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Blick auf Kombilösung und Geschäfte

Wie geht es 2023 auf der Karlsruher Kaiserstraße weiter?

Im zu Ende gehenden Jahr hat Karlsruhe die größten Brocken der Kombilösung vollendet. Doch auch das neue Jahr hält Herausforderungen bereit. Die sind nicht minder gewichtig.

Die Karlsruher Kaiserstraße verändert ihr Gesicht, wie der geplante Neubau des Modehauses P&C beispielhaft zeigt.
Die Karlsruher Kaiserstraße verändert ihr Gesicht, wie der geplante Neubau des Modehauses P&C beispielhaft zeigt. Foto: Ponnie Images

Ende Oktober war der Spaß vorbei: Mit der Schließung des weithin bekannten Cafés Böckeler am Karlsruher Marktplatz beginnt gefühlt der November-Blues in der Innenstadt. Die Leute trauern den auch im übertragenen Sinn warmen Zeiten hinterher. Ein Cappuccino nebst einem Stück Apfelkuchen unterm Sonnenschirm in Karlsruhes guter Stube und dazu ein ausführlicher Plausch in Karlsruher Mundart – aus und vorbei.

Hintergrund des Betriebsendes an der prominenten Örtlichkeit der Innenstadt ist die anstehende Sanierung der Immobilie, die sich im Eigentum der Karlsruher Fächer GmbH befindet. In der Folge steigt der Mietzins beträchtlich. Und auch die für den Café-Betrieb erforderliche Kühlausstattung lässt sich, wie man hört, nicht ohne weiteres einbauen.

Karlsruher Innenstadt in gefühlter Zwischenzeit

Das Fehlen des beliebten Cafés steht sinnbildhaft für den Gesamtzustand der Kaiserstraße in der aktuellen gefühlten Zwischenzeit: Zwar sind die ganz großen Brocken der Kombilösung mit U-Strab-Betrieb, Kriegsstraßentunnel und oberirdischem Umbau der einstigen Stadtautobahn zum grünen Boulevard erledigt. Doch die Karlsruher Zeitenwende hält an.

Das neue Jahr treibt sie voran: Aus der Kaiserstraße werden die oberirdischen Schienen entfernt, etappenweise erneuert man unterirdische Versorgungsleitungen, und auch oberhalb des Erdbodens werden die Dinge geordnet.

Gefälliges Pflaster, eine aufgeräumte Einkaufsstraße mit vielen Möglichkeiten zum Verweilen, ein zeitgemäßer Mix aus Geschäften und Lustbarkeiten im Freien soll nach dem Willen der Stadtoberen entstehen – und natürlich stellen sich alle eine goldene Zukunft ohne Krisen, Leerstände, Inflation und leere Kassen vor.

Verzögerungen und Kinderkrankheiten

Obwohl der Kaiserstraßentunnel, der grüne Boulevard Kriegsstraße und der darunter liegende Straßentunnel bereits seit Monaten in Betrieb sind, hat es seither immer wieder kleine bis mittelgroße Probleme gegeben. Feuermeldungen bremsen den U-Strab-Verkehr aus, eine Taube gerät im Kriegsstraßentunnel kurz vor dessen geplanter Freigabe in eine der Ventilator-Turbinen, sodass Teile davon herausgeschleudert werden. Die Folge ist eine mehrmonatige Verzögerung der Tunnel-Freigabe, da man sämtliche Geräte nachrüsten muss.

Später macht eines der unzähligen Kabel im Tunnel Probleme, sodass der Kriegsstraßentunnel für einige Stunden dichtgemacht werden muss. Das betroffene Kabel hat eine wichtige Funktion: Es stellt sicher, dass bei einem Einsatz die beteiligten Rettungskräfte miteinander kommunizieren können.

Karstadt-Zukunft und P&C-Schließung: Herausforderungen für Karlsruher Innenstadt

Im nun anbrechenden neuen Jahr müssen die Segnungen von Stadtumbau und Kombilösung nach der bisherigen Schonfrist ihre Sinnhaftigkeit final unter Beweis stellen – auch, um der Innenstadt mit einer möglichst optimalen Erreichbarkeit über erkennbar schwierige Zeiten hinwegzuhelfen: In wenigen Wochen rollen die Bagger an und machen das bisherige Domizil des Bekleidungsspezialisten Peek & Cloppenburg dem Erdboden gleich, um dem Modehaus anschließend an selber Stelle ein neues und zeitgemäßes Domizil mit Restauration und Miet-Büros bereitzustellen.

Noch immer nicht gänzlich in trockenen Tüchern ist unterdessen die Zukunft des Frequenzmagneten Karstadt, nachdem die Warenhauskette Galeria Kaufhof angekündigt hat, eine Vielzahl ihrer Standorte im ganzen Bundesgebiet dichtzumachen. Hinzu kommen Schließungen in Traditionsgeschäften wie den Schuhhäusern Danger und Dielmann oder die Umzüge von Elektronik-Einzelhändlern wie Löb oder dem SG-Akustik Hifi Studio aus Zirkel und Amalienstraße.

Steht die Innenstadt durch die wachsende Bedeutung des Online-Handels bereits seit geraumer Zeit unter Druck, so hat sich die Lage zuletzt infolge des Russlandkriegs und stockender Lieferketten noch verschärft. Im besten Fall bietet das Chancen. Und die Hoffnung, dass die Karlsruher Innenstadt gestärkt aus Mobilitätswende, Handelskrise, Kaiserstraßen-Umbau, Digitalisierung und allen weiteren Herausforderungen hervorgeht.

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