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Streik im Gesundheitswesen

Kundgebung auf dem Karlsruher Marktplatz: „Wir fordern eine faire Bezahlung für alle“

Verdi ruft im öffentlichen Dienst zu Warnstreiks auf. Zur zentralen Kundgebung nach Karlsruhe kommen rund 1.300 Beschäftigte aus dem Gesundheitswesen aus der Region und von den Verkehrsbetrieben.

15.03.2023 Gesundheitsstreiktage - Kundgebung auf dem Marktplatz
Protest auf dem Marktplatz: Die Gewerkschaft Verdi organisiert die zentrale Kundgebung in der Karlsruher Innenstadt. Foto: Rake Hora

Sie sind laut und sie sind wütend: Beschäftigte aus dem Gesundheitswesen haben am Mittwoch in der Region gestreikt. Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi kamen rund 1.300 Menschen zu der zentralen Kundgebung auf den Karlsruher Marktplatz.

Unter den Streikenden sind neben den Beschäftigten aus dem Gesundheitswesen auch Mitarbeiter der Karlsruher Verkehrsbetriebe. Die Polizei spricht von rund 1.000 Menschen auf dem Marktplatz.

Demonstrationszüge in der Karlsruher City

Gestartet waren Demonstrationszüge am Städtischen Klinikum und bei den ViDia-Kliniken. Auch die Arbeiterwohlfahrt (AWO) und die Psychiatrie des Städtischen Klinikums beteiligen sich an dem Streik.

„Gesundheit ist Gold wert und wir sind es auch“, nennt Verdi-Gewerkschaftssekretär Michael Janus das Motto des Streiktags. „Wir fordern 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro mehr.“ Das Leben sei so teuer geworden, dass es alle belaste. Besonders die Kollegen in den unteren Entgeltgruppen bräuchten eine Erhöhung.

Wir sind hier, damit die Politik sieht, dass sich etwas verändern muss.
Bianca Jüngling, Ernährungsberaterin an den ViDia-Kliniken

Eine der Streikenden ist Bianca Jüngling. Sie arbeitet als Ernährungsberaterin an den ViDia-Kliniken. „Wir streiken nicht gegen, sondern für unseren Arbeitgeber“, sagt Jüngling. „Wir sind hier, damit die Politik sieht, dass sich etwas verändern muss.“ Jüngling wünscht sich außerdem Gleichberechtigung unter allen Mitarbeitern.

Mike Tascona arbeitet bei der AWO. „Wir fordern eine faire Bezahlung für alle“, sagt der Jugend- und Heimerzieher. Er weiß, dass viele in sozialen Berufen Zweitjobs haben, um über die Runden zu kommen. Tascona selbst hat früher neben seinem Job in einer Kita noch an zwei Abenden in der Woche in einer Kneipe gearbeitet, um seine Miete bezahlen zu können. Er wünscht sich außerdem eine Aufwertung sozialer Berufe, „das geht aber nicht ohne Geld“.

15.03.2023 Gesundheitsstreiktage - Kundgebung auf dem Marktplatz
Die Demonstranten machten ihren Unmut auch mit Plakaten deutlich. Foto: Rake Hora

Zuvor hatte es geheißen, dass mit deutlichen Beeinträchtigungen des Betriebs in den Krankenhäusern gerechnet werden müsse. Allerdings sei eine Notfallversorgung während des Streiks gesichert. Am Städtischen Klinikum wird auch am Donnerstag gestreikt.

100 Streikende aus Kliniken in Bretten und Bruchsal

Dem Streikaufruf der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi sind auch viele Beschäftigte der Brettener Rechbergklinik und der Bruchsaler Fürst-Stirum-Klinik gefolgt.

Wie Verdi-Gewerkschaftssekretär Hauke Oelschlägel auf Anfrage dieser Redaktion mitteilt, haben 100 Mitarbeiter der beiden Krankenhäuser, die bekanntlich zur RKH Regionale Kliniken Holding und Services gehören, am Mittwoch, 15. März, an der zentralen Veranstaltung in die Karlsruher Innenstadt teilgenommen.

