Auf dem Gelände der evangelischen Johanniskirche am Werderplatz beginnt am Sonntag, 9. Januar, die neunte Karlsruher Vesperkirche. Vier Wochen lang, bis zum 6. Februar, werden täglich rund 300 Essen ausgegeben, dazu 100 weitere, die an zwei Sozialeinrichtungen der Diakonie geliefert werden.
Die Besucher des Tagestreffs „Tür“ für Wohnsitzlose und des A3, wo Alkohol kontrolliert konsumiert werden darf, können im Warmen sitzen und ihr Essen genießen.
Die Vesperkirche muss pandemiebedingt zum zweiten Mal besondere Voraussetzungen erfüllen. Sie ist eine „Straßen-Vesperkirche“ wie einer der beiden neuen ehrenamtlichen Leiter, Bruno Wenz, am Dienstag bei einem Pressegespräch schmunzelnd berichtete.
Er gehört seit acht Jahren zu den Ehrenamtlichen, die die Mahlzeiten ausgeben. Und Wenz leitet jetzt zusammen mit Pfarrerin Lara Pflaumbaum und der ebenfalls neuen Ehrenamtsleiterin Britta Hansen die Vesperkirche. Auch Hansen ist bereits seit Jahren dabei.
Vesperkirche in Karlsruhe findet wegen Corona nicht wie gewohnt statt
„Straßen-Vesperkirche“ bedeutet, dass die Menschen, die sich während der vier Wochen mit Essen versorgen können, in einer Schlange auf Abstand auf dem Werderplatz anstehen müssen und dann durch den Hof der Kirche geschleust werden, wo sie an verschiedenen Hütten die Wohltaten entgegennehmen können, die ihnen dort geboten werden.
Sie müssen dabei stets den Mindestabstand einhalten und eine Maske tragen. Weitere Corona-Bedingungen müssen sie nicht beachten. Im Gegensatz zu den Ehrenamtlichen, bei denen die 2G-plus-Regel gilt.
Pflaumbaum klingt etwas besorgt, wenn sie davon spricht, dass sich angesichts neuerer Entwicklungen in Sachen Corona einige Ehrenamtliche nach ihrer Anmeldung wieder zurückgezogen haben. Die Südstadt-Pfarrerin ist aber dennoch zuversichtlich, mit den gebliebenen ehrenamtlich Beschäftigten die Vesperkirche und ihre Anforderungen bewältigen zu können.
Kleiderkammer im Inneren der Kirche am Karlsruher Werderplatz
Im Kirchenraum ist eine Kleiderkammer aufgebaut. Wer bedürftig ist, kann sich dort etwa mit warmer Kleidung oder mit wintertauglichen Schuhen versorgen lassen. Auch da gelten besondere Abstandsregeln. So werden in der ansonsten leergeräumten Kirche wenige Stühle aufgestellt. Wer die Kleiderkammer besuchen möchte, muss sich zuvor auf einen der Stühle setzen und warten, bis er oder sie an der Reihe ist.
Die Speisen, die in der Vesperkirche ausgegeben werden, können dort nicht direkt gekocht werden. Daher werden sie täglich von der evangelischen Stadtmission angeliefert.
Eine Besonderheit bieten die Ehrenamtlichen in diesem Jahr wieder an, nachdem das Angebot wegen Corona 2021 ausgesetzt worden war. Eine halbe Stunde nach Abschluss der Essensausgabe können die Besucher am ersten und vierten Donnerstag mit ihren Tieren wiederkommen. Eine Tierärztin steht dann ab 14.30 Uhr bereit, um die tierischen Freunde zu untersuchen. Die Veterinärin bietet an, dieses Angebot „open end“ zu geben. Lara Pflaumbaum will aber sehen, dass bis gegen 17 Uhr das letzte Tier untersucht ist.