Das Paludarium stellt den Lebensraum der Amphibien nach und wurde von den Tierärzten Marco Roller und Lukas Reese entworfen und gebaut. Da das nicht im klassischen Aufgabengebiet der Tierärzte liegt, engagierten sich die beiden in ihrer Freizeit für das neue Habitat. „Wir haben beide riesig Spaß daran, Tierarten und ihren natürlichen Lebensraum zu recherchieren und freuen uns, wenn wir seltene Tierarten hier in den Zoo holen können“, erklärt Lukas Reese.
Gleichzeitig könnten sie so auf die prekäre Lage der Tiere aufmerksam machen und sich gleichzeitig für den Erhalt der Art einsetzen. „Dass wir mit dem Lemur-Laubfrosch nun eine Art der Roten Liste der Kategorie ,vom Aussterben bedroht’ aufnehmen können, ist etwas Besonderes.“
Die Bedrohung des Lemur-Laubfroschs hat mehrere Ursachen: Zum einen den Klimawandel und die Zerstörung des Regenwaldes, vor allem aber die Erkrankung am Chytridpilz, eine weltweite Pandemie unter Amphibien. Seit den 90er Jahren trägt sie zum rasanten Sterben der Tiere bei und macht Amphibien zu der weltweit am schnellsten aussterbenden Tiergruppe.
Zoo als Arche Noah für die Tierwelt
„Das moderne Selbstverständnis der Zoos ist nicht mehr das Präsentieren von Tieren, sondern das Bewahren der Vielfalt. Wir sind eine Art Arche Noah für die Tierwelt, denn wenn der Klimawandel nicht verlangsamt wird, werden viele Tiere in den nächsten Jahren in der Natur ausgestorben sein. Deswegen haben wir den Artenschutz immer im Fokus“, so Marco Roller. „Auch wenn die kleinen Tiere nicht ganz so imposant sind wie ihre Nachbarn im Raubtierhaus, ist es doch spannend, das Habitat zu beobachten. Es gibt viel zu entdecken und es wird sich auch in den nächsten Monaten und Jahren immer wieder verändern.“
Die Pflanzen im Paludarium sind eine Spende aus der Zusammenarbeit mit dem Botanischen Garten des KIT, über dessen Kooperation sich die beiden Tierärzte besonders gefreut haben. „Der Bau des Habitats war sehr viel Bastelarbeit und Ausprobieren. Der Botanische Garten hat uns seine ganze Vielfalt an Pflanzen zu Verfügung gestellt und wir konnten frei wählen, was zu den Tieren am besten passt.“
Mit dabei seien Bromelien für die Bromelienfrösche, die gerne in den Blättern sitzen. Der Lemur-Laubfrosch brauche großblättrige Pflanzen, unter denen er sitzen kann. Die Wabenkröte freue sich über die Wurzeln der Wasserpflanzen, die auch für den Betrachter spannend aussehen.
Strenge Kontrollen für artgerechte Haltung
Die vier Lemur-Laubfrösche sind über das Citicen Conservation Project in den Zoo gekommen und leben, außer in Karlsruhe, nur in zwei weiteren Zoos in Deutschland. Das Projekt möchte die Erhaltungszucht von Tierarten durch die Zusammenarbeit von privaten und institutionellen Haltern fördern. Hierfür gibt es Jungtiere an Institutionen oder private Halter, mit dem Auftrag, sie zu züchten und somit Reserven zu schaffen.
Dabei wird streng kontrolliert, ob die Tiere artgerecht gehalten werden. Für jede Art wurde ein vielseitiger Plan erstellt, der die Haltung und Pflege genau beschreibt. Auch deshalb sind die vier Tiere gemischtgeschlechtlich, denn sie sollen sich fortpflanzen, sobald sie sich in ihrem neuen Zuhause eingelebt haben.
„Sobald sich das Zusammenleben der drei Amphibienarten bewährt hat, möchten wir auch eine Reptilienart dazu holen, um den Lebensraum in Südamerika noch realistischer darstellen zu können. Das Habitat lebt und wird sich immer weiterentwickeln.“ Lukas Reese freut sich bereits auf die weitere Arbeit.
Auch der Zoodirektor Matthias Reinschmidt ist begeistert. Es sei toll, dass sich die beiden Mitarbeiter so engagieren. „Wir freuen uns, das wir mit dem Neuzugang im Raubtierhaus die Entwicklung hin zum Südamerika-Haus beginnen können.“ Nicht nur die Tierärzte sind begeistert von den neuen Fröschen, auch die Besucher des Zoos bleiben immer wieder begeistert vor dem neuen Habitat stehen und suchen, fast meditativ, die unterschiedlichen Tiere in der Pflanzenvielfalt.