Das waren diesmal viel mehr Streikende als in den vergangenen Tarifrunden.
Hauke Oelschlägel Verdi-Gewerkschaftssekretär

„Mit dieser Zahl sind wir absolut zufrieden. Das waren diesmal viel mehr Streikende als in den vergangenen Tarifrunden“, erklärt Oelschlägel und betont: „Das zeigt, dass die Streikbereitschaft in der Bevölkerung aktuell sehr hoch ist.“

Nach Verdi-Angaben haben sich insgesamt rund 1.300 Beschäftigte aus dem Gesundheitswesen und von den Verkehrsbetrieben an der Kundgebung in Karlsruhe beteiligt. Der Warnstreik stand unter dem Motto „Gesundheit ist Gold wert und wir sind es auch“.

Notfallversorgung an Rechbergklinik und Fürst-Stirum-Klinik läuft ohne Einschränkungen

Die Notfallversorgung an der Rechbergklinik und an der Fürst-Stirum-Klinik ist am Streiktag – wie zuvor von Verdi und den RKH Kliniken angekündigt – ohne Einschränkungen über die Bühne gegangen.

Regionaldirektor Roland Walther ließ über RKH-Sprecher Alexander Tsongas mitteilen, dass „alle Notfallbereiche reibungslos im Vollbetrieb“ laufen und dass „alle Notfallpatienten und Krebspatienten vollumfänglich ohne Einschränkungen versorgt“ werden.

In beiden Krankenhäusern arbeite man im Wochenendbetrieb, so Walther weiter. Das bedeutet, dass alle sogenannten „geplanten/elektiven Patienten“ und die Patienten, die einen Termin für eine Sprechstunde hatten, bereits am Vortrag abbestellt worden sind. Die Notfallversorgung ist durch eine Notdienstvereinbarung geregelt, die zwischen Verdi und dem Arbeitgeber, in diesem Fall den RKH Kliniken, abgeschlossen worden ist.

Mitarbeiter des Klinikums Mittelbaden streiken in Karlsruhe

Auf den ersten Blick war nicht zu bemerken, dass das Klinikum Mittelbaden bestreikt wurde. Kein Transparent, kein Plakat, kein Hinweis der Verwaltung. Patienten und Besucher betraten und verließen das ehemalige Kreiskrankenhaus Rastatt wie üblich. Ebenso die Mitarbeiter.

Klinikum Mittelbaden: Rastatt
Der Betrieb in Rastatt läuft weiter. Die Klinikleitung berichtet aber über massive Einschränkungen. Foto: Frank Vetter fuv

Die in der Gewerkschaft Verdi organisierten und streikwilligen Mitarbeiter des Klinikums fuhren am Morgen per Omnibus nach Karlsruhe zur zentralen Kundgebung. Betroffen von dem Streik waren die drei Klinikstandorte Rastatt, Baden-Baden und Bühl. Wobei die Notfallversorgung gewährleistet war.

Massive Einschränkungen im Klinikum Mittelbaden

Die Klinikumleitung sprach in einem Statement von massiven Einschränkungen. „Im OP werden nur Notfallkapazitäten für dringliche und Notfalleingriffe vorgehalten, elektive Eingriffe werden nicht durchgeführt.

Die Patienten müssen sich auf längere Wartezeiten einstellen, die Notfallversorgung ist sichergestellt“, so der Medizinische Geschäftsführer des Klinikums, Thomas Iber. Mit elektiven Eingriffen sind solche gemeint, die nicht dringlich und aufschiebbar sind.

Für die Patienten, die einen OP-Termin hatten, ist es natürlich blöd.
Chirurg aus Rastatter Klinik

Ein Chirurg, der gerade aus einem Operationssaal der Rastatter Klinik kam, sagte: „Für die Patienten, die einen OP-Termin hatten, ist es natürlich blöd.“ Die nähmen sich zum Teil Urlaub für einen Eingriff. Man müsse das ja alles organisieren. Er gab auch zu bedenken, dass es größere Eingriffe gäbe, die nicht akut seien, bei denen dennoch abgewogen werde, ob sie stattfänden. Als Beispiel nannte er eine Darmkrebs-Operation, die für Mittwoch angesetzt war.

Wie viele Mitarbeiter aus den drei Häusern sich an dem Streik beteiligten, konnte die Verwaltung nicht genau sagen. Aus dem Krankenhaus Baden-Baden/Bühl seien es rund 30, aus Rastatt zwischen 15 und 20, so die Pressestelle des Klinikums.

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