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Tiere im Winter

Wilde Tiere in Karlsruhe: Bitte nicht füttern!

Draußen ist es kalt und dürr - dennoch ist es keine gute Idee, Wildtiere zu füttern. Langfristig kann das nämlich dem gesamten Ökosystem schaden. Der Wildtierbeauftragte der Stadt Karlsruhe, Stefan Lenhard, erklärt.

03.06.2019, Heimische Singvögel, die Jungvögel schreien nach Futter im Nest, es sind junge Hausrotschwänze. 03.06.2019, Heimische Singvögel 03.06.2019, Heimische Singvögel *** 03 06 2019, Native songbirds, the young birds scream for food in the nest, they are young domestic redtails 03 06 2019, Native songbirds 03 06 2019, Native songbirds
Der Wildtierbeuftragte der Stadt Karlsruhe appelliert an die Bürger die Wildtiere während der Wintermonate nicht zu füttern (Symbolbild). Foto: Bernd Feil/M.i.S. via www.imago-images.de

Der Wildtierbeauftragte der Stadt Karlsruhe, Stefan Lenhard, bittet darum, Wildtiere auch während der Wintermonate nicht zu füttern. „Wenn es frostig wird, sorgen sich Bürgerinnen und Bürger um das Wohlergehen der Wildtiere“, weiß Lenhard aus seiner praktischen Erfahrung zu berichten.

Ob im Schlosspark, in der Günther-Klotz-Anlage, an der Alb oder an der Pfinz: An vielen Orten werden die Wildtiere gefüttert, und zwar mit Katzenfutter, Salat, Karotten oder Brot. Das sei ein Problem, erklärt Lenhard: „Das Problem ist, dass das Füttern nicht nur den Wildtieren selbst schadet, sondern dem gesamten Ökosystem, in dem sie leben“.

Die Wildtiere fänden in den milden Wintern in der Stadt, im Wald, auf dem Feld und am Wasser ausreichend Nahrung. Rabenkrähen, Nutrias, Nilgänse, Stockenten, Blässhühner oder Schwäne erfreuen sich vermeintlich an der Futtergabe.

Was der Wildtierexperte jedoch wahrnimmt, ist eher Stress unter den Wildtieren: Die Tiere drängen sich gegenseitig ab, schlagen mit den Flügeln, picken einander oder beißen sich gegenseitig, um an etwas Schmackhaftes aus Menschenhand zu gelangen. „Wo sich diese Wildtiere natürlich ernähren, findet man solche Verteilungskämpfe nicht“, berichtet der Wildtierbeauftragte.

Wo sich diese Wildtiere natürlich ernähren, findet man solche Verteilungskämpfe nicht.
Stefan Lenhard, Wildtierbeauftragter der Stadt Karlsruhe

Die menschliche Zufütterung außerhalb von echten Notzeiten führt zudem zu viel Nachwuchs - zu viel Nachwuchs. Dazu kommt, dass sowieso mehr Jungtiere als sonst wegen der relativ milden Wintertemperaturen überleben.

So verwundere es nicht, dass beispielsweise die Nutriapopulation in der Günther-Klotz-Anlage steigt. Daran stören sich wieder Menschen, denen Wildtiere in der Anlage lästig oder sogar gefährlich werden. Die Verkotung der Wiesen, die Sorge um krankheitserregende Bakterien und Viren durch Bisam, Ratten und Mäuse, das aufdringliche Betteln der Nutria, der Verlust von Singvögeln durch die Dominanz der Rabenvögel - das sind Beispiele für Sorgen und Beschwerden, die oft an den Wildtierbeauftragten herangetragen würden.

Lenhard ist überzeugt: „In milden Wintern ohne langanhaltende Minusgrade brauchen die Wildtiere keine Zufütterung.“ Er wirbt deshalb nachdrücklich für den Verzicht auf Wildtierfütterung. Viel hilfreicher ist es beispielsweise, seinen Garten naturnah zu gestalten und im Herbst nicht „besenrein“ zu pflegen.

Übrigens fahren Wildtiere im Winter, wenn das natürliche Nahrungsangebot knapp wird, instinktiv ihren Stoffwechsel herunter, um Energie zu sparen. Einige Wildtierarten bleiben im milden Karlsruher Winter dennoch aktiv. Der Dachs zum Beispiel hält kaum noch Winterruhe und zeigt sich in manchen Gärten durch Grabungen auch im Januar und Februar.

Respekt und Verständnis für das „wilde Karlsruhe“

Grundsätzlich trifft auf alle Wildtiere zu, dass sie im Winter noch mehr Ruhe benötigen als sonst im Jahr. „Störungen treten für die Wildtiere immer dann ein, wenn man die ausgewiesenen Wege verlässt“, stellt der Wildtierbeauftragte klar.

Die Wildtiere haben sich an die Wege im Wald und auf dem Feld gut angepasst. Nicht selten lägen Rehe und Wildschweine ganz in der Nähe vom Weg im Schutz von Sträuchern. „Wer diese Grundregel beachtet, kann als rücksichtsvoller Gast die Natur genießen“, stellt der Wildtierbeauftragte klar. Er bleibt optimistisch, dass Freizeitaktivitäten in Wildtierlebensräumen funktionieren können. Es brauche dazu nur Respekt und Verständnis für das „wilde Karlsruhe“.

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