
Am Freitag tagte die Stadtsynode der Evangelischen Kirche Karlsruhe im Albert-Schweitzer-Saal. Rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den Gemeinden des Stadtkirchenbezirks hatten sich versammelt, um den Vorschlag des Stadtkirchenrats zum weiteren Umgang mit den mehr als 50 Kirchen, Gemeindezentren und Gemeindehäusern zu besprechen.
Schmerzhafte Botschaften für einige Kirchengemeinden
Eine Versammlung, die nicht einer gewissen Brisanz entbehrte, denn die Vorschlagsliste, die der Stadtkirchenrat diesem „Parlament“ der Kirche vorlegte, enthielt für einige Gemeinden die schmerzhafte Botschaft, dass ihre Kirche oder ihr Zentrum zukünftig keine Baubeihilfen mehr erhalten und langfristig nicht mehr im Eigentum der Evangelischen Kirche in Karlsruhe bleiben werden.
Weniger Geld und weniger Mitglieder
Ein Grund für diese Maßnahme sind natürlich die Finanzen, die ebenso rückläufig sind, wie die Zahl der Gläubigen. Rund 1 000 Mitglieder verliert die Landeskirche pro Jahr und damit auch Einnahmen. „Und mit diesen müssen wir sorgfältig umgehen, um die Gemeindearbeit in den nächsten Jahren zu bewältigen“, begründet Siegfried Weber, seines Zeichens evangelischer Pfarrer in Knielingen und stellvertretender Dekan, den für manche Gemeinden harten Vorschlag, deren kirchliche Einrichtung auf die „rote Liste“ zu setzen, wie aus dem Papier, das vor der Versammlung an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verteilt wurde, hervorging.
Liste mit allen Kirchengebäude in Karlsruhe
In dieser Liste sind alle Gebäude aufgeführt, die entweder erhalten, deren weitere Situation noch geklärt werden muss oder die, für die es keine Bauhilfen mehr gibt. Mit dieser Liste setzten sich dann verschiedene Arbeitsgruppen auseinander, um ein erstes Votum zu dem Vorschlag zu erarbeiten, der „mit viel Trauerarbeit verbunden ist“, wie ein Teilnehmer sagte, dessen Gemeindehaus auf der „roten Liste“ steht.
Auftrag der Kirche bleibt bestehen
„Wenn wir den Diskussionsprozess jetzt abgeschlossen haben, die Entscheidungen getroffen sind, wird es darum gehen, mit den dann verkleinerten Ressourcen zu überlegen, wo wollen wir in Zukunft sein. Um dann an den Orten, die wir erhalten können, auch Schwerpunkte zu entwickeln. Das ist dann nach den Trauerphasen ein wichtiger nächster Schritt. Denn der Auftrag der Kirche ist es, bei den Menschen zu bleiben. Das wollen wir auch dann, wenn wir weniger Gebäude haben, nicht vernachlässigen“, so Dekan Thomas Schalla.
Wo wollen wir in Zukunft sein?Thomas Schalla
Dekan
Ein weiterer Tagesordnungspunkt der Synode befasste sich unter der Überschrift „Kirche 2030 - Strukturen“ damit, dass Gemeinden fusionieren oder kooperieren können. Auch dies ist ein höchst emotionales Thema, bei dem bislang „noch kein tragfähiger Kompromiss gefunden wurde“, wie Schalla einräumt. Dies wurde auch an dem Stimmungsbild deutlich, das zu diesem Thema beantragt wurde. Lediglich 18 Stimmen gab es für das Modell 1 (Fusionen), während 39 Stimmen für Modell 2 (freiwillige Kooperation) gezählt wurden. Zudem gab es zehn Enthaltungen. Bis zur nächsten Synode im November besteht in der Evangelischen Kirche in Karlsruhe in vielen Bereichen noch reichlich Diskussionsbedarf.