Zwischen zwei Bäumen unweit des Waldzentrums liegt ein schwarzer Plastiksack. Rund um den Plastiksack hat sich am Samstagmorgen, es ist noch nicht mal zehn Uhr, eine größere Schar von Feuerwehrleuten, Forstarbeitern und Mitarbeitenden der Karlsruher Stadtverwaltung versammelt.
Es geht um eine Übung zum Umgang mit der afrikanischen Schweinepest. Aus dem Plastiksack spitzeln die Ohren eines Tiers hervor. Offensichtlich eines Wildschweins. Dieses ist gleichfalls aus Plastik, wie sich bei näherer Betrachtung herausstellt.
Der Hund eines Jägers findet ein totes Wildschwein, so die Übungsannahme: An einer Schussverletzung ist das Tier nicht zu Tode gekommen. Da kommt eben die Schweinpest ins Spiel. Das Wildschwein könnte daran gestorben sein. Helfer in weißen Ganzkörperschutzanzügen untersuchen das Tier. Diagnose: Tod durch das Virus.
Umgang mit der afrikanischen Schweinepest: Diese Sicherheitsvorkehrungen sind wichtig
Sofort werden Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Der Tierkadaver wird desinfiziert, das Verpackungsmaterial und der umliegende Boden ebenfalls. Dann wird das verpackte Tier in einen Transportschlitten gehievt und über einen Waldweg zu einem Pritschenwagen gezogen. Der ist mit einer dicken Plastikfolie ausgelegt, auf die das tote Tier in seinem Schutzsack gelegt wird, ehe man es abtransportiert.
„Das Szenario ist Teil einer landesweiten Übung zum Umgang mit der afrikanischen Schweinpest“, erklärt Bürgermeister Albert Käuflein, dessen Dezernat unter anderem für öffentliche Sicherheit und Ordnung zuständig ist. Was am Vortag landesweit verwaltungstechnisch geübt wurde, habe die Stadt Karlsruhe mit einem praktischen Teil ergänzt, berichtet Maximilian Lipp, Leiter des Städtischen Ordnungsamts.
Wie man die Ausbreitung der Schweinepest verhindern oder begrenzen kann
Dabei soll konkret geübt werden, wie man die mögliche Ausbreitung der Seuche verhindern oder begrenzen kann. Ein Planspiel, bei dem die Beteiligten Hand in Hand kooperieren. „Ein Spaziergänger, der ein verendetes Wildschwein entdeckt, ist dringend aufgefordert, sofort die Polizei zu informieren.“ Die veranlasse alles Weitere, sagt Käuflein. „Den Tierkadaver keinesfalls anfassen“, warnt er.
„Für Menschen ist das Virus nicht gefährlich“, erläutert Alexandra Börner. Die Leiterin des Städtischen Amts für Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung und promovierte Tierärztin, verweist unter anderem darauf, dass mit Hilfe von schnell aufstellbaren Elektrozäunen befallene Tiere in ihrer uneingeschränkten Freiheit gehindert werden könnten. Das trage dazu bei, die Seuche räumlich einzudämmen.
Die Auswirkungen einer ungebremsten Ausbreitung der Schweinepest könnten schlimme Folgen haben, etwa wenn ein Schweinezuchtbetrieb befallen würde. Und dann möglicherweise eine große Zahl von Tieren getötet werden müsste. Bis jetzt sieht die Amtsleiterin noch keine akute Gefahr, aber man müsse gewappnet sein.
Jägervereinigung Karlsruhe: Aktuelle Situation bei der Schweinepest ist ruhig
Und wie schätzen Jäger das Risiko ein? „Die aktuelle Situation bei uns ist ruhig“, sagt Hans-Dieter Staub, Pressesprecher der Jägervereinigung Karlsruhe. Im Osten habe es einige Fälle gegeben. Aber dort habe man die Lage wohl im Griff. „Einen kurzen, heftigen Ausbruch gab es im Südbadischen, aber den hat man schnell lokalisiert und gelöst“, meint Staub. Grundsätzlich müsse man sich darauf einstellen, dass jederzeit etwas passieren könne.
Die Seuche könne durch Lebensmittel ebenso verbreitet werden wie durch Anhaftungen an Schuhen oder Kleidung. Die Jäger seien sensibilisiert, und der Bevölkerung rate man zur Vorsicht. „Wenn einem Jäger beim Ansitzen bei einem Tier Symptome auffallen und er erkennt, dass es krank ist, dann wird es erlegt.“ Vorbeugen könne man nicht wirklich: „Aber wenn wir ein totes Wildschwein finden, dann schalten wir sofort das Veterinäramt ein.“