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Naturkundemuseum sucht Zeugen

Unfalltod im Haifischbecken beschäftigt Besucher des Karlsruher Naturkundemuseums

Der Tod des Schwarzspitzenriffhais Kalli im Karlsruher Naturkundemuseum wirft Fragen auf. Haben Besucher die tödliche Verfolgungsjagd im Becken dokumentiert?

Am 26. April 2022 schwimmt im Naturkundemuseum Karlsruhe das Haiweibchen Karla durchs Korallenriff, fasziniert beobachtet von der deutsch-französischen Familie Mulsaut aus Hagsfeld. In der Nacht zum Vortag ist der Artgenosse Kalli gestorben.
Allein am Riff: Das Haiweibchen Karla wird beobachtet von der deutsch-französischen Familie Mulsaut aus Hagsfeld. In der Nacht zum Vortag ist der Artgenosse Kalli gestorben. Foto: Jörg Donecker

Hai Kalli ist tot, Brigitte und Dieter Adam aus Gernsbach haben es am Morgen in der Zeitung gelesen. Jetzt steht das Ehepaar im Naturkundemuseum Karlsruhe am Becken mit Deutschlands größtem Korallenriff und hält Ausschau nach dem Haiweibchen Karla. „Wäre schön, wenn sie hier wieder einen zweiten Hai zeigen würden“, sagt Brigitte Adam, „wenn es machbar ist.“

Der überraschende Tod des Schwarzspitzenriffhais nach einer halsbrecherischen Verfolgungsjagd im Becken hat sich auch unter den Drei- bis Sechsjährigen der Kindertagesstätte Les Petits Amis herumgesprochen.

Was wirklich passiert ist – das haben sie beim Frühstück vor dem Ausflug in das Museum am Friedrichsplatz unterschiedlich erzählt, sagt Fabian Walz vom Team der Erzieher. Darunter eine Version, die nicht stimmt: „Ein Hai hat den anderen angegriffen.“

Die Bildleiste unter der Panoramascheibe ist unverändert. Drei Generationen der deutsch-französischen Familie Mulsaut aus Hagsfeld versuchen, die abgebildeten Fische im Becken zu entdecken. Wer genau hinsieht, entdeckt im ausgeleuchteten Blau des 240.000 Liter fassenden Meerwasseraquariums auch Spuren des Dramas vom Sonntagmittag. Abgebrochen am Boden liegen farbige Korallenäste.

Sichtbare Spuren des Hai-Unfalls im Naturkundemuseum

Hinter der Scheibe, die Besucher beim Betreten des zentralen Saals im Westflügel empfängt, klafft halbrechts ein Loch im Korallenbewuchs. Darunter sieht es aus, als habe jemand eine flache Vogelschale platziert. Die Abbruchkanten sind als helle Flecken erkennbar.

„Hier hat sich Kalli verkeilt“, sagt Hannes Kirchhauser, der das Unfallopfer mit einem Tauchgang noch befreit und hinter die Kulissen in ein separates Wasserbecken mit Extrasauerstoff gebracht hatte. Am ersten Öffnungstag ohne Kalli seit dem 1. August 2017 taucht der Chef des Vivariums und beginnt mit der Reparatur des beschädigten Riffs. Das wird Tage in Anspruch nehmen. Am Nachmittag löchern ihn Journalisten mit Fragen.

Chef des Vivariums widerspricht Kritik

Eine Frage lautet: Kann man das Riff unfallsicher machen? „Dann müsste ich es leerräumen“, sagt Kirchhauser. Er widerspricht auch Kommentaren auf den Bericht der BNN in Instagram über Kallis Unfalltod.

Kritiker meinen da, der Unfall sei die Folge eines zu kleinen Beckens. „Wo zwei Steine sind, kann sich ein Fisch einklemmen“, sagt der Vivariumschef. „In der Natur wäre das ganz genauso passiert.“

Gleichzeitig forschen die Profi-Aquarianer noch nach Details. Sie suchen dazu Zeugen der rasenden Hatz, die am Sonntag kurz nach 13 Uhr mit der Bruchlandung des Hais im Riff endete.

Zeugen der tödlichen Jagd in Karlsruhe gesucht

Gut denkbar, dass Zuschauer die wilde Hatz der Haie fotografiert oder gefilmt haben. Auch eine Schilderung des Beobachteten und eventuell vorhergehender Szenen wäre für die Experten des Vivariums wertvoll.

Wer nähere Angaben vom Sonntag, 24. April 2022, gegen 13 Uhr am Haibecken machen kann, wird gebeten, sich unter Telefon (07 21) 1 75 21 01 beim Naturkundemuseum Karlsruhe zu melden.

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