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7.000 Liter Wasser abgelassen

Verschmutzung durch Urin: Karlsruher Wasserspiele stehen wegen Reinigung tagelang still

Mehrere Unbekannte haben vermutlich in die Wasserspiele am Karlsruher Marktplatz gepinkelt. Diese werden nun aufwendig gereinigt. Es ist nicht der erste verschmutzte Brunnen in diesem Jahr.

Die Wasserspiele auf dem Karlsruher Marktplatz hinter einer Absperrung
Im Reinigungsmodus: Aus den Düsen der Wasserspiele sprudelt am Donnerstag eine Mischung aus Wasser und einer Chlorlösung. Foto: Jörg Donecker

Kleine Fontänen sprudeln aus den 31 Düsen der Wasserspiele auf dem Karlsruher Marktplatz. Eigentlich sollten hier bei frühsommerlichen 24 Grad lachende Kinder toben. Jetzt stehen Absperrgitter drumherum. Die Wartungsluke auf der Ostseite ist offen. Im Technikraum unter der Erde laufen alle fünf Pumpen. Sie spülen eine Mischung aus Wasser und einer Chlorlösung durch das System. Der beißende Urin-Geruch, der Mitarbeitern des Gartenbauamtes bei einer routinemäßigen Wartung am Dienstag in die Nase stieg, ist verflogen.

Wechsel des Wassers war auf dem Marktplatz ohnehin geplant

„Das war sehr unangenehm“, erzählt Christophe Gentil, der beim städtischen Gartenbauamt für die Brunnen zuständig ist. Er geht davon aus, dass mehrere Menschen in die Ablaufrinne uriniert haben. „Vermutlich in der Nacht von Montag auf Dienstag“, berichtet er. Beim Fest der Sinne am Wochenende sei auf dem Marktplatz eine Nachtwache unterwegs gewesen. Die hatte nichts Auffälliges gemeldet. Es gebe nun keinen Anhaltspunkt, wer für die Verunreinigung verantwortlich ist.

Noch bevor Gentil am Dienstag am Marktplatz ankommt, haben seine Kollegen die rund 7.000 Liter Wasser aus der Zisterne in die Kanalisation abgelassen. Eigentlich wird das Wasser in einem Kreislauf durch Pumpen zu den Düsen befördert und fließt dann über den Marktplatz-Belag in eine Rinne, durch Filter und zurück in die Zisterne.

Mit Hochdruckreinigern entfernen die Arbeiter den feinen Film an den Wänden des Auffangbehälters. „Ein Wasserwechsel und die Reinigung waren ohnehin für diese Woche geplant“, sagt der Brunnenfachmann. Doch normalerweise geht das relativ schnell.

Aus den Filtern kommen Haare, Wattestäbchen und mehr

Mindestens bis Mitte nächster Woche bleiben die Wasserspiele nun gesperrt. Bis Freitagfrüh sprudelt die Mischung aus Wasser und Chlorlösung aus den Fontänen. Dann werden Gentil und seine Kollegen Proben nehmen und die Desinfektionsmischung ablassen. „Die Analyse wird einige Tage dauern, die Probe muss erst angezüchtet werden“, erklärt er. Stimmt der Keimgehalt, geht es mit Normalbetrieb weiter. Stimmt er nicht, geht der Prozess von vorne los.

Zwei Filter schützen die Anlage vor Verunreinigungen. Ein grober entfernt größere Gegenstände aus dem Wasser. „Wir fischen dort immer wieder Wattestäbchen, viele Haare, manchmal auch Deckel von To-Go-Bechern raus“, erklärt Christophe Gentil. In einer zweiten Stufe kümmert sich ein Sandfilter um kleinere Partikel. Gegen den Urin wirkt der aber nicht.

Mit Chlor und Wasserstoffperoxid gegen Verschmutzungen und Keime

Trotzdem geht der Karlsruher Brunnen-Chef nicht davon aus, dass durch den unerwünschten Wasserzustand eine Gesundheitsgefahr bestand. Im kontinuierlichen Betrieb setze man Wasserstoffperoxid bei, um Keime abzutöten. Vermutlich sei der Urin zudem in der Nacht über die Ablaufrinne in die Zisterne gelaufen – also zu einer Zeit, in der die Wasserspiele gar nicht an sind.

In den ersten Betriebsmonaten ab Juni 2020 hatte die Einstellung auf die richtige Menge des Desinfektionsmittels für Kopfzerbrechen beim Gartenbauamt gesorgt. Mehrfach blieben die Wasserspiele aus, weil der Keimgehalt zu hoch war. Doch daraus hat das Team gelernt, im Jahr 2021 gab es so gut wie keine Probleme. Jeden Dienstag und Freitag rücken Mitarbeiter der Stadtwerke und des Gartenbauamtes zur Wartung an. In nächster Zeit möchte man noch etwas genauer hinschauen.

Tiefblau gefärbter Brunnen in der Karlsruher Innenstadt

Ähnliche Fälle gab es bislang in Karlsruhe nicht, berichtet Gentil. Dass Flüssigkeiten im Brunnenwasser landen, ist allerdings nicht ganz ungewöhnlich. Erst vor wenigen Wochen habe jemand in einen anderen Brunnen in der Innenstadt ein tiefblaues Färbemittel gekippt. „Warum, wissen wir nicht.“ Als die Meldung kam, ließ Gentils Mannschaft das Wasser sofort ab – auch um zu verhindern, dass die unbekannte Chemikalie den Brunnen beschädigt.

Mit einem Schmunzeln quittiert er es hingegen, wenn wieder einmal jemand Spülmittel ins Brunnenwasser kippe. „Das schäumt halt enorm, aber ist nicht gefährlich“, sagt er. Verhindern lassen sich solche Aktionen ebenso wie die am Marktplatz kaum. „Der öffentliche Raum ist eben nicht gegen ungewünschte Benutzung gefeit.“

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