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Cannabis, Kokain und Co

Werderplatz, Festplatz und Schlossgarten sind Schwerpunkte des Drogenhandels in Karlsruhe

An Drogen zu kommen, ist in Karlsruhe nicht besonders schwer. Doch woran liegt das und wie kämpft die Polizei gegen den Rauschgifthandel?

Teilweise schon erlaubt: Der Konsum von Cannabis aus medizinischen Gründen ist in Deutschland bereits legalisiert. Die Koalition möchte per Gesetz aber auch den genussvollen Konsum erlauben.
Am Morgen ein Joint: Drogen sind in Karlsruhe nach Einschätzung der Polizei leicht erhältlich. Gehandelt wird mit Rauschgift immer mehr im Internet. Foto: Fabian Sommer/dpa

Ob auf einem Musik-Festival, an einem Sommerabend in öffentlichen Parks oder beim Spaziergang durch dicht besiedelte Stadtteile: Wer mit offener Nase durch Karlsruhe schlendert, wird regelmäßig mit dem süßlichen Geruch von Cannabis-Rauch konfrontiert.

Und wer die Aushänge in den Karlsruher Gerichten in Augenschein nimmt, stößt fast täglich auf eine Verhandlung wegen unerlaubten Handels mit Betäubungsmitteln.

Werderplatz, Festplatz und Schlossgarten sind Schwerpunkte des Drogenhandels in Karlsruhe
Werderplatz, Festplatz und Schlossgarten sind Schwerpunkte des Drogenhandels in Karlsruhe Foto: BNN - Infografik

Doch wer handelt in Karlsruhe überhaupt mit Rauschmittel und vor allem wo? Und welche Drogen sind derzeit angesagt?

Ekart Kinkel hat die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengetragen.

Was ist beim Umgang mit Drogen eigentlich erlaubt und wann begeht man eine Straftat?

Der Drogenkonsum wird im Betäubungsmittelgesetz nicht ausdrücklich erwähnt. Einen Joint rauchen oder einen Trip einwerfen ist deshalb juristisch gesehen erlaubt. In der Praxis ist das aber kaum durchsetzbar. Bei Besitz, Handel und Herstellung von illegalen Drogen wie Haschisch, Marihuana, Kokain oder Heroin drohen nämlich Geldstrafen oder Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren. Wenn es sich nur um geringe Mengen handelt, kann die Staatsanwaltschaft von einer Strafverfolgung absehen. Das wird aber im Einzelfall entschieden.

Wie hat sich Zahl der Drogen-Delikte in Karlsruhe in den vergangenen zehn Jahren entwickelt?

Steigend. 2012 wurden in der polizeilichen Kriminalstatistik für den Stadtkreis Karlsruhe 1.462 Fälle vermerkt, 2021 waren es 1.955. Für das vergangene Jahr rechnet die Polizei mit einer rückläufigen Entwicklung und der geringsten Fallzahl seit fünf Jahren. Das wären etwa 1.800 Drogen-Delikte. Offiziell präsentiert wird die Statistik für 2022 am 23. März.

Wie aussagekräftig ist so eine Statistik?

Nur bedingt. Die Polizei verweist immer wieder darauf, dass Drogendelikte meistens erst durch Polizeikontrollen oder nach Hinweisen ans Tageslicht kommen. Das bedeutet: Wenn die Polizei den Drogenhandel gezielt verfolgt, steigen die Fallzahlen. Geht man keinen Hinweisen nach, tauchen auch keine Straftaten in der Statistik auf. Außerdem geht die Polizei von einem großen Dunkelfeld aus. Das bedeutet: Rauschgifthandel findet meist im Verborgenen und damit auch außerhalb der polizeilichen Wahrnehmung statt.

Wo wird in Karlsruhe mit Drogen gehandelt?

Örtliche Schwerpunkte sind nach den Erkenntnissen der Polizei der Werder- und Festplatz sowie in den Sommermonaten der Schlossgarten. Eine erhöhte Einsatzdichte hat es laut der Kriminalpolizei auch in Oberreut gegeben. Allerdings hat sich der Drogenhandel in den vergangenen Jahren vom öffentlichen Raum in das „Darknet“, einem verborgenen Teil des Internets, verlagert. Laut den Ermittlungen der Polizei gehen Konsumenten so nicht mehr den Weg über Zwischenhändler, die sogenannten Kleindealer. Nach Einschätzung der Polizei sind in Karlsruhe sämtliche Betäubungsmittelarten sehr gut verfügbar.

Wer handelt in Karlsruhe mit Drogen?

„Der überwiegende Teil der Betäubungsmitteldelikte in der Begehungsform ,Handel treiben’ wird von deutschen Staatsangehörigen begangen“, teilt die Polizei auf Anfrage dieser Zeitung mit. Bei anderen Nationalitäten gebe es keine Ausreißer nach oben. Die Zahl tatverdächtiger gambischer Asylbewerber, die während der Flüchtlingskrise stark zunahm, sei in Karlsruhe mittlerweile wieder rückläufig.

Wie sieht es in Unterkünften für Geflüchtete aus?

„Es liegen Erkenntnisse vor, dass im Umfeld von Flüchtlingsunterkünften im Stadtgebiet mit Rauschgift gehandelt wird“, schreibt die Polizei weiter. Dabei gehe es aber meistens um Kleinhandel. Das deckt sich auch mit einer Antwort der Stadt auf eine Gemeinderatsanfrage der AfD, die über möglichen Drogenhandel in städtischen Liegenschaften informiert werden wollte.

Anders sieht es offenbar südlich von Karlsruhe aus. Bei einer Drogenrazzia in Baden-Baden und im Landkreis Rastatt durchsuchten Anfang der Woche 150 Polizeibeamte wegen des Verdachts auf Drogenhandel im großen Stil mehrere Wohnungen und Asylunterkünfte.

Welche Drogen werden in Karlsruhe eigentlich gehandelt?

Cannabis steht in der polizeilichen Statistik mengenmäßig ganz oben, auf den Plätzen zwei bis vier folgen Amphetamin, Kokain und Ecstasy. Der Heroinhandel ist nach den Erkenntnissen der Polizei rückläufig. Bei Cannabisprodukten gibt es laut der Polizei einen Trend zum Haschisch und weg vom Gras. Außerdem sei der Wirkstoffgehalt beim Cannabis stark gestiegen. Die Folge dieser Entwicklung seien vermehrt psychische Auswirkungen beim Konsum wie etwa Depressionen oder Psychosen.

Wie viele junge Menschen leiden in Karlsruhe an den psychischen Folgen des Cannabiskonsums?

Schwer zu sagen. „Hinsichtlich der Versorgung von Jugendlichen kann nur die klinische Inanspruchnahme ausgewertet werden“, schreibt die Stadt auf eine Anfrage der AfD-Gemeinderatsfraktion nach Therapieplätzen für Jugendliche mit drogenbedingten psychischen Störungen.

Im Februar soll die Zahl der jugendpsychiatrischen Behandlungsplätze für diese Gruppe von 14 auf 20 ausgebaut werden. Wie viele Jugendliche sich ambulant im niedergelassenen Bereich behandeln lassen, dazu kann die Stadt keine Angaben machen.

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