Viele Kinos haben nach dem Corona-Shutdown seit Juni wieder geöffnet. Mit dem Film „Tenet“ von Christopher Nolan kam jetzt auch ein langersehnter Blockbuster in die Kinosäle. Die Karlsruherin Madeleine Grobe (39), Vorstand bei Medienkompetenz Team Karlsruhe, schaute sich den Film bereits an und war begeistert.
„Ein sehr, sehr toller Film. Der ist wirklich zu empfehlen“, schrieb sie auf der Facebook-Seite der BNN unter dem Artikel zu dem Film. Weniger erfreut sei sie hingegen über die Umsetzung des Hygienekonzeptes im Filmpalast am ZKM in Karlsruhe gewesen.
„Ich war enttäuscht und bin besorgt. Bei Beginn des Films setzten sich einige Menschen um, um auf bessere Plätze zu kommen – ohne auf den Abstand zu achten“, berichtet die 39-Jährige. Eine Gruppe von sechs jungen Menschen wählte die Plätze direkt in der Reihe vor ihr aus und behauptete, dies wären ihre Plätze. Da der Film sofort ohne Werbung begann, konnte sie nicht mehr aus dem Raum gehen, um einem Mitarbeiter Bescheid zu geben.
Von den Kinomitarbeitern habe es keine Kontrolle oder keinen Blick in den Veranstaltungsraum gegeben. Nach dem Film habe sie auch keinen Angestellten finden können.
Der Versuch ist für mich gescheitert.Madeleine Grobe, Kinobesucherin im Filmpalast
Für die Karlsruherin steht fest, dass sie künftig nicht mehr in das Kino gehen wird. „Der Versuch ist für mich gescheitert“, sagt sie. Grobe wird deswegen dem Filmpalast auch schreiben. Auf der Website des Kinos steht bei den Hygienehinweisen, dass jede zweite Reihe komplett gesperrt ist. „Beim Online-Reservieren waren vier Plätze vor uns sowie zwei Plätze links und rechts von uns blockiert“, berichtet Grobe. Dies sei für sie völlig in Ordnung. Es müsse nur eingehalten werden. „Umgesetzt ist sich eben schnell“, stellt sie im Gespräch mit den BNN fest.
Bei Bekannten, die am selben Tag in einem anderen Saal des Filmpalasts gewesen sind, habe es keine Probleme gegeben. Dennoch wünscht sich die Karlsruherin, dass die Kinomitarbeiter zumindest einmal in den Saal schauen und die Einhaltung der Sitzplätze kontrollieren. Was problemlos geklappt habe, sei die Beachtung der Maskenpflicht im Haus. „Am Platz darf man sie zum Glück wieder abnehmen“, sagt die Kinobesucherin.
Zu den Punkten von Madeleine Grohe haben die Badischen Neuesten Nachrichten Tilman Bandel, den Theaterleiter des Filmpalasts, befragt. Ihm sei der Einzelfall bisher nicht bekannt und sei selbst nicht immer im Saal. Die Kritik nehme er sich jedoch zu Herzen und prüfe das. Die Auslastung der Kinosäle betrage derzeit maximal zwanzig Prozent.
Ticketsystem sperrt Plätze dynamisch
„Die Plätze werden über das Ticketsystem dynamisch gesperrt“, erklärt Bandel. „Nach einer Bestellung werden automatisch die Plätze um die gebuchten Plätze gesperrt.“ Das sei zwar ein Geschäft, bei dem man draufzahle und alles andere als wirtschaftlich, aber aktuell einfach notwendig. Zu jeder Zeit seien sieben bis zehn Mitarbeiter im Haus.
Der Filmpalast Karlsruhe sei in Karlsruhe das Kino gewesen, das als erstes im Juni wieder nach dem Shutdown mit seinem geschulten Stammpersonal ohne Aushilfen öffnete und sein Hygienekonzept kontinuierlich seit zwölf Wochen weiterentwickele. Diese sieht beispielsweise getrennte Ein- und Ausgänge, kontaktloses Ticketing oder die Vermeidung von Schlangenbildung vor, indem die Filme zu unterschiedlichen Zeiten beginnen.
