Skip to main content

Aktion aus dem Internet

Karlsruherin kauft als „Ticketpatin“ 9-Euro-Tickets für Bedürftige

Während manche schon ihren nächsten Urlaub mit dem 9-Euro-Ticket planen, können sich andere selbst das günstige Angebot kaum leisten. Eine junge Karlsruherin bietet sich deswegen als Ticketpatin an.

Ein 9-Euro-Ticket ist vor einem Fahrkartenautomaten zu sehen (gestelltes Foto). Vom 1. Juni an kann man das 9-Euro-Ticket im gesamten Nahverkehr in Deutschland nutzen.
Ein 9-Euro-Ticket ist vor einem Fahrkartenautomaten zu sehen. Vom 1. Juni an kann man das 9-Euro-Ticket im gesamten Nahverkehr in Deutschland nutzen. Foto: Monika Skolimowska/dpa

Julia Reichel ist Ticketpatin. Die 35-jährige Karlsruherin hat drei 9-Euro-Tickets an Bedürftige verschenkt. Sie weiß: Was manch einer aus der Kaffeekasse zahlt, ist für andere trotzdem noch viel Geld. Ab 1. Juni können Bürger mit dem 9-Euro-Ticket deutschlandweit den Nahverkehr nutzen.

Das sei für Menschen in Armut keine Selbstverständlichkeit, so Reichel. „Das Ticket ermöglicht Mobilität – also mal wieder eine Freundin zu besuchen, die man lange nicht gesehen hat.“

Sie ist durch das Internet auf die Hilfsaktion aufmerksam geworden. Unter dem Schlagwort „#Ticketpaten“ verknüpfen sich dort Menschen, die entweder ein Ticket für Fremde kaufen wollen oder eines benötigen. Reichel hat online drei Fahrkarten angeboten und Abnehmer gefunden.

Ein junges Paar und eine ältere Dame haben ihr am Telefon die eigene Situation geschildert. Die eine Frau habe beispielsweise familiäre Sorgen und einen Aufenthalt im Krankenhaus hinter sich, erzählt die Ticketpatin.

Ich habe keine Bedingungen an den Ticketkauf geknüpft.
Julia Reichel, Ticketpatin

Reichel freut sich, dass sie durch den Kauf einen „kleinen Beitrag“ dazu leisten kann, dass die Menschen eine Sorge weniger haben. „Ich habe keine Bedingungen an das Verschenken der Tickets geknüpft“, so die Karlsruherin.

Julia Reichel
Julia Reichel Foto: Julia Reichel

Sie habe nette Gespräche mit den Betroffenen geführt und sei dankbar für den Austausch. Sorge vor Betrügern, die ihr Angebot ausnutzen, hatte sie nicht: „Ich habe mir die Online-Profile der Leute angeschaut, da bekommt man schon einen guten Eindruck von den Menschen.“

Wer trotzdem Angst hat, an Betrüger zu geraten, könne sich beispielsweise an die gemeinnützige Initiative „Eine Sorge weniger“ wenden. Die Gruppe hat auf ihrem Twitter-Kanal ebenfalls die Aktion „Ticketpaten“ beworben. Reichel rät jedem, der den persönlichen Kontakt scheut, über einen Verein Hilfe anzubieten oder sich Hilfe zu suchen.

Ticketkauf für mehrere Personen ist kein Problem

Auch der Karlsruher Verkehrsverbund weiß um die Ticketpaten-Aktion. „Auf den verschiedenen Social-Media-Plattformen ist eine Vielzahl solcher Aktionen zu beobachten“, erklärt Nicolas Lutterbach.

Der KVV-Pressesprecher weist darauf hin, dass die Ticketpaten-Aktion nicht nur online abläuft. Er berichtet, dass auch Einzelpersonen, politische Parteien und zivilgesellschaftliche Gruppen 9-Euro-Tickets an Tafeln, soziale Einrichtungen und bedürftige Menschen verschenken.

Die Karlsruher Tafeln haben allerdings keine Kapazitäten, um sich der Aktion anzuschließen. „Aktuell müssen wir schauen, dass wir die Menschen, die zu uns kommen, mit Lebensmitteln versorgen“, sagt Vera Scholl. Die Vorsitzende der Karlsruher Tafeln heißt die Aktion aber gut. Es sei eine „feine Sache“, wenn sich Karlsruher wie Julia Reichel auf diesem Weg für andere einsetzen.

nach oben Zurück zum Seitenanfang