Für Menschen, die ein Dach über dem Kopf haben, sind ein warmes Bett, eine heiße Mahlzeit und eine funktionierende Heizung Selbstverständlichkeiten. Bei Wohnungslosen oder Flüchtlingen sieht das etwas anders aus. Und aktuell sind die letzten kalten Tage in diesem Jahr.
Orte zum Aufwärmen erhalten für Menschen ohne Wohnung eine ganz andere Bedeutung. Schon in den Nachkriegsjahren gab es in Karlsruhe sogenannte „Wärmestuben“, in denen sich Menschen ohne eigene Heizung aufwärmen konnten – besonders gefragt bei Temperaturen unter null Grad.
So existierten in den 1950er Jahren beispielsweise Wärmestuben des Deutschen Roten Kreuzes in der Scheffelstraße, des Gemeindesekretariats Grünwinkel in der Koellreutherstraße, im St.-Angela-Haus in der Waldhornstraße und eine von der Arbeiterwohlfahrt in der alten Friedhofskapelle beim Basler Tor in Durlach.
Leser-Spenden nach Zeitungsaufruf
Nachdem im Jahr 1953 ein Zeitungsartikel über Wärmestuben mit dem Titel „Nicht alle Kamine rauchen“ erschienen ist, spendeten Leser zum Beispiel ein Rundfunkgerät und Lesestoff, aber auch Kleidungsstücke und Kuchen für die Wärmestuben.
In der Kaiserstraße 3 wurde 1956 eine weitere Wärmestube eröffnet, da diese damals rege genutzt wurden. 1963 folgte eine weitere Stube des DRK in der Herrenstraße. In den Stuben erhielten die Besucher in der Regel auch immer einen heißen Tee.
Im Jahr 1964 wurde die Wärmestube der AWO in eine Tagesstätte umgestaltet. 1982 berichteten die Badischen Neuesten Nachrichten über eine neue Wärmestube in der Dragonerkaserne an der Blücherstraße. Diese hatte der Evangelische Gemeindedienst eröffnet.
Dort erhielten die Besucher auch durch Patenschaften finanzierte Suppen mit Brot. Zudem erhielten wohnsitzlose Menschen auch Gesprächsangebote, um bei Problemen zu helfen.
Wo Wohnungslose heute hinkönnen
Auch heute noch existieren über die Bahnhofsmission hinaus Räumlichkeiten, die etwa Obdachlose aufsuchen können.
Seit 2014 bietet die Arbeiterwohlfahrt im „Hotel Anker“ in Karlsruhe-Mühlburg einen Erfrierungsschutz für Frauen an. Von Mitte Oktober bis Mitte April erhalten dort bis zu zehn Frauen zwischen 19 und 8 Uhr des nachfolgenden Tages ein warmes Bett, eine Duschmöglichkeit und die Gelegenheit zum Gesprächsaustausch.
Die Belegung erfolgt nicht nur durch die Frauen selbst, sondern auch durch die Polizei, die Bahnhofsmission, den Tagestreff für Frauen (TafF) und die Frauenberatungsstelle vom Verein Sozialpädagogische Alternativen (Sozpädal).
Der „Tagestreff Tür“ der Diakonie Karlsruhe in der Kriegsstraße ist ein Tagesangebot für wohnungslose und ehemals wohnungslose Menschen. Sie sollen bei der Organisation ihres Alltags unterstützt werden. Tagsüber können sie sich in dem Treff aufhalten, die sanitären Anlagen zur Körperhygiene nutzen, ihre Wäsche reinigen und Gepäck aufbewahren. Zudem erhalten sie Essen, Getränke und auch Kleider von der Kleiderkammer.
„Echt ausruhen, nicht nur auf ‘ner harten Bank rumhängen. Duschen. Mal gründlich waschen und pflegen“, das können laut Webseite wohnungslose Frauen im Tagestreff für Frauen TafF der Sozialpädagogischen Alternative in der Belfortstraße unweit des Mühlburger Tors.
Dort haben sie eine Adresse, an die sie Post schicken lassen und wo sie einmal in einer Kaffee- und Wärmestube mit anderen Frauen zusammen sein können. Eine Waschmaschine, Trockner, Computer, Kopierer, Fax und Telefon stehen ihnen dort ebenso zur Verfügung wie eine Kleiderkammer.