoski, Vorstand Peter Weibel und Oberbürgermeister Frank Mentrup im ZKM. Foto: Fränkle

Schon im März 2018 ging es um die Frage, ob und wie lange der damals bis Ende 2019 laufende Vertrag des Kurators, Künstlers und Theoretikers verlängert wird. Das Kuratorium des ZKM-Stiftungsrats empfahl damals eine Verlängerung um drei Jahre – doch der Stiftungsrat, geleitet von Kunststaatssekretärin Petra Olschowski und Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup, wollte auf keinen Fall mehr als ein Jahr zugeben.

So nachvollziehbar der Anspruch war, Sorge zu tragen für eine Nachfolgeregelung des damals bereits 74-jährigen Weibel, so schnell kursierte seinerzeit aber auch der Verdacht, man wolle das Auslaufen des Vertrags nutzen, um einen unbotmäßigen Querdenker loszuwerden.

Schließlich hatte der Museumschef einige Monate zuvor Mentrup öffentlich und vehement „Defekte der Demokratie“ vorgeworfen – Auslöser war die wohlwollende Haltung der Stadt gegenüber dem Angebot einer Privatinitiative, die derzeit in Karlsruhe entstehenden U-Bahn-Stationen mit „Schöpfungs“-Mosaiken des Künstler Markus Lüpertz auszustatten.

Darüber war, zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung, nur leidlich Gras gewachsen, als es im März 2018 um die Vertragsverlängerung ging. Nach deren Festlegung auf ein Jahr hieß es in der vom Kunstministerium verbreiteten Pressemitteilung, auf diese Laufzeit hätten sich Weibel und der Stiftungsrat einvernehmlich verständigt. Petra Olschowski dankte Weibel ausdrücklich dafür, „dass er bereit ist, noch ein Jahr zu verlängern“, damit die Nachfolgeregelung „mit Konzentration und ohne Zeitdruck“ angegangen werden könne.

Insider vermuteten schon damals, dass Weibel zwischen den Zeilen eigentlich für die Bereitschaft gedankt wurde, nur für ein Jahr zu verlängern. Denn dass der umtriebige Museumsmann noch viel zu viele Ideen hat, um ans Aufhören zu denken, hatte er mehrfach kundgetan.

Sehr deutlich fiel seine Wortmeldung im vergangenen Sommer aus: In jener Zeit, in der sich der Karlsruher Schlossplatz allabendlich mit zahlreichen Besuchern der von Weibel kuratierten Schlosslichtspiele füllte, erklärte der ZKM-Chef öffentlich, 2020 wohl kein Zeitfenster zur Betreuung dieses Angebots finden zu können, da er dann ja die Übergabe an seinen Nachfolger oder seine Nachfolgerin vorbereiten müsse.

Streit um Verlängerung von Peter Weibel

Diese Person hätte eigentlich in diesem Herbst vorgestellt werden sollen. Davon war dann aber nicht mehr die Rede. Stattdessen kam es Anfang Oktober, beim Fest-Wochenende zu 30 Jahren ZKM, zum Eklat: Bei einer Podiumsdiskussion zeigte sich das Zerwürfnis zwischen dem Stiftungsrat, der einen Leitungswechsel anvisiert, und seinem Kuratorium, das Weibel halten möchte.

Tags darauf schob Olschowski den Schwarzen Peter der Weibel-Fraktion zu: Deren Werben um eine Verlängerung habe das Klima für einen Wechsel verdorben. Ähnlich äußerte sich Mentrup noch am vergangenen Dienstag bei der Übergabe von knapp 1.000 Bürgerunterschriften für einen Verbleib Weibels: Man habe weltweit Gespräche mit renommierten möglichen Nachfolgern geführt, doch nach Weibels Botschaft, weitermachen zu wollen, habe keiner davon „der Königsmörder“ sein wollen.

Die nun erfolgte Vertragsverlängerung nimmt erneut Druck aus der Nachfolgersuche. Da aber ein gutes Jahr der Einarbeitungszeit in die umfangreichen Strukturen und Vernetzungen des ZKM kalkuliert werden muss, ist eines klar: Ein neuer Name muss in spätestens zwei Jahren feststehen.

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