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Streifzug am Sonntag

Wie das Stadtmuseum Karlsruhe beim Leben am Rhein neue Wege geht

„Stadt Mensch Fluss: Karlsruher*innen am Rhein“: Die Ausstellung des Stadtmuseums Karlsruhe im Prinz-Max-Palais geht neue Wege. Etwa am Sonntag, 16. Oktober, mit einen Streifzug auf Künstlers Spuren in Daxlanden.

Am 6.10.2022 zeigen im Kutterer-Atelierhaus in Daxlanden anlässlich der Ausstellung im Stadtmuseum „Menschen am Rhein" Elisabeth und Roland Schmitt Originalgemälde und Vorentwürfe des Malers.
Malerischer Rhein: Als Ergänzung der Ausstellung im Stadtmuseum „Menschen am Rhein“ zeigen Elisabeth und Roland Schmitt Originalgemälde und Vorentwürfe des Malers August Kutterer in dessen einstigem Atelierhaus in Daxlanden. Foto: Jörg Donecker

Mit einer meterlangen Papierrolle in den Händen steigt Roland Schmitt auf zwei Stühle im gemütlichen Atelierhaus des früheren Daxlander Kunstmalers August Kutterer. So groß ist der malerische Vorentwurf einer idyllischen Szene am Rheinufer, dass Schmitt ein bisschen turnen muss, um das Gemälde zu entrollen.

Seine Frau Elisabeth Schmitt, die Enkelin des 1954 verstorbenen Malers, hat es einfacher. Sie stellt ihr Lieblingsmotiv, ein Stillleben, auf eine Staffelei. Der Clou: Dreht man es um, sieht man die Kähne am Rheinufer, die es Kutterer angetan hatten. Vermutlich um Material zu sparen, malte er sie auf die Rückseite des Stilllebens.

Wasser, Weite, Fernweh: Dieser Dreiklang spricht heute wie damals viele Menschen an. In Karlsruhe gilt das besonders für diejenigen, die am oder mit dem großen Strom leben: Ruderer und Freizeitkapitäne, Berufsfischer, Radfahrer oder auch passionierte Fotografen. Das greifen im Stadtmuseum im Prinz-Max-Palais Christina Sutter und Ferdinand Leikam auf mit ihrer frisch aufgemachten Ausstellung „Stadt Mensch Fluss: Karlsruher*innen am Rhein“.

Unterwegs zu den Menschen im Hafen und am Fluss

In der Vorbereitungsphase machten sich die Kuratoren auf zur Wasserschutzpolizei und zu den Profis im Rheinhafen, zu Vereinen, Naturschützern und Künstlern der Ateliergemeinschaft Nordbecken. Und sie machten die Bekanntschaft der Eheleute Schmitt aus Odenheim, die das Erbe des zu seiner Zeit weit über Karlsruhe hinaus bekannten Freiluft-Malers Kutterer gerettet hat.

„Wir leben schon seit Generationen mit dem Rhein“, sagt die Enkelin, die in Daxlanden aufwuchs. Die verwunschenen Gärten, hohen Pappeln und verborgenen Rheinauen kennt sie von Kindesbeinen an. Der Kutterer-Erlebnis-Weg, den sie ausgehend vom Atelierhaus in der Vorderstraße 14 in Daxlanden entwickelt hat, folgt Motiven ihres Großvaters.

Leikam bleibt lächelnd stehen vor Kutterers Feldstaffelei, die der 1898 geborene Daxlander für seine häufigen Ausflüge mit Pinsel und Palette in die Natur schulterte. Ein Schirm, dessen Stoff zum Zerfallen mürbe wirkt, krönt die Konstruktion. „Den Schirm hat er nicht für sich aufgespannt“, erklärt der Kurator. „Es ging darum, dass ihm die Sonne nicht zu schnell die Farben trocknet.“

Ein Spaziergang in Schleifen

Auch die Besucher der Rhein-Ausstellung im Stadtmuseum erwartet ein Spaziergang hinein in die Welt am Fluss. Um 22 Menschen aus den Bereichen Freizeit und Sport, Verkehr und Technik, Kunst und Kultur mäandernd wie der Fluss, um dessen Anwohner es geht, führt die Spur aus der Vergangenheit mit Flussbegradiger Tulla und Hafenerbauer Honsell in die Gegenwart. Zum Beispiel zur Naturpädagogin Susanne Pimentel, zum Goldwäscher Michael Leopold oder zum jungen Motorbootfahrer Linus Mund.

„Wir sind im Schneeballverfahren einer interessanten Persönlichkeit nach der anderen begegnet“, erzählt Leikam. „Die Liste der Menschen aus dem Hier und Heute wuchs immer weiter.“ Wertvolle Kontakte auch rheinauf- und -abwärts seien entstanden. So wollen die Kuratoren weitermachen. „Unser Ziel ist“, sagt Leikam, „das Stadtmuseum besser mit den Menschen in der Stadt zu vernetzen.“

Museum präsentiert attraktive Leihgaben

Der Anfang sei ermutigend und von beeindruckendem Vertrauen geprägt gewesen, berichtet der Ausstellungsmacher: Kein Angefragter gab dem Museumsprojekt einen Korb. Stattdessen aber bereitwillig persönliche Objekte als Leihgabe.

Wie das Flussbettmodell des Fischers Andreas Dannenmaier, komplett mit Pflanzenbewuchs und Reusen en miniature unter einem mächtigen Original. Wie das Olympiaboot von 1964, das nun inklusive der alten Sportschuhe im letzten Saal hängt, gegenüber dem unvergessenen „Milch“-Schriftzug aus dem Rheinstrandbad Rappenwört.

Der Strom als kostbarer Ort

„Was verbindet Sie mit dem Rhein?“, fragt die Mitmachstation als letzter Anziehungspunkt vor dem Ausgang. Auf Postkarten mit blauer Wellenlinie unter dem Stichwort „Mein Rhein“ hinterlassen Besucher erste Antworten. Teils wehmütige Erinnerungen sind festgehalten. Andere beschreiben, wie sie am Strom als kostbarem Rückzugsraum Erholung finden.

Eine weitere Notiz verrät aber auch, dass längst nicht jedem Menschen, der in Karlsruhe lebt, der Fluss und seine verträumten Auen automatisch vertraut sind: „Als ich hergezogen bin, war mir gar nicht bewusst, dass der Rhein so direkt in der Nähe ist und was man hier alles machen kann.“

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