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In der Halle in der Nordstadt oder unterwegs

Über Treppenläufe und schmale Stege: Die Sportart Parkour ist in Karlsruhe angekommen

Parkour stammt aus den späten 80er Jahren und ist somit eine recht junge Sportart. Doch sie hat die Herzen im Sturm erobert und ist, auch dank Social Media, längst im Mainstream angekommen - und auch in Karlsruhe.

Fabian Barreto geht die Wände hoch. Und danach ist er noch nicht einmal aus der Puste.
Fabian Barreto geht die Wände hoch. Und danach ist er noch nicht einmal aus der Puste. Foto: Sarah Nagel

Geschmeidig wie eine Katze springt er über das Hindernis, balanciert danach über einen schmalen Steg, schwingt sich an der Reckstange nach oben, segelt mit einem Salto aus gut zwei Metern wieder nach unten und geht dann noch an einer anderen Stelle der Halle die Wände hoch – buchstäblich. Erstaunlicher als die Performance ist eigentlich nur eines: dass Fabian Barreto noch nicht mal aus der Puste ist.

Die Sportart ist noch relativ jung

Parkour stammt aus den späten 80er Jahren und ist somit eine recht junge Sportart. Doch sie hat die Herzen im Sturm erobert und ist, auch dank Social Media, längst im Mainstream angekommen.

Eine Treppe ist für uns Parkour-Läufer zum Beispiel nicht einfach ein Weg nach oben.
Fabian Barreto

Rein technisch gesehen geht es darum, möglichst schnell, effizient und fließend von einem Punkt zum anderen zu kommen, ob nun (außerhalb von Corona-Zeiten) in einer Halle wie der vom „NCO-Club“ in der Karlsruher Nordstadt oder im urbanen Raum. Elemente wie Geländer, senkrechte Wände oder Abgründe werden in den „Run“ miteinbezogen, architektonische Vorgaben auf diese Weise neu interpretiert.

„Eine Treppe ist für uns Parkour-Läufer zum Beispiel nicht einfach ein Weg nach oben“, erzählt Fabian dann auch. „Wir können sie hochspringen oder auf Händen herunterlaufen. Die Treppe ist in dem Fall unser Spielplatz, ein Raum zur Entfaltung.“

Parkour ist für viele weitaus mehr als Sport. Es ist Austausch, Zusammenhalt. Es geht darum, vom anderen zu lernen, einander zu pushen, Grenzen auszuloten, und sich zu überwinden, um die eigene Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Oder, wie Fabian, der hier von allen nur „Ef“ genannt wird, es formuliert: „Effiziente und trickreiche Bewegungen sind ja ganz schön. Für mich ist allerdings wichtiger, wie man an diesen Punkt kommt.“

Selbstbewusstsein wird gesteigert

Efs eigene Geschichte ist dafür ein gutes Beispiel. Er sei, so der gebürtige Kolumbianer, auch dank Parkour einfach nicht mehr der Mensch, der er vor zwölf Jahren war. Damals, als er nach Deutschland kam und alles irgendwie überwältigend anders war: die Kultur, die Sprache. „Ich verstand aber bald, dass es darum geht, an mir zu arbeiten, wenn ich mich hier wirklich wohlfühlen will“, erinnert sich der 32-Jährige. Parkour half ihm, sich in die neue Welt einzufinden – „auch wenn anfangs alles anstrengend und unerreichbar aussah.“

Er brachte seine Kenntnisse aus der brasilianischen Kampfkunst Capoeira ein, knüpfte Kontakte und konnte mit Hilfe des Trainings auch nach und nach sein Selbstbewusstsein zu steigern. „Durch Übung, Wiederholung und Achtung deiner Grenzen meistert du die Angst. Du bleibst ruhig und glaubst an deine Fähigkeiten“, erklärt Ef. „Das kann dir auch in anderen Bereichen deines Lebens enorm helfen.“ Eine Erfahrung, die der Sprachstudent an die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die in diversen Kursen und freien Trainings vor Ort Parkour betreiben, weitergibt.

„Die Welt mit anderen Augen sehen“

Dabei ist es egal, wie alt man ist oder wie fit. Für Parkour muss man keine Voraussetzungen mitbringen – außer Neugier auf das, was der eigene Körper leisten kann, betont Ef. „Viele haben schon im ersten Training so viele mentale Barrieren überwunden, dass sie unbedingt weitermachen wollen.“

Und er erzählt: „Ich hatte sogar mal einen Jungen, dem eine Hand fehlte. Durch das Training und die Unterstützung der anderen Sportler entwickelte er Neugier und Selbstbewusstsein und realisierte: Ich kann mich zwar nicht so bewegen wie die anderen, aber ich finde meinen Weg.“ Dann sind Hindernisse irgendwann einfach nur noch Herausforderungen. Das bestätigt auch Ef: „Durch Parkour lernt man, die Welt mit anderen Augen zu sehen.“

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