Skip to main content

Unerwarteten Begegnungen

Tag der offenen Moschee in Karlsruhe: Verständnis für verschiedene Religionen

Beim Tag der offenen Moschee präsentieren sich muslimische Gotteshäuser der Bevölkerung. In Karlsruhe kommt es dabei zu unerwarteten Begegnungen.

Tag der offenen Tür in der Annur Moschee
In der Annur Moschee gibt es an diesem Aktionstag eine Führung mit Ali Elshafey (Zweiter von rechts) und El Hady Sall (Dritter von links). Foto: Jörg Donecker

Der Verein für Dialog und Völkerverständigung unterhält in einem ehemaligen Autohaus in der Pfannkuchstraße die An-Nur-Moschee.

Dieses sunnitische Gotteshaus war am Tag der Deutschen Einheit eine von mehr als 1.000 Moscheen in Deutschland, die sich interessierten Besuchern geöffnet haben. Von Mittag an erläutert Öffentlichkeitsarbeiter Elhady Sall den Gästen den Islam, seine fünf Säulen oder die Gebetsvorschriften.

Die Gebetszeiten richten sich nach dem örtlichen Sonnenstand. Und so sollte am Montag das Morgengebet um 5.43 Uhr erfolgen, das Mittagsgebet um 13.21 Uhr, das Nachmittagsgebet um 16.28 Uhr, das Abendgebet um 19.10 Uhr und das Nachtgebet um 20.30 Uhr. Wobei eine Karenz von rund zehn Minuten immer möglich ist.

Pause zum Mittagsgebet

Und so hatte Sall seine erste Führungs- und Erklärungsrunde so eingerichtet, das Imam Ali El Shafey das Mittagsgebet um 13.30 Uhr abhalten konnte. Die Männer beteten im großem Gebetsraum, die Frauen im durch wenige Stufen abgegrenzten Frauen-Gebetsraum. Wobei Elhady Sall die Bemerkung wichtig war, dass diese Trennung vor allem praktische Gründe habe.

„In der weltgrößten Moschee in Mekka“, sagte er, „beten Männer und Frauen im gleichen Raum.“ Er berichtete von dem einschneidenden Erlebnis seiner eigenen „Hadsch“, der Pflicht-Pilgerreise, die er nach Mekka unternommen hatte. Wenn es sich Muslime finanziell und gesundheitlich leisten können, dies Pilgerreise zu unternehmen, dann sei sie als eine der Säulen verpflichtend.

Spenden an Arme

Ebenso ist es neben anderem verpflichtend, ab einem bestimmten Vermögensstand rund zwei Prozent des Betrags an Arme zu spenden. Im Fastenmonat Ramadan dürfen Moslems, die dazu in der Lage sind, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nichts essen und trinken, um selbst zu erfahren, wie es Menschen ergeht, die nie oder nur selten etwas zu essen oder zu trinken haben.

Gemeinsamkeiten der Religionen

Einer der Gäste bei dieser Führung war der emeritierte evangelische Pfarrer Peter Nieber, der zum Schluss eine Pfarrei auf der Insel Rügen geführt hatte und nun im Karlsruher Elternhaus seiner Frau lebt. Sall hatte die Gemeinsamkeiten des Islam, des Judentums und des Christentums herausgearbeitet. Pfarrer Nieber bestätigte dies, wies aber auch auf bedeutende Unterschiede hin.

So ist im Islam nicht Mohammed der Heilsbringer wie bei den Christen Jesus. Diese Rolle hat der Koran. Mohammed ist lediglich der Verkünder, im Christentum ist dies die Bibel.

Neugierige Besucher

Rainer Schulze aus Grünwinkel ist „einfach aus Interesse“ in die An-Nur-Moschee gekommen: „Ich kenne Moslems aus der Arbeitswelt sehr gut und bin auch immer gut mit ihnen ausgekommen.“ Nun wollte er einmal sehen, wie sich die islamische Welt darstellt. Dem nicht-religiösen Mann waren zwar die gemeinsamen Wurzeln der monotheistischen Religionen irgendwie bekannt.

Dass es aber so viele Gemeinsamkeiten gibt, ist ihm erst gestern klar geworden. So sprach Sall das eine Mal von Gott, das andere Mal von Allah. Auch der Vereinsvorsitzende Ali Abdi betonte im Gespräch mit dieser Zeitung, dass Allah und Gott die gleiche Figur seien.

Martina, die ihren Nachnamen nicht so gerne in der Zeitung liest, besucht bei jedem Tag der offenen Moschee ein muslimisches Gotteshaus. Sie war gestern schon zum zweiten Mal in der An-Nur-Moschee. Sie wollte sich anhören, was Muslime zusagen haben. „Der Dialog zwischen den Religionen ist mir sehr wichtig“, hob sie die Möglichkeit zwischenmenschlicher Kontakte hervor.

„Wenn wir das Geld dazu haben“, lächelte der Vorsitzende Abdi, „erweitern wir unser Anwesen um zwei Stockwerke.“ Auf dem Bildschirm, der sonst die Gebetszeiten zeigte, flimmerten schon gelegentlich die Planungen übers Bild.

nach oben Zurück zum Seitenanfang