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Welt-Aids-Tag unter besonderen Umständen

Wie die Aids-Hilfe Karlsruhe auf die Corona-Pandemie reagiert

Zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember müssen dieses Jahr Veranstaltungen der Aids-Hilfe Karlsruhe coronabedingt ausfallen. Die Covid-19-Pandemie erschwert auch der Beratungsstelle die Arbeit im Kampf gegen die seit den 1980ern bestehende HIV-Pandemie.

HIV-Symbol
Auch eine Pandemie: Gegen die Immunschwächekrankheit Aids gibt es bis heute weder Impfung noch Heilung. Foto: Jörg Donecker

Die große Gala zum Welt-Aids-Tag im Badischen Staatstheater fällt dieses Jahr aus, genauso wie verschiedene andere Veranstaltungen, bei denen die Aids-Hilfe Karlsruhe normalerweise auf die Immunschwächekrankheit aufmerksam macht.

Die Beratungsstelle für Aids und andere sexuell übertragbare Krankheiten sowie sexuelle Gesundheit im Allgemeinen bietet jeden Dienstagabend im sogenannten Checkpoint auch die Möglichkeit, sich anonym und ohne Termin auf HIV und andere Infektionen testen zu lassen.

Die Corona-Pandemie hat für die Arbeit der Aids-Hilfe einige Veränderungen mit sich gebracht. Die Beratungsstelle war im ersten Lockdown ab Mitte März für sieben Wochen geschlossen, bot aber durchgehend telefonische Beratung an. Auch mittelfristig haben sich viele Angebote ins Digitale verlagert, etwa die Gruppentreffen für Betroffene oder die Sexualberatung für Schulen.

Aktionen zum Welt-Aids-Tag finden mehrheitlich digital statt

Die Aktionen zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember fallen dieses Jahr ebenfalls aus oder finden mehrheitlich digital statt, etwa durch eine Gewinnspiel-Aktion auf Instagram.

„Wir sind finanziell gut aufgestellt und zuversichtlich, dass das auch nach den anstehenden Haushaltsberatungen im Karlsruher Gemeinderat so bleibt“, erklärt die Geschäftsführerin Anja Stegbauer-Bayer. Zudem sei die jährliche Benefiz-Kunstauktion, die dieses Jahr ins Digitale verlegt wurde, überraschend gut verlaufen. „Dennoch sind wir weiterhin auf Spenden angewiesen“, betont sie.

Die Zahl der Neuansteckungen mit dem HI-Virus sei in Deutschland zwar seit Jahren auf einem relativ stabilen Niveau, erklärt Matthias Tures, Berater in der Aids-Hilfe Karlsruhe.

Doch die am Donnerstag veröffentlichen Daten des Robert-Koch-Instituts zeigen: 2.600 Menschen steckten sich 2019 in Deutschland mit dem HI-Virus an, das sind 100 mehr als im Vorjahr – seit 2015 waren die Zahlen rückläufig, nun sind sie wieder gestiegen.

Es ist nur ein sehr leichter Anstieg, wir stehen immer noch gut da.
Matthias Tures, Berater in der Aids-Hilfe Karlsruhe

„Es ist nur ein sehr leichter Anstieg, wir stehen immer noch gut da“, sagt Tures, „aber wir dürfen auch nicht nachlassen. Es gibt immer noch keine Impfung oder Heilung, und die HIV-Pandemie gibt es schon seit den 1980er Jahren.“

38 Millionen Menschen weltweit leben mit dem Virus

Weltweit leben etwa 38 Millionen Menschen mit dem Virus, seit den 1980er Jahren starben 33 Millionen an der Krankheit Aids. Das HI-Virus greift, wenn es unentdeckt bleibt, Immunzellen im Blut an und schwächt das Immunsystem nach und nach so weit, dass relativ normale Krankheiten, aber auch die Entstehung etwa von Tumorzellen nicht mehr bekämpft werden können.

In diesem Stadium spricht man von einer Aids-Erkrankung. Erfolge bei der Bekämpfung zeige aktuell unter anderem sogenannte „Prä-Expositions-Prophylaxe“ (PrEP), bei der Menschen präventiv ein HIV-Medikament einnehmen – nicht zuletzt, weil das Medikament inzwischen von den Krankenkassen bezahlt werden kann.

Zwar könne man auch nach einer Ansteckung durch eine rechtzeitige Medikamenten-Therapie heute gut mit dem Virus leben, erklärt Tures. Doch es gebe immer noch eine Dunkelziffer. In Baden-Württemberg leben geschätzt 1.000 Menschen, die das Virus in sich tragen und infektiös sind, ohne es zu wissen.

Wichtig sei es daher weiterhin, auf HIV, Aids und die Möglichkeiten, sich testen zu lassen, aufmerksam zu machen. Ab Mitte Dezember bietet die Aids-Hilfe Karlsruhe einmal monatlich einen „Checkpoint“ für HIV-Tests in Bruchsal an, wo es seit einiger Zeit keine Testmöglichkeit gab.

Tests auf HIV sind normalerweise im Gesundheitsamt Karlsruhe möglich

In Karlsruhe sind Tests auf HIV und andere sexuell übertragbare Krankheiten nicht nur in der Aids-Hilfe in der Sophienstraße 102, sondern auch beim Gesundheitsamt möglich – normalerweise. Schon im Frühjahr habe das Gesundheitsamt die HIV-Testungen wegen der Belastung durch Corona vorübergehend eingestellt, erklärt Petra Axamit von der Aids-Hilfe Karlsruhe.

Auch jetzt verweise man Betroffene wieder auf die Aids-Hilfe. „Das merken wir heftig“, sagt Axamit. Dienstagabends im Checkpoint sei das Interesse gestiegen, und ein paar der HIV-Antikörpertests seien auch positiv ausgefallen. In der Aids-Hilfe wird in diesen Fällen gleich Blut abgenommen für einen Labortest, um eine sichere Diagnose stellen zu können – laut Matthias Tures ein entscheidender Unterschied zu Schnelltests aus der Apotheke, die man zu Hause selbst durchführen kann.

„Zudem bieten wir gleich psychologische Unterstützung“, so Tures. Das sei insofern ein Vorteil, als auch im Jahr 2020 das Thema HIV noch mit großer Stigmatisierung einhergehe, erklärt Axamit: „Die medizinische Versorgung ist heute tatsächlich das kleinste Problem.“

Service

Weitere Informationen gibt es unter aidshilfe-karlsruhe.de.

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