„So regeln wir die Besucherströme im Haus“, sagt Bandel. Am Eingang gebe es auch Ordner, die die Maskenpflicht kontrollierten. Gelüftet werde nur mit Außenluft.
Die Rückmeldung der meisten Besucher sei, dass sie sich gut und sicher fühlten. „Wir sind weiterhin im Krisenmodus, haben jedoch sieben Tage die Woche geöffnet“, erklärt der Theaterleiter, der das Kino unbedingt wieder für die Karlsruher öffnen wollte. Kino ist und bleibt die Freizeitbeschäftigung Nummer eins in Karlsruhe, sagt er. Für das Spätjahr hofft er auf große Filme wie den neuen James Bond.
Wie sieht es bei den anderen Kinos aus? Im Karlsruher Universum City-Kino sind die vorderen und hinteren Reihen abgesperrt, die Eintrittskarten personalisiert. Dass sich jemand im Kino umsetzt, sei bisher noch nicht vorgekommen, sagt Norbert Enzmann von dem Kino am Karlsruher Europaplatz. „Wir kontrollieren regelmäßig“, so Enzmann.
„Außerdem wird jeder belegte Platz nach der Vorstellung desinfiziert.“ Ein- und Ausgänge wären separat. Wenn Besucher ihre Maske vergessen hätten, erhielten sie zudem kostenlos eine Maske an der Kasse. „Wir ermahnen auch Besucher, die die Masken nicht ordnungsgemäß tragen“, sagt der Mitarbeiter, der seit 30 Jahren in dem Kino arbeitet. „Dies ruft natürlich unterschiedliche Reaktionen hervor.“
Frühjahr fehlt den Kinobetreibern komplett an Besuchern
Auf die Besucherzahlen angesprochen sagt er, dass es schon sehr wenige Besuche sind. Das sei im Sommer immer so. Aber hinzu käme das Frühjahr, das komplett fehle.
Das Hygienekonzept der Schauburg sieht ein Einbahnsystem mit separaten Ein- und Ausgängen vor. Saskia Fleischhauer von dem Filmtheater in der Marienstraße berichtet zudem von einem neuen Kassensystem, bei dem die Tickets nicht mehr berührt werden müssen. Dieses habe das Kino während der Schließung angeschafft.
Auch EC-Zahlung sei mittlerweile möglich. „Lüften ist außerdem ein großes Thema“, so Fleischhauer. „Nach jeder Vorstellung lüften wir über die Notausgänge mit Frischluft und desinfizieren alle Flächen, die die Besucher berührt haben.“ Wie in allen anderen Kinos gelte auch in der Schauburg bis auf den Platz die Maskenpflicht. „Außerdem haben wir versetzte Spielzeiten eingeführt, damit sich die Besucherströme nicht treffen“, sagt die 29-Jährige.
Sogar die Schauburg hat feste Sitzplätze
Derzeit gibt es bei der Schauburg auch feste Sitzplätze, was es in dem Kino normalerweise nicht gibt. Der Filmvorführer achtet darauf, dass diese eingehalten werden, und überprüft dies kurz vor dem Film. „Unsere Säle sind ja nicht so groß. Da müssen die Plätze schon eingehalten werden“, so Fleischhauer.
Verstöße seien der Tochter des Kinobetreibers bisher nicht aufgefallen. Zudem habe sie auch die nicht genutzten Reihen abgesperrt. Mittlerweile hat das Kino wieder täglich geöffnet. Die meisten Mitarbeiter sind aus der Kurzarbeit zurück. Da das Open Air-Kino dieses Jahr nicht stattfindet, werden jedoch im Filmtheater nicht alle benötigt.