Richtig weihnachtlich wird es im Zirkuszelt auf dem Messplatz bei den Auftritten von Karin Valenta. Die österreichische Sängerin tritt im festlichen Kleid in die Manege und präsentiert mit ihrer glockenhellen Stimme ein Potpourri aus poppigen Weihnachtsliedern wie „Let it snow“, „Last Christmas“ oder „We wish you a merry Christmas“. Außerdem bringt sie das Publikum gleich zum Auftakt der zweieinhalbstündigen Show mit ihrer ansteckenden Fröhlichkeit auf Touren. „Im Zirkus zu singen, macht richtig viel Spaß“, sagt die 39-jährige Sängerin. Anstrengend ist es auch, denn sie legt nicht nur den Klangteppich unter zahlreiche Artistik-Einlagen, sondern moderiert auch die einzelnen Nummern an. Bei jeder Ansage mit einem neuen Kleid, wohlgemerkt, mal weihnachtlich, mal glamourös und manchmal auch sexy.
Aufgewachsen mit Karl May
Doch eigentlich fühlt sie sich in Jeans und Karohemd wohler. Unter ihrem Künstlernamen Karen McDawn macht sie am liebsten Countrymusik. „Das wurde mir ein bisschen in die Wiege gelegt“, sagt sie mit einem Lachen. Ihre Eltern seien große Karl-May-Fans gewesen. Das habe auch ihre Kindheit und Jugend geprägt, bereits mit 17 spielte sie zum ersten Mal eine Hauptrolle bei Karl-May-Festspielen in Österreich, auch 2019 stand sie noch einmal als Winnetous Schwester Nscho-Tschi auf der Bühne.
Auf der Bühne arbeiten, das ist schon immer das Ziel der ehrgeizigen Österreicherin. Bei ihrer Karriereplanung überlässt sie dann auch nichts dem Zufall, nach der Schule macht sie in Wien eine Ausbildung zur Musical-Sängerin.
Mehrere Singles und Alben
2009 veröffentlicht sie unter ihrem Künstlernamen die erste Single „How do you do“ und kurz darauf die zweite „Cajun Hoedown“. Mittlerweile hat die umtriebige Country-Sängerin sechs Singles und vier Alben herausgebracht. Und während ihres Gastspiels in Karlsruhe läuft im Foyer auch ihr eigener Weihnachtssong „Have yourself a merry little Christmas.“
Die Auftritte in Karlsruhe genießt Valenta in vollen Zügen. „Hier ist zwei Wochen lang Weihnachten, da fühlt sich jeder Tag an wie in Bonbonpapier gewickelt“, sagt sie. Außerdem sei das Zirkus-Engagement eine willkommene Abwechslung zur täglichen Arbeit als Country-Sängerin. In Österreich gibt es nämlich nur eine sehr kleine Country-Szene, deshalb sucht Valenta derzeit nach neuen Herausforderungen. „In der Schweiz und Holland spielt Country eine größere Rolle“, sagt sie. „Und auch in Deutschland gibt es mehr Fans.“
Schwieriges Country-Geschäft
Ihrer Heimat den Rücken zu kehren oder ins lukrativere Schlagerfach zu wechseln, kommt für die Sängerin trotzdem nicht in Frage. „Mein Herz gehört nun einmal der Country-Musik. Daran wird sich auch nichts mehr ändern.“ Eine Rückkehr auf die Musical-Bühnen, wo sie ihre Karriere begann, schließt sie ebenfalls aus. „Über 200 Mal dieselbe Show in Serie zu spielen, ist einfach nicht meine Welt“, sagt sie. Da sei der Weihnachtscircus mit 32 Auftritten in 18 Tagen doch eine ganze Nummer kleiner.
Klare Kante bei der Winnetou-Debatte
Wer sich mit Karin Valenta unterhält, gewinnt schnell den Eindruck von einer Frau, die mit sich und der Welt im Reinen ist. Worüber sie sich derzeit aufregt, ist die öffentliche Debatte über die Winnetou-Bücher von Karl May. Da solle man die „Kirche mal im Dorf lassen“, sagt Valenta. „Die ganze Winnetou-Welt ist genauso eine Erfindung wie Mittelerde in Herr der Ringe oder Westeros bei Game of Thrones.“ Karl May habe das Idealbild einer Welt gezeichnet, in der das Gute am Ende über das Böse siegt, sagt Valenta. „Es ist doch schön, dass es so etwas noch gibt.“