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Werk von Markus Lüpertz

Im Karlsruher U-Strab-Tunnel wird die Genesis enthüllt

Die Schöpfung ist vollendet: In dieser Woche können Kunstfreunde die Genesis von Markus Lüpertz in der Karlsruher U-Strab bestaunen.

Ortsbegehung: Das erste der 14 Genesis-Kunstwerke präsentiert Künstler Markus Lüpertz (rechts) an der unterirdischen Haltestelle Kronenplatz dem Karlsruher OB Frank Mentrup.
Schon Ende 2020 präsentierte Markus Lüpertz (rechts) dem Karlsruher Oberbürgermeister Frank Mentrup „Die wütende Woge“ am Kronenplatz. Doch das Werk war seither verhüllt. Foto: Andrea Fabry/Kunst Erfahren

Die Schöpfung hat etwas länger gedauert. Doch in dieser Woche werden die von Markus Lüpertz unter der Überschrift Genesis erschaffenen Reliefs in den sieben Stationen der Karlsruher U-Strab der Öffentlichkeit präsentiert.

Was Fahrgäste und Kunstinteressierte jetzt wissen müssen.

Noch sind die Kunstwerke an den Wänden der Bahnsteige mit Planen verhüllt. Wann bekommt die Öffentlichkeit die Werke zu Gesicht?

Wenn am frühen Freitagmorgen kurz nach 4 Uhr der Bahnbetrieb beginnt, sind an allen unterirdischen Haltestellen die Werke zu sehen. Ab dann sind sie immer frei zugänglich, wenn Bahnen im Tunnel fahren. Die offizielle Vernissage findet schon in der Nacht zum Freitag statt. Lüpertz wird am Marktplatz die dortigen Arbeiten selbst enthüllen, teilte Anton Goll mit. Er war von 2000 bis 2010 Geschäftsführer der Karlsruher Majolika und hat in den vergangenen Jahren mit seinem Verein Karlsruhe Kunst Erfahren das Projekt realisiert. Die Vernissage ist nicht öffentlich und laut Goll „Förderern und wichtigen Personen des öffentlichen Lebens und aus der Kunst“ sowie der Presse vorbehalten.

Hat diese Vernissage zur späten Stunde Auswirkungen auf den Bahnbetrieb?

Ja. Der Tunnel wird nach Angaben der Verkehrsbetriebe Karlsruhe und der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft zwischen Donnerstag, 22 Uhr, und Freitag, 4 Uhr, für den Bahnverkehr gesperrt. Die Tram- und Stadtbahnlinien werden in dieser Zeit oberirdisch umgeleitet. Betroffen sind die Linien 1, 2 S1/S11, S2, S4, S5/S51 sowie die S7/S8. Die unterirdischen Haltestellen Kaiserstraße, Marktplatz Pyramide, Kongresszentrum und Augartenstraße werden in der Zeit aufgehoben. An den Stationen Durlacher Tor, Kronenplatz, Ettlinger Tor und Europaplatz werden nur die oberirdischen Bahnsteige angefahren.

Hat die Öffentlichkeit eine Chance, den Künstler Markus Lüpertz zu erleben?

Auch hier lautet die Antwort Ja – wenn man sich eine Eintrittskarte reserviert. Am Freitag, 28. April, findet ab 18 Uhr ein Festakt in der Evangelischen Stadtkirche statt. Bei diesem wird Lüpertz über sein Genesis-Projekt sprechen. Grußworte halten der evangelische Dekan Thomas Schalla und sein katholischer Kollege Hubert Streckert. Reden wird ebenso Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD). In das Werk einführen wird Raimund Wünsche, der frühere Direktor der Glyptothek München. Für diesen Festakt gibt es nach Angaben von Karlsruhe Kunst Erfahren noch Restkarten. Wer dabei sein möchte, kann sich unter www.genesis-lüpertz.de/ticket anmelden und mit dem Code 48A51L7 eine Einlasskarte per E-Mail bekommen – solange es noch Tickets gibt.

Wie viele Arbeiten gibt es in den Haltestellen zu sehen?

Die Genesis besteht aus 14 Keramik-Reliefs, jeweils vier mal zwei Meter groß. Es gibt sieben unterirdische Stationen, an jeder Bahnsteigseite ist ein Kunstwerk montiert. Thematisch bezieht sich die Arbeit auf die Schöpfung, die der Bibel zufolge sechs Tage dauerte. Am siebten Tag ruhte der Herr, heißt es. 20 Tonnen Ton hat Lüpertz für den Zyklus verarbeitet – kriechend und liegend, wie der Künstler bei einem Aufbautermin im Tunnel erklärte. Da gab er zu: „Vorher war mir nicht bewusst, was für ein Kraftakt das wird.“

Gibt es eine Reihenfolge, in der Kunstfreunde die Werke anschauen sollen?

