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Umzug im Frühjahr

Erblindeter Vater und Sohn aus Gambia haben dank BNN-Lesern endlich eine Wohnung in Karlsruhe gefunden

Sie hatten zahlreiche Wohnungen besichtigt und waren immer wieder wegen ihrer Herkunft abgelehnt worden. Nach einem BNN-Bericht gibt es für ein Vater-Sohn-Gespann aus Gambia nun gute Nachrichten.

Blicken nach vorne: Muhammed Jaiteh und sein Vater Ibrahim Sutay wohnen bislang gemeinsam in einer viel zu kleinen Ein-Zimmer-Wohnung. Nun haben sie eine größere Bleibe gefunden.
Freuen sich: Muhammed Jaiteh und sein Vater Ibrahim Sutay wohnen bislang gemeinsam in einer viel zu kleinen Ein-Zimmer-Wohnung. Nun haben sie eine größere Bleibe gefunden. Foto: Rake Hora

Die Welle an Hilfsangeboten war überwältigend: Schon am frühen Samstagmorgen, an dem der BNN-Artikel über ein Vater-und-Sohn-Gespann aus Gambia erschienen war, die verzweifelt nach einer Wohnung suchen, meldeten sich die ersten Leser mit Angeboten.

Einer von ihnen war Rüdiger Esslinger, geschäftsführender Vorstand der Wohnungsbaugenossenschaft Ardensia. „Sicherlich kann die Genossenschaft der Familie Jaiteh mit einer Wohnung helfen“, schrieb Esslinger – und sollte Recht behalten.

In einigen Wochen werden der 19-jährige Muhammed Jaiteh und sein Vater Ibrahim Sutay nun eine Ardensia-Wohnung in der Waldstadt beziehen.

Diese guten Nachrichten markieren das Ende einer fast zwei Jahre andauernden Suche. Vater und Sohn hatten zuletzt in einer viel zu kleinen Einzimmerwohnung gelebt. Mit Unterstützung von Joachim Klaus und dessen Frau aus Durlach bemühten sie sich seit Muhammed Jaitehs 18. Geburtstag um eine größere Bleibe.

Vater und Sohn aus Gambia wurden bei der Wohnungssuche in Karlsruhe Opfer von Rassismus

Lange ohne Erfolg: Viele Vermieter sagten mit fadenscheinigen Begründungen ab, berichtet Klaus. Die Jaitehs sind auf ihrer Wohnungssuche Opfer von Rassismus geworden – mal verhohlen, mal ganz offen. „Wir nehmen keine Ausländer“, lautete etwa die Absage einer Karlsruher Vermieterin.

Der 61-jährige Ibrahim Sutay Jaiteh war vor einigen Jahren für eine medizinische Augenbehandlung auf eigene Kosten nach Deutschland gekommen. Doch die Operationen schlugen fehl, der ehemalige Geschäftsmann erblindete vollständig. Wegen seiner hilflosen Lage wurde er als Flüchtling anerkannt.

Einer seiner Söhne konnte die Situation jedoch nicht ertragen: der eigene Vater plötzlich blind und ohne Sprachkenntnisse in einem fremden Land. Mit 15 Jahren machte sich Muhammed Jaiteh daher auf den Weg über das Mittelmeer.

Er überlebte die gefährliche Flucht, das Wiedersehen gelang – auch dank der Hilfe von Joachim Klaus, der sich schon seit vielen Jahren für Menschen mit Sehschädigungen einsetzt und auch dem erblindeten Gambier zurück ins Leben half.

Nach Zeitungsartikel meldeten sich zahlreiche hilfsbereite BNN-Leser

Dessen Sohn Muhammed Jaiteh ist mittlerweile 19, im dritten Lehrjahr bei einer Durlacher Firma, spricht fließend Deutsch und steht finanziell auf eigenen Beinen – nur der Wunsch nach einem angemessenen Wohnumfeld war bislang unerfüllt geblieben.

Gleich nach Erscheinen des BNN-Berichts über das Schicksal der Jaitehs meldeten sich jedoch zahlreiche hilfsbereite Leserinnen und Leser, die entweder selbst Wohnungen zu vermieten hatten oder bei der Suche und dem Umzug unterstützen wollten. Von Aue bis Weingarten gab es Angebote, die Jaitehs wurden zu mehreren Besichtigungen eingeladen.

Die passende Wohnung haben sie nun in der Karlsruher Waldstadt gefunden. Unterstützt hat sie dabei Gudrun Troes, die bei der Wohnungsgenossenschaft Ardensia für das soziale Management zuständig ist.

Die Genossenschaft hat eine Dreizimmerwohnung mit rund 65 Quadratmetern fest für die Jaitehs reserviert. Ende Januar wird die Wohnung frei und danach noch modernisiert. Danach „steht einem Einzug für Vater und Sohn nichts mehr im Wege“, so die Ardensia.

Wir hätten nicht mehr gedacht, dass wir so eine tolle Wohnung finden.
Muhammed Jaiteh, 19-jähriger Auszubildender

Bis sie ihre Sachen packen können, dauert es also noch ein wenig. Dennoch blickt Muhammed Jaiteh bereits viel zuversichtlicher in die Zukunft: „Wir hätten nicht mehr gedacht, dass wir so eine tolle Wohnung finden“, sagt der 19-Jährige. „Es ist wunderbar und wir hätten das ohne die Zeitung niemals erreicht.“

Die neue Wohnung ist näher an seiner Ausbildungsstelle und an seiner Berufsschule. Bis März wohnen Vater und Sohn aber noch in ihrem bisherigen Zimmer. „Das schaffen wir noch“, ist sich Jaiteh sicher. „Wir haben so lange gewartet, da machen die paar Monate jetzt auch nichts mehr.“

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