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I hätt do mol e Frog

Warum die Flohmarkt-Saison in Karlsruhe weiterhin ausfallen könnte

Die Corona-Pandemie hat das Flohmarktgeschehen in Karlsruhe direkt zu Beginn der Saison jäh unterbrochen. Wochenmärkte finden längst wieder statt, zudem sollen ab August öffentliche Veranstaltungen mit bis zu 500 Personen wieder erlaubt werden. Und Flohmärkte?

Auf dem Birkenparkplatz beim Wildparkstadion findet normalerweise immer freitags ein Flohmarkt statt.
Auf dem Birkenparkplatz beim Wildparkstadion findet normalerweise immer freitags ein Flohmarkt statt. Foto: Rake Hora

Seit 30 Jahren steht er jeden Freitag auf dem Birkenparkplatz beim Wildparkstadion. „Zusammen mit meiner Frau verkaufe ich Klamotten, Nippes und alle möglichen Flohmarktartikel“, sagt der BNN-Leser, der sich im Rahmen der BNN-Aktion „I hätt do mol e Frog” an die Redaktion gewandt hat.

Man hört immer viel von den Wochenmärkten, aber von den Flohmärkten hört man gar nichts.
BNN-Leser und Fragensteller

Der Flohmarkt auf dem Birkenparkplatz ist für ihn ein kleines Zubrot zu seiner Rente. Doch seit Beginn der Corona-Pandemie fand in ganz Karlsruhe kein Flohmarkt mehr statt. „Ich wundere mich nur ein bisschen“, sagt der Rentner, „die Wochenmärkte finden ja auch wieder statt. Für mich macht das keinen Unterschied. Man hört immer viel von den Wochenmärkten, aber von den Flohmärkten hört man gar nichts.“ Es sei natürlich klar, dass Abstände eingehalten werden müssen. Doch der Flohmarkt sei für viele Menschen eben sehr wichtig.

Im Juli erlaubt die aktuelle Landesverordnung zur Corona-Pandemie öffentliche Veranstaltungen, bei denen es keine festen Sitzplätze gibt, mit maximal 100 Personen. Events mit bis zu 250 Personen sind zulässig, wenn es eine feste Sitzplatz-Zuweisung gibt. Ab August bis voraussichtlich 31. Oktober sollen dann Veranstaltungen mit bis zu 500 Personen erlaubt sein.

Wir können nicht vorhersagen, wie es im August aussehen wird.
Björn Weiße, Leiter des Ordnungsamts der Stadt Karlsruhe

Doch ob damit auch die Sitzplatz-Regelung für Veranstaltungen mit mehr als 100 Personen entfällt, ist nach Einschätzung des Ordnungsamts-Leiters Björn Weiße fraglich. „Der Städtetag hat uns kürzlich noch einmal bestätigt, dass die Corona-Verordnung auch für Flohmärkte gilt”, sagt Weiße. Angesichts der neuen Ausbrüche der Lungenkrankheit Covid-19 in verschiedenen europäischen Regionen könne er auch nicht ausschließen, dass es sogar wieder Verschärfungen geben werde. „Wir können nicht vorhersagen, wie es im August aussehen wird.”

Flohmärkte für 100 Personen lohnen sich für Veranstalter nicht

Die Veranstalter der Karlsruher Flohmärkte äußern sich auf BNN-Anfrage eher zurückhaltend. „Märkte für 100 Personen mit den aktuellen Regeln zu organisieren, ist administrativ gesehen viel zu kompliziert“, sagt Norbert Hüttisch. Im Auftrag der Veranstaltungsagentur Hochstatter organisiert er die Flohmärkte auf dem Stephanplatz, auf dem Kronenplatz, bei der Hochschule Karlsruhe an der Willy-Andreas-Allee und auf dem Birkenparkplatz beim Wildparkstadion.