Natürlich ist jeder frei, wo er ein- oder aussteigen will. Der Verein Kunst Karlsruhe Erfahren hat die Kunstwerke in einem alphabetisch gegliederten Plan zusammengefasst. Die Werke zu Feuer und Luft finden sich an beiden Stationsseiten am Durlacher Tor, dann geht es weiter an den Kronenplatz („Schakkan“ und „Die wütende Woge“). Am Marktplatz können Kunstfreunde dann den Südabzweig nehmen. An der Pyramide sind zunächst die Werke namens „Der Aufgang der Sonne“ und „Die Locken einer Frau“ zu sehen. Weiter geht es zum Ettlinger Tor („Die Mauer von Uruk“ und „Belet-ili“). Nächster Stopp ist das Kongresszentrum („Aruru oder die Steppe“ und „Die Brustwehr“). Dann geht es mit der Bahn zurück Richtung Marktplatz mit einer Linie Richtung Westen. Am Marktplatz-Halt Kaiserstraße sind „Die Königswürde“ und „Von schönster Gestalt“ zu sehen, am Europaplatz dann „Die Lehmhalde des Töpfers“, was sich auf die Erde bezieht, sowie „Regen des Überflusses“ mit Bezug zum Wasser. Klar ist: Wer die Werke abfahren will, muss umsteigen und zudem einen Stopp an beiden Haltestellen-Seiten machen.

Wie sieht es in Sachen Fahrkarte aus?

Wer von Station zu Station fahren will, braucht selbstverständlich auch für den Kunstgenuss am Bahnsteigrand ein entsprechendes Ticket. Eine Tageskarte für eine Person kostet in der City aktuell 5,60 Euro. Der Verein Karlsruhe Kunst Erfahren kündigt zudem ein Spezialangebot an: Zum Preis von 14 Euro wird ein „Genesis-Booklet“ inklusive Tageskarte (drei Waben) für zwei Personen sowie Abzügen aller Kunstwerke auf Hochglanzpapier verkauft. Erhältlich sein soll es ab Samstag, 29. April, im städtischen Schaufenster am Marktplatz und bei Papier Fischer in der Kaiserstraße.

Wer sich mehr Informationen wünscht: Gibt es spezielle Kunstführungen im Karlsruher Untergrund?

Einen Blick hinter die Kulissen des Kunstzyklus Genesis will die Karlsruher Tourismus GmbH (KTG) mit einer neuen Themenführung bieten. Vom Wochenende an soll es in regelmäßigen Abständen die Führung unter dem Titel „Karlsruhe Kunst erfahren – Genesis im Tunnel“ geben. Der Rundgang soll aufzeigen, welche Leistung bei der Herstellung und dem Anbringen der Kunstwerke erbracht wurde, heißt es in der Ankündigung. Dafür wurde eine rund zweistündige Tour erarbeitet, die jeweils am Durlacher Tor startet. Die Führung kostet 15 Euro pro Person, außerdem benötigen Teilnehmer eine ÖPNV-Karte, die nicht im Preis inbegriffen ist. Die ersten Führungen am Samstag, 29. April, finden um 11 und 14 Uhr statt. Weitere Termine, jeweils sonntags um 15 Uhr, sind am 7. und 28. Mai, 18. Juni, 23. Juli, 27. August, 1. Oktober, 5. November und 3. Dezember geplant.

Bleiben die Werke für immer in den Haltestellen hängen?

Das kann derzeit niemand mit Sicherheit sagen. Zunächst garantiert der Verein der Stadt, dass die Werke für zunächst sechs Jahre im Karlsruher Untergrund bleiben – als Leihgabe von Karlsruhe Kunst erfahren. Was danach passiert, ist offen. Die Werke sind so an den Wänden angebracht, dass sie ohne Schäden wieder entfernt werden können.

Wo wurden die Kunstwerke produziert?

Ein erstes Relief wurde in der Karlsruher Majolika fertiggestellt, das hängt in der Station am Kronenplatz. Danach gab es nach Angaben von Goll zwischen ihm und der Manufaktur unter anderem Differenzen bezüglich des Preises. In der Folge wurden die übrigen 13 Arbeiten in der Keramik Manufaktur in Zell am Harmersbach produziert. Nicht zuletzt deshalb verzögerte sich die Sache und wurde nicht zur Eröffnung des Stadtbahntunnels im Dezember 2021 fertig. Lüpertz war es wichtig, den Gesamtzyklus zu präsentieren.

Wann kam die Idee zu Genesis auf?

Im Jahr 2013 kam Goll der Gedanke, neben der bereits zugesagten Kunst am Bau in Form einer Lichtinstallation Werke von Lüpertz im Tunnel zu zeigen. Schließlich lebt der Künstler unter anderem in Karlsruhe. Konkreter wurde die Sache beim 300. Stadtgeburtstag im Jahr 2015. Unumstritten war sie nicht. Unter anderem der inzwischen verstorbene ZKM-Chef Peter Weibel rügte, dass ohne demokratische Legitimierung sowie ohne fachliche Bewertung und Beurteilung – deklariert als Geschenk, quasi durch die Hintertür – ein Privatprojekt im öffentlichen Raum umgesetzt werde. Denn Goll sammelte Spenden für die Genesis, die Rede ist von einer Million Euro.

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