Seit der Schließung Ende November 2021 hat die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe nur im Verborgenen gewirkt – „nun sind wir wieder arbeitsfähig für die nächsten Jahre“, sagte Direktorin Pia Müller-Tamm am Donnerstag. Mit einer aufwendig inszenierten Sammlungspräsentation im ZKM-Hallenbau tritt die Kunsthalle Ende April zurück auf die Kunstbühne, wie sie jetzt bekanntgab.
Am Wochenende des 29./30. April soll es am ZKM-Standort ein großes Fest der Kunst bei freiem Eintritt geben. Beteiligt sein werden auch die anderen Kunsteinrichtungen des ZKM.
Mehrere Tausend Kunstwerke sind verpackt worden, das Hauptgebäude der Kunsthalle an der Hans-Thoma-Straße ist mittlerweile fast ausgeräumt. Das Kunsthallen-Team war mit dem Umzug und mit dem Einzug in Interimsquartiere vollauf beschäftigt – und zugleich mit den Vorbereitungen für die neuen Auftritte, die vom ZKM, bis hin zur Wiedereröffnung der Orangerie (ab 2024 nach einer Sanierung der Kuppel) wieder folgen sollen.
Die Junge Kunsthalle soll im Herbst wieder öffnen
Die Junge Kunsthalle soll noch in diesem Herbst wieder öffnen – sie wurde vor 50 Jahren als Kindermuseum gegründet. Auch die stattliche Bibliothek ist fertig eingerichtet und soll Ende April fürs Publikum wieder zugänglich sein – ein Vorteil des neuen Quartiers gegenüber der Europahalle: Die vorher an vier Standorten verteilten Bände sind nun zusammen untergebracht.
Dem ZKM aber gehört drei Wochen nach Ostern der Hauptaufschlag. Rund fünf Jahre will die Kunsthalle hier ihre Werke präsentieren, in der Hoffnung, dass dann 2028 der erste Bauabschnitt des Großprojekts des Landes Baden-Württemberg, die Sanierung samt tiefergelegtem Foyer mit Lichtdecke im Innenhof des Hauptgebäudes an der Hans-Thoma-Straße, fertiggestellt sein wird.
„Wir haben den politischen Auftrag, eine Sammlung dieser Güteklasse nicht über viele Jahre verborgen zu halten, sie gehört den Bürgern“, erklärte Kunsthallen-Direktorin Müller-Tamm am Donnerstag auf der Pressekonferenz in der Hermann-Veit-Straße 6, dem Interim für die Verwaltung wie für die Kunstbibliothek.
Die Sammlungspräsentation wird die letzte Ausstellung unter der Leitung von Müller-Tamm sein; sie geht ab Mai in den Ruhestand. Ihre Nachfolge sei geklärt, sagte sie, verriet aber keinen Namen.
Dafür aber gab es einen Einblick, wie sich die Kunsthalle im ZKM zeigen wird: Die Ruhe und Kontemplation, die in der Vierflügelanlage bislang für die historisch gewachsene Sammlung herrschte, muss im eher laut anmutenden, markanten ZKM-Hallenbau geschaffen werden – zuständig ist dafür das Büro Merz+Merz mit Sitz in Stuttgart und Berlin gewesen.
Die Ausstellungsmacher wollen bis Ende April einen neu konzipierten Rundgang samt Abtrennung mit modernen Vorhängen einrichten. „Der Vorhang spielt auch in der Kunst immer eine Rolle“, so Müller-Tamm. Als Übergang von der flimmernden Medienkunst zu Gemälden und zarten Papierarbeiten soll ein filmischer Dialog der Berliner Regisseurin Anna Henckel-Donnersmarck dienen, ihren Rückblick hatte sie Ende 2021 im Hauptgebäude gedreht.
Rund 2.000 Quadratmeter werden ab Ende April im Obergeschoss der Lichthöfe eins und zwei des ZKM mit Hauptwerken der Kunsthallen-Sammlung vom Spätmittelalter bis in die Gegenwart neu bespielt und mit speziellen Raummodulen neu inszeniert.
Gemälde von Matthias Grünewald, Hans Baldung Grien, von Rembrandt, Rubens, von Cézanne, Gauguin, Magritte bis Gerhard Richter werden wieder zu sehen sein. Auch einige verborgene Schätze aus den Kunsthallendepots sollen gezeigt werden – insbesondere Werke von Künstlerinnen.
Wir haben alles in der Sammlung in die Hand genommen.Nele Bordt, leitende Restauratorin
Von denen hat die leitende Restauratorin Nele Bordt bei der Vorbereitung auf den Umzug so einige aus den Depots ans Licht geholt. „Wir haben alles in der Sammlung in die Hand genommen, gesichtet, für den Transport fertiggemacht und verpackt“, erklärte sie – will heißen gut 4.000 Gemälde, teils Riesenformate, und gut 400 Skulpturen, dazu 100.000 Arbeiten auf Papier. Auch sie sollen im ZKM ein Plätzchen bekommen.