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Feierliche Zeremonie

Altkatholische Gemeinde Karlsruhe weiht eine Frau und zwei Männer zu Priestern

Was in der römisch-katholischen Kirche nach wie vor unmöglich ist, hat in der Altkatholischen Gemeinde in Karlsruhe stattgefunden: Eine Frau wurde zur Priesterin geweiht, und mit ihr zwei Männer.

Wolfgang Graf, der emeritierte Erzbischof von Utrecht, Joris Vercammen, Elizabeth Dudley und Christoph Lichdi (von links) stehen vor dem Eingang zur Karlsruher Auferstehungskirche.
Der emeritierte Erzbischof von Utrecht, Joris Vercammen (2. von links), hat Wolfgang Graf (links), Elizabeth Dudley und Christoph Lichdi (rechts) zu Priestern geweiht. Foto: Jörg Donecker

Für ziemlich viel Wirbel hat im Sommer in Kirchenkreisen die Nachricht gesorgt, dass ein ranghoher Geistlicher aus der römisch-katholischen Kirche ausgetreten und in die Altkatholische Kirche eingetreten ist.

Altkatholisch? Das ist nicht für jedermann ein Begriff. Der ranghohe Geistliche war Andreas Sturm, vor Kurzem noch Generalvikar in Speyer und jetzt Priester am Bodensee. Frustriert vom Reformstau war für ihn die Altkatholische Kirche eine Alternative.

„Wenn ich beim Predigen eher eine Rolle spiele, muss ich gehen. Ich will das mit heißem Herzen tun – und keine Show“, sagte Sturm in einem Statement zu seinem Austritt.

Auf diesen Sachverhalt ist auch der emeritierte Erzbischof von Utrecht, Joris Vercammen, eingegangen, als er am Samstag eine Frau und zwei Männer in der Altkatholischen Gemeinde in Karlsruhe zu Priestern weihte. „Das Priestertum hat nichts mit Purpur und Reichtum zu tun, sondern mit Authentizität“, sagte er in der voll besetzten Auferstehungskirche.

60 Altkatholische Gemeinden in Deutschland

Die Altkatholische Kirche entstand nach den Entscheidungen des Ersten Vatikanischen Konzils von 1870, wonach der Papst die oberste rechtliche Gewalt in der katholischen Kirche ausübt und in Fragen des Glaubens unfehlbar ist. Das Bistum der Altkatholiken in Deutschland umfasst rund 60 Gemeinden in nahezu allen Bundesländern.

Während in der Weltkirche Frauen nicht geweiht werden und Priester nicht heiraten dürfen, ist beides in der liberaleren Altkatholischen Kirche möglich.

So wurden auch am Samstag in Karlsruhe nicht nur Wolfgang Graf und Christoph Lichdi feierlich zu Priestern geweiht, sondern auch Elizabeth Dudley zur Priesterin.

Die Neugeweihten erhielten in der Zeremonie zunächst das liturgische Gewand für die Feier der Eucharistie, die Stola und die Casel. Danach salbte ihnen der Bischof die Hände mit dem Chrisamöl und überreichte ihnen Kelch und Hostienschale.

Zum Abschluss der eigentlichen Ordination tauschten die Neugeweihten mit den anwesenden Priestern des Bistums den Friedensgruß aus.

Christoph Lichdi betreut künftig als Vikar die Gemeinde in Karlsruhe. Der 44-Jährige war früher Mitglied in der römisch-katholischen Kirche, den Weg zum Priester hatte er damals ausgeschlossen. Ohne Familie wollte er nicht leben, wurde schließlich Dirigent. „Es war aber immer schon eine Frage“, sagt er im Gespräch mit den BNN über seinen Weg zum Priester.

Es war schon immer klar, dass das meine Berufung ist.
Elizabeth Dudley, Priesterin

Elizabeth Dudley aus Bremen wird Geistliche im Ehrenamt sein. Die 61-Jährige kommt ursprünglich aus England, lebt aber seit 40 Jahren in Deutschland. „Ich freue mich sehr“, sagt die Gymnasiallehrerin für Englisch und Deutsch nach der Weihe, „es war schon immer klar, dass das meine Berufung ist.“

Auch Wolfgang Graf wird in seiner Gemeinde in Coburg ehrenamtlich Priester sein. Im Hauptberuf ist der 51-Jährige Lehrer. Mit der Altkatholischen Kirche kam er durch die Hochzeit einer Freundin in Kontakt, seit 2010 ist er Mitglied. „Verkrustete Strukturen und die Sexualmoral“ bewegten ihn zum Austritt aus der römisch-katholischen Kirche. „Ich konnte da nicht mehr mitmachen“, sagt er.

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