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Gegen Gewalt an Frauen

Verein Wildwasser setzt sich für ein sicheres Nachtleben in Karlsruhe ein

Was kann man tun, um das Nachtleben sicherer zu gestalten? Mit dieser Frage haben sich Mitarbeiter des Karlsruher App-Clubs bei einer Schulung beschäftigt.

Zum Themendienst-Bericht von Suria Reiche vom 13. Dezember: Der beste Schutz um nicht Opfer von K.o.-Tropfen zu werden ist, sein Getränk nie unbeaufsichtigt zu lassen.
Gefährliches Getränk? Eine Expertin des Vereins Wildwasser rät auch hier zur Vorsicht, es könne vorkommen, dass K.o.-Tropfen ins Glas gekippt würden. Foto: Jens Kalaene/dpa

Erstauntes Gemurmel in der Runde: Dass Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen war, das wussten sie nicht. Aber ihre Arbeit nehmen sie dennoch ernst, schließlich sind sie mit dafür verantwortlich, dass Frauen und Männer ihren Spaß haben können, ein bisschen Party, tanzen und trinken, lachen und reden, ohne Gewalt und ohne Angst.

Gewalt gegen Frauen ist Alltag.
Annette Heck, Verein Wildwasser

Rund 40 junge Männer und Frauen, die im App-Club in der Karlsruher Kaiserpassage arbeiten, hörten aufmerksam zu, als Annette Heck vom Verein Wildwasser auf Einladung des Club-Besitzers Robert Boras eine kurze Schulung mit ihnen durchführte, bevor der Clubfreitagabend begann: „Gewalt gegen Frauen ist Alltag“, sagte sie, „jeden dritten Tag bringt ein Mann, ein Ex-Freund oder Ehemann, seine Frau oder Freundin um. Nicht im Iran: in Deutschland. Jede dritte Frau ist schon mal belästigt worden, jede siebte Frau hat etwas strafrechtlich Relevantes erlebt.“ Auch Männer übrigens, allerdings weniger als Frauen.

Und Gewalt passiere auch beim Feiern, wenn man Spaß hat, ausgelassen ist, Alkohol oder anderes konsumiert: „Es gibt immer Menschen, die das ausnutzen. Oder es versuchen.“ Deswegen sei es wichtig, dass die Angestellten für die Probleme sensibel bleiben.

Expertin rät im App-Club Karlsruhe: Aufmerksam bleiben

Auf Hecks Frage, wer schon mal etwas Blödes erlebt hat, hoben alle die Hand. Bei Erfahrungen mit K.o.-Tropfen waren es schon weniger. Das Allerwichtigste sei, aufmerksam zu sein und sich immer wieder auch helfend einzumischen: „Wenn beispielsweise zwei Typen eine betrunkene Frau rausschleppen, sollte man nachfragen.“

Wie passieren Übergriffe? „Wenn ein Nein nicht akzeptiert wird, wenn es Entschuldigungen für die Täter gibt: Sie hat doch geflirtet. Mit diesem Outfit hat sie es doch gewollt. Oder: Er war doch betrunken, er hat es nicht so gemeint.“ Heck stellte klar: „Übergriffe haben nichts mit Feiern zu tun, sondern mit Macht und Machtmissbrauch.“

Gegen Gewalt an Frauen: Regelmäßige Kontrollen in dunklen Ecken

Gibt es Hausregeln, sind sie den Angestellten bekannt? Denn wenn sie sie kennen, können sie auch sicherer eingreifen, sind klarer in der Intervention, so Heck. Ein Punkt, den sich Clubbesitzer Boras merkte. Denn nicht jeder wusste, dass man schon beim Angrapschen rausfliegen kann.

Wichtig sind auch die Lichtverhältnisse, regelmäßige Kontrollen in dunklen Ecken und Toiletten. Dass man Alkoholisierten Schutz und Hilfe bietet, ihre Freunde sucht, ein Taxi ruft oder ein Glas Wasser und einen Stuhl anbietet und aufpasst. In einem lebendigen Austausch, unterbrochen von sehr kurzen Videos, wurden einige Punkte den Angestellten wohl zum ersten Mal klar, andere waren ihnen schon lange bewusst.

Wir können ja nicht alles sehen.
Bedienung im App-Club

Das größte Problem ist, dass man erst mit der Zeit, mit der wachsenden Erfahrung Probleme schon sehr früh erkennen kann: „Wir können ja nicht alles sehen“, sagte eine Bedienung. Und viele Frauen gehen freiwillig oder scheinbar freiwillig mit jemandem mit, und es passiert dann hinterher etwas.

Ein Mann meinte, es wäre ein städtisches Problem, für den sicheren Heimweg zu sorgen. Heck wies darauf hin, dass Notrufnummern, Taxinummern und Fahrpläne gut sichtbar aushängen sollten, schlug Sammelplätze für gemeinsame Gänge zur Straßenbahn vor. Manche meinten, da gäbe es sicher Probleme zwischen den Gruppen.

Einer sagte: „Ich laufe nachts zu Fuß nach Mühlburg, da gibt es immer Ärger.“ Und Boras bekräftigte auch noch einmal Hecks Meinung, dass es wichtig sei, die Mitarbeitenden zu sensibilisieren, dass sie früh eingreifen, im Notfall das Sicherheitspersonal rufen oder ihn.

Heck wunderte sich, dass es in Karlsruhe so ein reiches Nachtleben gibt, aber erst sechs Clubs bei Wildwasser nachgefragt haben: „Viele Angestellte und Club-Besitzer haben schon die richtige Haltung, aber es immer gut, sich noch einmal damit zu beschäftigen und klarer zu werden.“

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