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Warnstreik im Verdi-Bezirk

Tausende Streikende werden auf dem Karlsruher Marktplatz für mehr Lohn laut

Verdi-Bezirksgeschäftsführer Thorsten Dossow ist zufrieden mit der Veranstaltung. Wenn sich die Arbeitgeber nicht bewegen, werde das Konsequenzen haben.

Marktplatz Karlsruhe mit Verdi-Demo
Arbeitskampf in Karlsruhe: Aus dem Bezirk Mittelbaden/Nordschwarzwald sind etwa 2.500 Menschen nach Karlsruhe gekommen, um für bessere Arbeitsbedingungen einzustehen. Foto: Jörg Donecker

Es soll noch einmal das Zeichen des großen Zusammenhalts und der Solidarität untereinander sein: Etwa 2.500 Menschen sind laut Polizei am Mittwochvormittag auf dem Karlsruher Marktplatz zusammengekommen, um ihren Forderungen nach mehr Lohn und besseren Arbeitsbedingungen im öffentlichen Dienst Nachdruck zu verleihen. Die Gewerkschaft Verdi hat zum Warnstreik im Bezirk Mittelbaden-Nordschwarzwald aufgerufen. Arbeitsniederlegungen gibt es von Pforzheim bis nach Baden-Baden.

In Karlsruhe wirkt sich der Arbeitskampf auf unterschiedliche Bereiche des Alltags aus. Wegen des Warnstreiks fahren keine Straßenbahnen in der Stadt, auch die allermeisten Busverbindungen fallen den Arbeitsniederlegungen zum Opfer. Darüber hinaus wird das Städtische Klinikum Karlsruhe wie auch die Vidia-Kliniken bestreikt.

Bäder sind geschlossen, der Müll wird nicht abgeholt

Bereits am Dienstag hatten die Bäderbetriebe der Stadt die Schließung aller Bäder für den Mittwoch angekündigt. Geschlossen sind auch Einrichtungen der Kinderbetreuung in den Ortsverwaltungen sowie der Sozial- und Jugendbehörde, genauso wie Häuser des Stadtjugendausschusses. Auch die Müllabfuhr stellt am Mittwoch die Arbeit ein. Insgesamt sind bei der Stadt 569 Angestellte am Mittwoch im Warnstreik, sagt eine Sprecherin der Stadt.

Zeit für die Patientenpflege bleibt kaum noch.
Erik Genster, Pfleger am Städtischen Klinikum Karlsruhe

Die Kernforderungen der Gewerkschaft: 10,5 Prozent Lohnsteigerung oder mindestens 500 Euro mehr Gehalt im Monat, darüber hinaus 200 Euro mehr für Auszubildende, Praktikanten oder Werksstudenten. Thorsten Dossow, Verdi-Bezirksgeschäftsführer in Mittelbaden/Nordschwarzwald, betont den Zusammenhalt im öffentlichen Dienst: „Die Beschäftigten stehen hinter den Forderungen.“

Aus dem ganzen Bezirk kommen die Menschen

„Es sind nicht nur die Menschen auf dem Marktplatz, die für bessere Bedingungen streiken. Im gesamten Bezirk sind es weitere 300 bis 400 Menschen, die als Streikposten vor Ort bleiben“, sagt der Gewerkschaftler. Mit 20 Bussen seien die Teilnehmer aus dem ganzen Bezirk nach Karlsruhe gereist – für einige ist es die erste Kundgebung dieser Art.

Demonstrationszug
Unterwegs zum Marktplatz: Drei Demonstrationszüge sind durch die Karlsruher Innenstadt gezogen, um sich um 10 Uhr am Marktplatz zur zentralen Kundgebung zu sammeln. Foto: Jörg Donecker

Mit seinem kleinen Sohn Piet ist Erik Gensert heute auf dem Marktplatz. Er arbeitet in der Pflege des Städtischen Klinikums: „Seit zwölf Jahren bin ich Krankenpfleger. Die Arbeit ist mit der Zeit, zu der ich mit dem Job begonnen habe, nicht mehr zu vergleichen. Sie ist ungleich arbeitsintensiver. Zeit für die Patientenpflege bleibt kaum noch“, schildert er. Die Probleme seien vielfältig: „Es liegt nicht nur an der Bezahlung. Es fehlt einfach das Personal, auch bei den Ärzten.“

Ohne Verhandlungsfortschritte wird es weitere Streiks geben

500 Euro mehr im Monat oder 10,5 Prozent? „Für viele läuft es auf mindestens 500 Euro mehr auf dem Gehaltszettel raus“, sagt Nikolai Rübin, der zusammen mit 24 weiteren Teilnehmern vom Ettlinger Bauhof am Mittwoch in Karlsruhe ist. Der Lohn sei bei einigen so gering, dass eine Erhöhung um 10,5 Prozent weniger als 500 Euro bedeutete.

Etwa 30 Angestellte der Sparkasse Baden-Baden/Gaggenau stehen in Karlsruhe auf dem Marktplatz. Jürgen Warth ist stellvertretender Personalratsvorsitzender bei der Bank betont: „Es geht nicht gegen unsere Sparkasse im Speziellen. Wir wollen aber Solidarität mit den anderen Verdi-Mitgliedern demonstrieren.“ Weiter stößt den von Arbeitgebern geforderten Sonderopfer sauer auf: Bei den Sparkassen sollen erstrittene Lohnerhöhungen später kommen.

Felix Ferenz und Erik Leicht sind beide mit Trommeln auf dem Marktplatz, unterlegen jeden Applaus der Menge mit polternden Rhythmen der Schlaginstrumente. „Mit drei Kindern ist man beim Wocheneinkauf bei mindestens 200 Euro. Da muss man schon nachschauen, ob es überhaupt reicht“, sagt Ferenz. Leicht ergänzt: „Es hängt auch an der Personalausstattung. Für eine gute Betreuung der Kinder reicht es nicht mehr.“

Wenn am 27. März in Potsdam die Vertreter von Verdi und den Kommunalen Arbeitgeberverbänden (KAV) zur dritten Verhandlungsrunde zusammenkommen, schaut man auch im Bezirk Mittelbaden/Nordschwarzwald zu. Bezirksgeschäftsführer Thorsten Dossow kündigt ohne Annäherungen am Verhandlungstisch weitere Arbeitsniederlegungen an.

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