Die Vesperkirche Karlsruhe geht vom 10. Januar bis zum 7. Februar 2021 erstmals unter freiem Himmel über die Bühne. „Wir mussten uns komplett neu erfinden“, erläutert Pfarrerin Lara Pflaumbaum das Konzept für die achte Auflage der karitativen Kirchenaktion.
Mittlerweile seien aber sämtliche logistischen Hürden beseitigt und das Ordnungsamt habe grünes Licht für das Hygiene-Konzept gegeben. Zentrum der Vesperkirche wird der Innenhof der Johannis-Paulus-Gemeinde in der Südstadt.
Dort werden zwei größere Weihnachtsmarktbuden zur Ausgabe von warmen Mittagessen zum Mitnehmen sowie von Vespertüten mit belegten Broten, Obst und Süßigkeiten aufgebaut. Die Ausgabe erfolgt täglich zwischen 11 und 14 Uhr. Außerdem sind im weitläufigen Hof noch zwei Pavillons geplant, einer für seelsorgerische Gespräche mit den Bedürftigen, einer für stille geistige Andachten und als Annahmestelle für die „Briefe an Gott“, die dann in virtuellen Gottesdiensten verlesen werden.
Eine Absage der Vesperkirche stand für Pflaumbaum trotz der Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie nicht zur Debatte. „Für viele Bedürftige sind wir ein wichtiger Anker“, sagt die Pfarrerin. „Wenn der wegfällt, wird es für die Leute richtig dunkel.“
Fieber messen am Eingangsbereich
Um ein Gedränge im Innenhof zu vermeiden, wird der Eingang über den Werderplatz kontrolliert. Dort wird den Besuchern der Vesperkirche auch Fieber gemessen. Leute mit erhöhter Temperatur oder anderen Symptomen einer Covid-19-Infektion werden nach Hause geschickt.
Im Innenhof gelten Maskenpflicht und Abstandsregeln. Der Ausgang erfolgt dann über die Marienstraße. „Die Sicherheit von Teilnehmern und Mitarbeitern hat auch bei unserem Angebot oberste Priorität“, stellt Pflaumbaum klar.
Um die Besucherströme zu entzerren, beliefert die Vesperkirche auch den Alkohol akzeptierenden Aufenthaltsraum A3 in der Schützenstraße und den Wohnungslosen-Treff „TÜR“ in der Kriegsstraße mit warmen Mahlzeiten. „Die Leute dort bleiben ohnehin gerne in ihren Einrichtungen. Da ist es warm und zu uns kommen dann weniger Leute“, sagt Pflaumbaum.
Bis zu 400 Essen pro Tag möglich
Bis zu 300 Personen täglich können mit dem aktuellen Hygienekonzept im Kirchenhof mit einem warmen Mittagessen versorgt werden. Je etwa 50 in zwei Schichten á 25 Teilnehmer in den beiden Einrichtungen des Diakonischen Werks.
Das traditionelle Rahmenprogramm mit ärztlicher Sprechstunde, Auftritten des Kneipenchors oder Kuchenausgabe musste wegen der Corona-Vorgaben fast komplett gestrichen werden. Weil sich zahlreiche Menschen mit Hilfsangeboten an die Vesperkirche wandten, will Pflaumbaum zumindest noch eine Mitnahmestelle für wärmende Winterkleider einrichten.
„In diesem Winter fallen fast alle Hilfsprojekte ins Wasser“, sagt Pflaumbaum. „Deshalb wollen wir die große Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung unterstützen und bei uns bündeln“. Was noch fehlt, sind FFP2-Masken für die rund 170 ehrenamtlichen Mitarbeiter. „Diese Leute sind dafür verantwortlich, dass die Vesperkirche in diesem schwierigen Jahr überhaupt stattfinden kann“, betont die Pfarrerin. „Und deshalb wollen wir sie und die Bedürftigen bestmöglich schützen.“