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Blühen nur einen Tag

Taglilien-Züchter aus Karlsruhe: Über 300 Sorten stehen in seinem Garten

Vor über 20 Jahren fing sie an, die Liebe zu den Taglilien. Seitdem züchtet Christian Woschek die Blumen in seinem Garten und gewinnt mit seinen Kreationen sogar Preise.

Gärtner
Christian Woschek ist stolz auf seine eigenen Züchtungen: Die Taglilie „Baden Pretty Face“ wurde mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Foto: Martina Erhard

Vor mehr als 20 Jahren sah sich Christian Woschek zufällig eine Gartensendung an, in der Tomas Tamberg – Woschek bezeichnet ihn als den „deutschen Taglilienpapst – über die Vorzüge dieser pflegeleichten Stauden sprach.

„Ich habe schon immer nach solchen Pflanzen gesucht und habe mir gleich die ersten Taglilien geholt“, erzählt der 63-jährige Hobbygärtner, der aber schon bald nicht mehr damit zufrieden war, einfach nur in die Gärtnerei zu gehen, um Taglilien zu kaufen.

Also fing er damit an, eigene Sorten zu züchten – und das auch noch sehr erfolgreich: Bei der aktuellen Bewertung europäischer Taglilien-Neuzüchtungen errang „Baden Pretty Face“ den ersten Platz und wurde mit der Goldmedaille und dem Prädikat „Hervorragende Gartensorte“ ausgezeichnet.

Karlsruher Liliensorte „Baden Romantic Affair“ erhielt Prädikat

Die Sorte „Baden Romantic Affair“, belegte den vierten Platz und erhielt das Prädikat „Empfehlenswerte Gartensorte“. Und schon 2019 gab es eine Silbermedaille für die Züchtung „Baden Inspiration“.

Alle neugezüchteten Sorten werden bei der American Hemerocallis Society (AHS) registriert. Woscheks erste Züchtung wurde dort im Jahr 2006 aufgenommen, im Laufe der Jahre kamen 16 weitere Registrierungen hinzu.

Lilien
Über mehrere Wochen bilden die Taglilien im Garten von Christian Woschek ein prächtiges Blütenmeer. Es gibt die Taglilien inzwischen in vielen Farben, Formen und Größen. Foto: C. Woschek

In diesem Zusammenhang erzählt der Züchter, was es bei der Namensgebung zu beachten gibt: „Taglilienzüchter verwenden gerne ein Präfix vor dem eigentlichen Namen“, sagt er und erklärt, dass seine Taglilien die Bezeichnung „Baden“ tragen. „Für die Verwendung dieses Namens musste ich zuvor die Erlaubnis des Rechteinhabers, des Landes Baden-Württemberg, einholen“, so Woschek.

Ehe jedoch die ersten Züchtungen registriert werden konnten, musste sich Woschek erst das nötige Wissen aneignen: „Leider gibt es nur ein einziges deutschsprachiges Buch zu dem Thema“, meint er.

Hilfreich war aber der Austausch mit anderen Züchtern. Um eine neue Sorte zu züchten, nimmt er Pollen vom „Vater“ und verteilt ihn auf der Nabe der „Mutter“. Später bildet die Pflanze Samenkapseln, die im eingetrockneten Zustand die Samenkörner der neuen Zucht freigeben. Diese werden getrocknet und im Kühlschrank gelagert, ehe sie im Februar des kommenden Jahres ausgesät werden können.

„Ob eine Neuzüchtung Potenzial hat, weiß man jedoch erst nach einigen Jahren“, berichtet Woschek. „Der Moment, wenn sich nach zwei bis drei Jahren die ersten Blüten bilden, ist immer sehr spannend.“

Aktuell beobachtet er mehrere Neuzüchtungen: „Manche sind sehr vielversprechend, andere werden auf dem Kompost landen“, sagt er und zeigt auf eine seiner Züchtungen. „Die rollt die Blätter zu sehr ein, das gefällt mir nicht.“

Jede Blüte der Taglilie öffnet sich nur für einen Tag

Woschek weiß, dass viele Gartenbesitzer Vorurteile gegenüber der Taglilie haben, und der botanische Name „Hemerocallis“ drückt aus, warum das so ist: Übersetzt bedeutet der Name „Tagesschönheit“. Jede einzelne Blüte öffnet sich nämlich nur für einen Tag.

„Allerdings entwickelt jede Pflanze mehrere Blütenknospen, sodass sich die Blütezeit über Wochen hinziehen kann“, versichert er. „Mischt man frühe und späte Sorten, hat man sogar von Mai bis September Freude an den Taglilien“, fügt er hinzu. Er selbst kultiviert auf seinem etwa 150 Quadratmeter großen Gartenareal in der Nordweststadt rund 300 Sorten.

„Leider ist das Grundstück inzwischen zu klein für meine Züchtungen. Ich habe die Kapazitätsgrenze erreicht“, meint der Hobbygärtner und zeigt auf die vielen Töpfe, in denen die Taglilien stehen, für die in den Beeten kein Platz mehr ist.

Trotz der Liebe zu den Taglilien will er aber auch nicht auf die Rosen, den Phlox, die Prachtkerzen und die Feigen verzichten, die ebenfalls Platz im Garten finden müssen. Und auch die Tomaten der Schwiegermutter bekommen jedes Jahr ein Eckchen zugewiesen. „Daher suche ich dringend ein kleines Gartengrundstück, das ich pachten kann, um dort meine Taglilien-Zucht auszuweiten.“

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