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Planungen laufen

Wie der Ukraine-Krieg den Karlsruher Weihnachtscircus beeinflusst

Der Vorverkauf für die 13. Auflage des Karlsruher Weihnachtscircus läuft. Das Programm steht, doch auf eine jahrelange Gewohnheit müssen Zuschauer und Verantwortliche vermutlich verzichten.

13. Spielzeit: Der Karlsruher Weihnachtscircus auf dem Messplatz öffnet vom 22. Dezember bis 8. Januar den Vorhang zur Manege.
13. Spielzeit: Der Karlsruher Weihnachtscircus auf dem Messplatz öffnet vom 22. Dezember bis 8. Januar den Vorhang zur Manege. Foto: ROMANZA Circusproduktion

Monatelang verhandeln Joachim Sperlich und sein Team. Sie wollen zwölf preisgekrönte russische Artisten mit einer spektakulären Schleuderbrett-Nummer für die neue Auflage des Karlsruher Weihnachtscircus’ verpflichten. Die Zusage ist da, es fehlt nur noch der Vertrag. Dann gibt Russlands Präsident Wladimir Putin den Befehl für den Angriff auf die Ukraine.

„Wir mussten die Verhandlungen abbrechen“, sagt Zirkus-Pressesprecher Kevin Leppien. Für die Künstler tue ihm das leid. Viele kenne man seit Jahren, wisse, dass sie Putins Krieg selbst verurteilen und persönlich nichts damit zu tun haben. „Trotzdem wollen wir damit nicht in Verbindung gebracht werden.“

Ukrainisches Duo wird in der Karlsruher Manege stehen

Der russische Angriff auf das Nachbarland hat in der Zirkusbranche für viel Aufregung gesorgt. „Ein Großteil der Artisten kommt aus diesen beiden Ländern. Dort ist die Zirkuskultur eine ganz andere als bei uns“, erläutert Leppien.

Viele dieser Künstler sind von heute auf morgen nicht mehr verfügbar. Auf die Verpflichtung russischer Truppen verzichten zahlreiche Zirkusmacher wie Joachim Sperlich derzeit freiwillig, ukrainische Männer dürfen hingegen ihr Land nicht verlassen.

Ein Duo aus der Ukraine wird vermutlich dennoch kurz vor Weihnachten in der Karlsruher Manege stehen, weil es bei Kriegsbeginn nicht in ihrer Heimat war. „Die sind aktuell in Frankreich“, erklärt der Zirkus-Pressesprecher. Aller Widrigkeiten zum Trotz steht das Programm gut drei Monate vor dem Start, unter dem ein oder anderen Vertrag fehlt aber noch die Unterschrift.

Unsere gewohnte Live-Band kommt aus der Ukraine, vier der acht Mitglieder sind noch dort.
Kevin Leppien, Zirkus-Pressesprecher

Mit dabei sind eine Truppe aus Äthiopien, ein spanischer Comedian, Artisten aus Tschechien und Schleuderbrett-Künstler – allerdings nun aus Ungarn und nicht aus Russland. „Wir sind guter Dinge“, so Leppien.

Vier Mitglieder der Live-Band dürfen die Ukraine nicht verlassen

Ein Sorgenkind bleibt allerdings, und die Hoffnung auf eine Lösung ist überschaubar groß, denn auch die hängt mit dem Krieg zusammen. „Unsere gewohnte Live-Band kommt aus der Ukraine, vier der acht Mitglieder sind noch dort“, berichtet Kevin Leppien.

Man stehe regelmäßig mit den Männern in Kontakt. Keiner sei an den Kämpfen direkt beteiligt, alle seien bei ihren Familien. Es sei möglich, dass man deshalb auf eine Band verzichten müsse. „Musiker ohne Zirkuserfahrung kommen nicht infrage.“

Spurlos geht an den Zirkusmachern auch eine weitere Folge des russischen Angriffskriegs nicht vorbei: die Entwicklung der Energiepreise. Man habe zwar die Beleuchtung schon vor Jahren auf LED umgestellt und während der Corona-Krise in eine moderne Zeltheizung investiert, rechne aber mit deutlich höheren Kosten.

„Wir werden zum ersten Mal seit 2016 die Preise etwas erhöhen, das war aber bereits geplant.“ Die teuersten Tickets kosten nun 40 statt 39 Euro, die günstigsten 25 statt 20. Vorstellungen gibt es vom 22. Dezember bis 8. Januar.

Vorverkauf für den Karlsruher Weihnachtscircus ist angelaufen

„Aufgrund der für alle schwierigen wirtschaftlichen Entwicklung waren wir skeptisch, aber der Vorverkauf läuft wie immer“, sagt Pressesprecher Leppien. Seit wenigen Tagen wirbt der Karlsruher Weihnachtscircus offiziell dafür.

Anders als in den Vorjahren begann der Ticketverkauf aber nicht erst am 1. August oder September, sondern bereits im Januar kurz nach Abschluss der vergangenen Spielzeit. „Wir haben frühzeitig eröffnet, weil viele wegen der damals gültigen Corona-Einschränkungen leer ausgegangen waren.“

Aktuell planen Joachim Sperlich und seine Mitarbeiter mit einem vollen Zirkuszelt. Das war allerdings 2021 auch so. Dann kam die Corona-Welle und die Beschränkung auf 500 Besucher. Mit großem Aufwand mussten die Verantwortlichen hunderte Besucher umbuchen. „Das haben wir natürlich im Hinterkopf“, gibt Leppien zu. „Aber wir hoffen, dass es nicht mehr so kommt.“

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