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Trockenheit setzt Bäumen zu

Vorsicht geboten: Waldspaziergänge sind in Karlsruhe gefährlicher als früher

Mehrere trockene Sommer haben dem Wald in Karlsruhe stark zugesetzt. Beim Waldspaziergang ist deshalb besondere Vorsicht geboten. Das Forstamt warnt vor herabfallenden Ästen und umstürzenden Bäumen.

Ein entwurzelter Baum im Karlsruher Stadtwald.
Gefahrenquelle: Ein entwurzelter Baum im Karlsruher Stadtwald. Foto: Ekart Kinkel

Abseits der befestigten Wege im Wald spazieren ist mit deutlich mehr Risiken verbunden als noch vor einigen Jahren. Das schreibt das städtische Forstamt im aktuellen Bericht über den Zustand des Stadtwalds in Karlsruhe.

Der Grund für die Warnung: Der Zustand des Waldes hat sich nach mehreren extrem trockenen Sommern in vielen Bereichen massiv verschlechtert. Im Wald stünden deshalb viele geschädigte oder abgestorbene Bäume. Und die Gefahr, von herabstürzenden Ästen oder umfallenden Stämmen getroffen zu werden, nehme deshalb stetig zu.

„Insbesondere durch Wind oder Starkregenereignisse können sich diese Gefahren weiter verstärken“, schreibt das Forstamt in der Informationsvorlage, die am Freitag im Ausschuss für öffentliche Einrichtungen diskutiert wird.

Frau in Karlsruhe von Baum erschlagen

Wie fatal ein Waldspaziergang enden kann, zeigte sich anfangs des Jahres in einem Waldstück bei der Waldstadt. Dort wurde eine 70-jährige Frau am 12. Januar von einer Kiefer erschlagen.

Die Frau erlag noch am Unfallort ihren Verletzungen. Der etwa 30 Meter hohe Baum stand über zehn Meter vom Weg entfernt, fiel aber mit der Krone auf den Fuß- und Radweg zwischen Europa-Viertel und der nördlichen Waldstadt.

Karlsruher Forstamt kontrolliert Waldwege

Risiken auf befestigten Waldwegen zu minimieren, gehört laut der Informationsvorlage allerdings zu den zentralen Daueraufgaben des Forstamts.

„Bedingt durch die neuen Schäden und die Schäden aus dem Vorjahren bilden die Verkehrssicherungskontrollen und die Beseitigung von Gefährdungssituationen weiter einen großen Schwerpunkt bei den Betriebsarbeiten“, heißt es im sechsseitigen Bericht. Priorität bei der Verkehrssicherung habe die Baumerhaltung durch Kronenrückschnitte.

Einen Stammteil als „Ökotorso“ stehen zu lassen, sei ebenfalls ein eine naturnahe Maßnahme zur Erhöhung der Sicherheit. Alte und abgestorbene Bäume stehen zu lassen, ist für die Experten zudem ein wichtiger Faktor beim ökologischen Waldbau.

„Totholzreiche Bestände sind Herbergen der Biodiversität“, schreibt das Forstamt. Rund ein Drittel der über 10.000 im Wald vermuteten Tier-, Pflanzen und Pilzarten seien auf Totholz angewiesen – entweder als Nahrungsquelle oder als Wohn- und Brutstätte.

Nachwirkungen der Hitzesommer

Auch in diesem Jahr rechnet der Forst noch mit „deutlichen Nachwirkungen“ der Hitze- und Trockenschäden aus den vergangenen Jahren. Einige Baumbestände hätten besonders stark unter der Trockenheit gelitten und früh ihr Laub verloren. Noch könne niemand prognostizieren, ob diese Bäume im Frühjahr austreiben werden. Außerdem machten sich Schäden durch Dürre und Hitze bei manchen Baumarten wie der Eiche erst Jahre später bemerkbar.

Ob sich der Stadtwald wieder erholt, hängt nach Einschätzung des Forstamts auch vom Wetter in den kommenden Wochen und Monaten ab. Bei einem „normalen Witterungsverlauf“, also bei mehr Niederschlag als in den vergangenen Trockensommern, rechnet das Forstamt mit weniger Schäden im Wald als in den vergangenen Jahren. Ausgenommen von dieser Schätzung sind allerdings die Eschen, die vor allem unter dem Eschentriebsterben, einer in Europa verbreiteten Pilzkrankheit, zu leiden haben.

„Die Krise bietet aber auch die Chance, die Wälder schneller als geplant vielfältiger und klimagerechter zu gestalten“, heißt es in der Informationsvorlage weiter. In Karlsruhe bestünden wegen des hohen Anteils an Mischwäldern gute Voraussetzungen für den Umbau. Bei Neupflanzungen werden deshalb gezielt hitzeresistente Baumarten eingesetzt. Seit 2018 wurden im Karlsruher Stadtwald bereits 72.500 Jungbäume gepflanzt.

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