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Neue Friedhofschronik

Über die Geschichte der Karlsruher Bestattungskultur gibt es ein neues Buch

Nach über 20 Jahren wird die Friedhofschronik neu aufgelegt: 1874 wurde in Karlsruhe der Hauptfriedhof eröffnet. Über die Geschichte der Karlsruher Bestattungskultur gibt es nun ein neues Buch.

Hauptfriedhof
Nach 20 Jahren: In einem neuen Buch geht es um die Geschichte des Karlsruher Hauptfriedhofs. Foto: Jörg Donecker

„Die letzten Häuser standen am Durlacher Tor, die Haid-und-Neu-Straße war ein besserer Feldweg“ zeichnet Kunsthistorikerin Simone Maria Dietz zur Illustration ein Bild vom Standort des Karlsruher Hauptfriedhofs im Jahr seiner Eröffnung 1874.

Dietz ist Autorin der überarbeiteten Neuauflage der Friedhofschronik „Gräber, Grüfte, Trauerstätten – Die Friedhöfe und Begräbnisstätten der Kernstadt Karlsruhe“, die sie zusammen mit Co-Autor Wolfgang Wegner, Germanist am Karlsruher Institut für Technologie, am Freitagmorgen im Infocenter des Hauptfriedhofs vorstellt.

Band 37 der Buchreihe des Stadtarchivs, fußt auf der bestehenden, über 20 Jahre alten, Chronik (Band 24) von Karl Zahn, einem ehemaligen Mitarbeiter des Friedhofs- und Bestattungsamtes.

Altes Material über Karlsruher Friedhof neu untersucht

Aufgrund damaliger schwieriger Verwaltungsstrukturen hätten die beiden Autoren das vorhandene Material genauer untersucht, neu bewertet und „einen Blick auf die sich verändernde Bestattungskultur geworfen hat“, so Bürgermeisterin Bettina Lisbach (Grüne) in ihrem Grußwort.

Mit der englischen Landschaftsgestaltung als Vorbild, habe Architekt Josef Durm, die Friedhofsanlage selbst als italienischen Camposanto (heiliges Feld) mit Bogengängen, die einen Hof umschließen angelegt.

„Keine Kopie, sondern das Flair eines italienischen Friedhofs strebte Durm an. Der Ehrenhof sollte den Bürgern ein erhabenes Gefühl vermitteln. Das Budget im Blick, ließ Durm die Kapelle in einfachem Backstein mauern“, lenkt Dietz den Blick auf das Detail.

Der Alte Friedhof in der Kapellenstraße sei zu klein geworden und wo bisher konfessionelle Friedhöfe wie der Jüdische Friedhof existierten, wurde der Hauptfriedhof – neben den Ruhestätten des Badischen Herrscherhauses Pyramide und Grabkapelle – ein städtischer Friedhof, der allen Konfessionen offenstand.

Die „Leichenordnung für die Fürstliche Residenz Carlsruhe“ vom August 1782 markiert den Übergang von kirchlichen zu städtischen Friedhöfen.

Im Kapitel „Bestattungswesen und -riten im Spiegel der Zeit“ wird erklärt, dass bis 1979 der Leichenprokurator einen Schiffshut trug. Ebenso finden sich frühe Entwurfszeichnungen für Leichenwagen. Luftbilder aus den Zwanzigerjahren eröffnen neue Perspektiven.

Ein Sinnbild Karlsruher Geschichte

„Der Friedhof fungiert als lebendiges Geschichtsbuch, das stetig fortgeschrieben wird“, denn an ihm lasse sich Karlsruher Geschichte ablesen, einzelne Personen würden sichtbar. So sei das Bürklin-Mausoleum am Theoderich-Grabmal in Ravenna orientiert, erläutert Simone Maria Dietz.

„Als Germanist komme ich von außen. Mit geweitetem Blick sehe ich einen Park und vor allem einen kulturellen Ort“, sagt Co-Autor Wolfgang Wegner.

„Nicht nur für Friedhofs-Affine“, urteilt Matthäus Vogel, der Leiter des Friedhof- und Bestattungsamtes, über die Chronik. Katrin Dort, die Leiterin des Stadtarchivs unterstreicht die historische Bedeutung der Publikation aus ihrer Sicht als Archäologin: „Bestattungssitten geben immer Aufschluss über eine Kultur und lassen Rückschlüsse zur Rekonstruktion einer Gesellschaft zu.“

Praktisch ist auch ein aktueller Friedhofsplan, der im hinteren Vorsatz abgedruckt ist und beim Spaziergang zur Orientierung herangezogen werden kann.

Service

„Gräber, Grüfte, Trauerstätten“, 216 Seiten, Verlag Regionalkultur, Band 37 der Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs, ISBN 978-3-95505-352-9, 19,90 Euro, erhältlich im Infocenter des Hauptfriedhofs und im Buchhandel. www.kulturerbe-friedhof.de.

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