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Hauptverhandlung im Landgericht Karlsruhe

Vorwurf des schweren Bandendiebstahls: Palettenweise verschwinden teure Einspritzdüsen

Bei einem großen Autozulieferer in Karlsruhe kommen palettenweise teure Ersatzteile abhanden. Das millionenschweren Material sollen geklaut und in Rumänien verkauft worden sein.

Hauptverhandlung: Sechs Männer und eine Frau müssen sich wegen des Vorwurfs des schweren Bandendiebstahls verantworten. Sie sollen Einspritzdüsen für Dieselmotoren im Millionenwert geklaut haben.
Hauptverhandlung: Sechs Männer und eine Frau müssen sich wegen des Vorwurfs des schweren Bandendiebstahls verantworten. Sie sollen Einspritzdüsen für Dieselmotoren im Millionenwert geklaut haben. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Wenn bei älteren Autos mit Dieselantrieb eine oder gar mehrere der Einspritzdüsen kaputtgehen, wird die Reparatur meist unangenehm teuer. Allein das Ersatzteil hat einen Wert von bis zu 400 Euro. Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft Karlsruhe hat sich diesen Umstand eine Bande von Kriminellen zunutze gemacht.

Die sechs Männer und eine Frau im Alter zwischen 32 und 51 Jahren sollen im Zentrallager eines in Karlsruhe ansässigen namhaften Automobil-Zulieferers in großem Stil zugelangt haben, so die Erkenntnisse der Anklagebehörde. Jetzt müssen sie sich dafür vor dem Landgericht Karlsruhe verantworten.

Die Anklage von Erstem Staatsanwalt Matthias Hörster umfasst mehrere Dutzend Seiten. Zwischen März 2021 und Juni 2022 haben die rumänischen und italienischen Staatsangehörigen demnach auf dem Firmengelände östlich der A5 palettenweise die sogenannten Injektoren zu Unrecht an sich gebracht. Möglich war ihnen das offenbar, da sie teilweise als Mitarbeiter eines in Nürnberg ansässigen Logistikunternehmens mit den organisatorischen Abläufen in Karlsruhe bestens vertraut waren.

37 Paletten verschwinden auf Nimmerwiedersehen aus Karlsruhe

Neun Fälle listet die Staatsanwaltschaft auf, 37 Paletten mit den teuren und hochdruckbeständigen Maschinenteilen sollen sich die Angeklagten unter den Nagel gerissen haben. Der Gesamtschaden durch die mutmaßlichen Diebstähle beläuft sich den Ermittlungen von Polizei und Anklagebehörde zufolge auf knapp drei Millionen Euro.

Das Diebesgut landete demnach bevorzugt in Rumänien und wurde dort offernbar an unterschiedliche Abnehmer verkauft. Für schweren Bandendiebstahl sieht das Strafgesetzbuch (StGB) einen Strafrahmen von einem bis zu zehn Jahren Haft vor.

Los ging die mutmaßliche Serie Ende März vor zwei Jahren. 520 Injektoren im Wert von rund 191.000 Euro verschwanden, wenig später war die doppelte Menge weg. Meist brachten die mutmaßlichen Täter rund 1.000 Einheiten im Wert von gut 330.000 Euro an sich, im Januar vergangenen Jahres erbeutete man auf einen Schlag 1.940 der Einspritzpumpen im Wert von mehr als 706.000 Euro. Im April 2022 wandte sich das geschädigte Unternehmen dann an die Kriminalpolizei.

Auch gewerbsmäßige Geldwäsche steht im Raum

Nicht nur gewerbsmäßiger Bandendiebstahl, auch banden- und gewerbsmäßige Geldwäsche steht der Anklage zufolge im Raum. Die sechs Männer und eine Frau hatten nach Lage der Dinge relativ leichtes Spiel bei ihren kriminellen Taten.

Denn das Logistikunternehmen, bei dem zwei von ihnen tätig waren, verantwortet für den Geschäftsbereich „Automotive Aftermarket“ des großen Zulieferers schon seit Jahren den Warenausgang.

Versand und Verlade-Abwicklung sämtlicher Ersatzteile obliegen also dem Unternehmen aus Nürnberg. Für Tausende Sendungen täglich erstellt die Firma die Versandpapiere und besorgt die Verladung für den weltweiten Transport.

Es war also offenbar zunächst nicht weiter auffällig, dass die Einspritzpumpen palettenweise illegal das Gelände verließen. Für die Hauptverhandlung im Schwurgerichtssaal des Karlsruher Landgerichts sind einstweilen elf Tage angesetzt. Der nächste Verhandlungstag ist am Montag, 20. März, um 9 Uhr.

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