„Der Stephanplatz hat sieben Eingänge, vier müssten wir mindestens offen lassen“, erklärt Hüttisch. „Dazu bräuchten wir mindestens vier Mitarbeiter, die sich untereinander koordinieren.“ Sie müssten die Dokumentation der Kontaktdaten überwachen und die Besucherzahlen im Blick behalten, so Hüttisch. Beim Stephanplatz sei ein Hygienekonzept auch wegen seiner Enge schwierig umzusetzen.

Märkte für 100 Personen mit den aktuellen Regeln zu organisieren, ist administrativ gesehen viel zu kompliziert.
Norbert Hüttisch, Flohmarkt-Organisator

Doch es gibt Grund zur Hoffnung: „Wir werden nächsten Monat langsam anfangen, wenn bis zu 500 Personen erlaubt sind“, sagt Hüttisch. Am Freitag, 7. August, könne auf dem Birkenparkplatz theoretisch wieder der erste Flohmarkt stattfinden. „Wir müssen allerdings noch das Hygienekonzept bei der Stadt vorlegen, die müssen das genehmigen.“

Als zweiter Flohmarkt könnte der Trödel bei der Hochschule Karlsruhe wieder starten, danach wohl auch der Markt auf dem Stephanplatz. Ein fixes Datum gebe es für diese beiden Standorte aber noch nicht. „Das sehe ich frühestens im September“, sagt Hüttisch.

Möglich sei theoretisch auf allen Flächen schon ein Flohmarktbetrieb im August. „Aber konzeptionell wird uns das zu eng. Ich möchte nicht, dass irgendetwas schief geht.“ Voraussetzung sei zudem grundsätzlich, dass die Eigentümer der Flächen ihr Einverständnis geben – man müsse noch mit der Hochschule sprechen, und für Stephanplatz und Kronenplatz sei das Marktamt der Stadt Karlsruhe Ansprechpartner.

Die Flohmarkt-Saison ist genau in die Corona-Zeit gefallen. Richtung Winter wird es dann sowieso schwierig.
Marcel Schoroth, Flohmarkt-Organisator

Die Organisatoren anderer Flohmärkte sind indes noch nicht ganz so weit. Bei der Berufsakademie an der Erzbergerstraße findet vorerst kein Markt statt, berichtet Marcel Schoroth auf BNN-Anfrage. „Das Problem ist: Wir wissen selbst nichts Genaues“, so Schoroth.

Solange Großveranstaltungen nicht erlaubt sind, sieht er wenig Perspektiven für den Flohmarkt in der Nordstadt. „Wir hoffen, dass dieses Verbot nicht nochmal verlängert wird“, sagt Schoroth. „Die Flohmarkt-Saison ist genau in die Corona-Zeit gefallen. Richtung Winter wird es dann sowieso schwierig.“

Durlacher Kruschtlmarkt fällt bis Ende Oktober aus

Für den großen Messplatz-Flohmarkt wäre der nächste Termin der 12. September, ein weiterer am 17. Oktober. Doch Veranstalterin Stefanie Timke will sich noch nicht festlegen. „Ich denke, dass es ab September oder Oktober wieder möglich sein wird“, sagt sie nur.

Sobald wir von der Regierung das Okay bekommen, starten wir wieder mit dem Kruschtlmarkt.
Wolfgang Erb, ARGE Durlacher und Auer Vereine

Die Fans des Durlacher Kruschtlmarkts werden sich noch einige Monate gedulden müssen. „Sobald wir von der Regierung das Okay bekommen, starten wir wieder mit dem Kruschtlmarkt“, sagt Wolfgang Herb von der Arbeitsgemeinschaft Durlacher und Auer Vereine, die den Markt organisiert.

Die Begrenzung auf 500 Personen sei für den Kruschtlmarkt mit normalerweise bis zu 5.000 Besuchern allerdings keine Option. „Wenn ich Aussteller habe, sollen die ja auch Geld verdienen.“ Ein Hygiene- und Abstandskonzept umzusetzen, sei zudem für die Vereine schwierig und teuer. „Bis Ende Oktober machen wir keinen Markt mehr“, sagt Erb.

Vielleicht hat zumindest der BNN-Leser Glück, und kann bald wieder auf dem Birkenparkplatz seine Schätze feilbieten.

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