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Folge eines Urteils

Warum in Karlsruhe Tempo-30-Schilder wie Pilze aus dem Boden schießen

Auch an großen Ausfallstraßen tauchen in Karlsruhe immer öfter Tempo-30-Schilder auf. Das wäre bisher nicht möglich gewesen. Was steckt dahinter?

Tempo runter: An vielen Stellen im Stadtgebiet – im Bild die Herrenalber Straße in Rüppurr – verordnet die Stadt maximal 30 Kilometer pro Stunde. Vielfach gilt dies ganztägig, mancherorts aber auch nur nachts.
An vielen Stellen im Stadtgebiet – im Bild die Herrenalber Straße in Rüppurr – verordnet die Stadt maximal 30 Kilometer pro Stunde. Vielfach gilt dies ganztägig, mancherorts nur nachts. Foto: Jörg Donecker

Die Aufregung ist beträchtlich an der Rüppurrer Tankstelle Ecke Rastatter- und Allmendstraße. Während sie den Kraftstoffbehälter ihres Kleinwagens mit Super E10 auffüllt, lässt Ewa Gajda ihren Emotionen freien Lauf: So einen Blödsinn habe sie noch selten erlebt. Tempo 30 auf der Herrenalber Straße – „ja geht’s eigentlich noch?“

Ihr Zapfsäulen-Nachbar versucht es mit Beschwichtigung. Das gilt ausweislich der neuen Beschilderung doch nur in den Nachtstunden, macht er deutlich. Die Pendlerin kann aber auch das nicht besänftigen. Eine wichtige Ausfallstraße sei das. Dort müsse der zügige Verkehrsfluss gewährleistet sein. Jedenfalls lässt sich ihr leidenschaftlicher Redeschwall auf diesen Nenner bringen.

Regelmäßig befährt Ewa Gajda mit ihrem Wagen die Herrenalber Straße in Richtung Ettlingen und Albtal; vor einigen Tagen hat sie die neue Beschilderung wahrgenommen. Den Verkehrszeichen zufolge darf dort zwischen 22 Uhr abends und 6 Uhr in der Früh maximal mit Tempo 30 gefahren werden.

Der Grund lautet Lärmschutz. „Da hält sich ja doch niemand dran“, schimpft die aufgebrachte Autofahrerin, während der Zapf-Mechanismus die Kraftstoff-Förderung mit einem Klicken stoppt.

Tempo 30 in Karlsruhe: Missachtung kann teuer werden

Ob die Verkehrsteilnehmer das neue Limit respektieren oder nicht, muss sich erst noch zeigen. Denn wer innerorts als Auto- oder Motorradfahrer zu schnell unterwegs ist, der muss mit empfindlichen Strafen rechnen.

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Autofahrer, die auf der Herrenalber Straße im fraglichen Abschnitt am späten Abend beispielsweise mit 61 Kilometern pro Stunde gemessen werden, mögen das subjektiv nicht als zu schnell empfinden. Sie müssen aber mit einem Bußgeld von 260 Euro rechnen – zuzüglich zweier Punkte in Flensburg und einem einmonatigen Fahrverbot.

Limitierung vereinzelt nur nachts

Nicht nur bei Nacht in der Herrenalber Straße zwischen Tulpenstraße und Battstraße hat die Stadt das Fahrtempo herabgedimmt.

Ebenfalls von 22 Uhr abends und 6 Uhr morgens gilt Tempo 30 auf Rheinstraße und Kaiserallee zwischen Entenfang und Händelstraße, Karlstraße zwischen Jollystraße und Ebertstraße, Moltkestraße zwischen Erzberger Straße und Hertzstraße sowie auf der Rittnertstraße zwischen Badener Straße und Dürrbachstraße.

Derzeit beziehungsweise in den kommenden Tagen oder Wochen stoßen Auto- und Motorradfahrer auch andernorts auf neue Tempo-30-Schilder. Sie sind ganztägig gültig. Das betrifft etwa die Badener- respektive Grötzinger Straße zwischen Rommelstraße und Neßlerstraße, die Reinhold-Frank-Straße zwischen Moltke- und Kriegsstraße und die Kriegsstraße zwischen Weinbrennerplatz und Reinhold-Frank-Straße.

Manche Ortsdurchfahrt ist betroffen

Auch die Ortsdurchfahrten von Grünwettersbach, Hohenwettersbach, Palmbach und Stupferich sind betroffen. In Grünwettersbach ist es die Wiesenstraße zwischen Reickertstraße und „Am Wiesenacker“. In Palmbach handelt es sich um die Talstraße zwischen Waldbronner Straße und „Auf der Römerstraße“.

In Stupferich herrscht Tempo 30 auf weiten Teilen von Thomashofstraße, Karlsbader Straße und Kleinsteinbacher Straße, in Hohenwettersbach auf der Tiefentalstraße zwischen Rehbuckel und Lindenstraße. Dort ist auch die Straße Spitalhof ab dem bebauten Bereich östlich des Friedhofs bis zur Lindenstraße als Tempo-30-Strecke ausgewiesen.

Nur noch Tempo 30 gilt überdies bereits jetzt oder in baldiger Zukunft in der Rüppurrer Straße zwischen Baumeisterstraße und Stuttgarter Straße, in der Augustenburgstraße zwischen Kirchstraße und Winkler-Dentz-Straße, in der Welschneureuter Straße zwischen Michael-Pacher-Weg und Neureuter Hauptstraße, in der Durmersheimer Straße zwischen Blohn- und Rheinhafenstraße, in der Eckenerstraße zwischen Silcher- und Franz-Abt-Straße sowie in der Rheinhafenstraße zwischen Badener und Dürrbachstraße.

VGH-Urteil macht den Weg frei

Die aktuelle Tempo-30-Offensive der Stadt Karlsruhe basiert auf einem Urteil des Verwaltungsgerichtshofs (VGH) Baden-Württemberg zur sogenannten Lärmaktionsplanung an Straßen.

Der Richterspruch stärkte die Lärmaktionspläne der Städte und Gemeinden im Land. Die Rathäuser haben es seither leichter, wenn sie Tempobeschränkungen verhängen wollen. Man begrüße diese neuen Möglichkeiten, erklärte ein Rathaussprecher auf Nachfrage der BNN.

Die Stadt Karlsruhe hat sich auch der Städte-Initiative für mehr Tempo 30 auf innerörtlichen Hauptverkehrsstrecken angeschlossen. Die hier versammelten rund 200 Städte wünschen sich von der Bundesregierung grundsätzlich mehr Entscheidungsfreiheit bei der Anordnung von Tempo 30.

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