Traumhaftes Sommerwetter und entspannte Atmosphäre: Das Vor-Fest in seiner verlängerten Version lockte die Besucher am Wochenende in Scharen in die Klotze.
Am Samstagabend rockte die Kultband „Dorfcombo“ vor großer Fangemeinde, zudem gab es Irish Folk von The Krusty Moors. Viel Applaus gab es unter anderem auch für das Palatine Jazz Orchestra, Singer- und Songwriter Adrian Habich oder das Kindermusical „Freunde“.
Aber – die Musik wurde zwar vom Publikum freundlich goutiert – für das Gros der Besucher stand das Treffen mit Freunden, ein kühles Bier und das chillige Ambiente im Vordergrund.
„Das Vor-Fest ist einfach sehr familiär. Das gibt es keine Menschentrauben wie beim eigentlichen Fest“, sagt Johannes Klein aus Ettlingen. Sein Kumpel Jürgen Daum aus Marxzell stimmt ihn zu: „Man hat Platz und kann in Ruhe ein Bierchen trinken“, sagt er und nimmt einen tiefen Schluck.
Das Vor-Fest in der Klotze ist im Gegensatz zum großen Karlsruher Fest noch umsonst
Nicht weit davon entfernt haben es sich Reiner Fröschle und seine Frau Beate aus Maulbronn an einer der zahlreichen Tische vor der Café-Bühne gemütlich gemacht. Die nette Atmosphäre habe sie hergelockt. „Außerdem ist es umsonst. Ich bin Schwabe“, meint der Fan der Stones und AC/DC schmunzelnd.
An ihrem Tisch haben sie schon Bekanntschaft mit einer Gruppe um Evi Adelhardt aus Grünwinkel gemacht. Die fidele Pensionärin hat auf „Das Fest“ schon einiges gesehen. Culcha Candela oder Faithless zählt sie auf. Aber hier auf dem Vor-Fest sei alles viel entspannter. „Tolle Atmosphäre, nette Leute und keine Schlangen an den Imbissständen“, bringt sie es auf den Punkt.
Speziell die ältere Generation ab 50plus, aber auch viele Familien goutieren das Festival mit lokalen Bands. „Eigentlich brauchen wir das Fest gar nicht mehr. Das Vor-Fest genügt uns völlig“, sagt Stefan Stando lachend. Das Einzige was er auf dem „Fest“ noch besuche sei das Klassik-Frühstück, so der 71-Jährige.
Derweil suchen Annabel und Annika händeringend nach einem Langos-Stand, der früher eigentlich immer da gewesen sei. Sei’s drum. Die beiden Freundinnen schwenken um auf indische Küche.
Sie finden es gut, dass regionalen Bands ein Forum geboten wird. „Da kann man so manchen Geheimtipp entdecken“, sagt Annabel, die in einem Unverpackt-Laden arbeitet. Aber natürlich schätzen die beiden 26-Jährigen auch „Das Fest“ am „Mount Klotz“, für das sie bereits Tickets haben.
Das Vor-Fest ist vor allem für die Karlsruher selbst
„Das schöne Miteinander und die gute Zeit mit alten Bekannten“ mag Stefan, dessen Brust ein T-Shirt der Schweizer Garage-Punk-Band „Lombego Surfers“ ziert.
Der 47-Jährige kann sich noch gut an die legendären Auftritte beim „Fest“ erinnern: Als Fischer-Z im Dauerregen das epische „Battalions of Strangers“ rausfeuerten, ebenso wie der grandiose Auftritt der Schotten-Rocker „Big Country“ in den 1990er Jahren, als es ebenfalls Hunde und Katzen regnete. „Zuletzt fand ich Marteria stark“, sagt der gebürtige Südbadener.
Selbst schon auf der Bühne beim „Fest“ stand Christian Fritz, besser bekannt als Fritz und einst Sänger der NDW-Band „Knutschfleck“. Der Auftritt 1995 sei eine „geile Erfahrung“ gewesen. Aber, und daran kann er sich noch gut erinnern: „Es hat heftig geregnet. Vor der Bühne war fast niemand. Die waren alle im Zelt.“
Mittlerweile, so sagt er, sei das „Fest“ eher ein Event für die Freiburger und Frankfurter. „Das Vor-Fest ist für uns Karlsruher. Menschenmassen mochte ich auch noch nie. Ich bin lieber auf als vor der Bühne“, sagt „Fritz“, der heute als Trommel-Lehrer unterrichtet.
Auch Christian Damolin stand schon auf der großen Bühne in der Klotze. 2005 mit der lokalen Band „Secret Project“. „Das Vor-Fest ist so wie das Fest ganz früher mal war. Jetzt ist mir das Fest mittlerweile zu groß und zu kommerziell. Da schaue ich mir lieber regionale Bands an und treffe Freunde“, formuliert der Musiker und Gitarren-Lehrer im Grunde das, was fast alle zum „Vor-Fest“ lockt.