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Unfälle und erste Skifahrer-Freuden

Viele Knochenbrüche auf eisglatten Straßen: Kliniken in Baden-Württemberg teils überlastet

Für Autofahrer und für gestürzte Fußgänger ist der Wintereinbruch ein Albtraum, anderen bescherte er eine gepuderte Landschaft oder erste Skifahrerfreuden: Die Auswirkungen von Eis und Schnee sind in der Region sehr unterschiedlich.

Winter 2022/23
Die vergnügliche Seite des Wintereinbruchs: Skifahrer nutzten es sofort, als der Skilift Seibelseckle am Mittwochmorgen die Saison 2022/23 eröffnete. Auch in Unterstmatt lief der erste Lift an. Foto: Bernhard Margull

Der Wintereinbruch trifft die Region unterschiedlich hart. Eisregen verwandelte viele Fahrbahnen und Gehwege in gefährliche Rutschbahnen. Autos gerieten ins Schleudern und Rutschen.

Menschen stürzten und kamen mit Knochenbrüchen in Krankenhäuser. Andererseits nutzten Skifahrer die Chance, über die ersten geöffneten Pisten auf der Schwarzwaldhochstraße zu sausen.

Und in Karlsruhe zog die Kälte sanfter ein – dort puderte am Mittwoch leichter Schneefall die Landschaft.

Baden-Badener Ärzte versorgen zahlreiche Brüche

Eisige Überraschungen erlebten Pendler am Morgen vor allem im Murgtal und in Baden-Baden, in der Ortenau und im Enzkreis. Die Notaufnahme des Klinikums Baden-Baden-Balg musste sich um teils schwere Verletzungen kümmern.

Nach Auskunft von Sybille Müller-Zuber, Pressesprecherin des Klinikums Mittelbaden, behandelten die Ärzte dort bis zur Mittagszeit allein zehn Patienten mit verschiedenen Brüchen und Frakturen, darunter ein Oberschenkelhalsbruch.

In der Klinik Bühl waren es Müller-Zuber zufolge bis Mittag acht Patienten mit Brüchen, davon eine Schulter.

In Freiburg waren Notaufnahmen überfüllt

In Baden-Württemberg ereigneten sich laut Polizei Hunderte von Unfällen. Extrem betroffen war der Süden. In Freiburg legte der eisige Wintereinbruch das öffentliche Leben teilweise lahm.

Die Notaufnahmen der Kliniken waren wegen der zahlreich eingelieferten Unfallpatienten so überfüllt, dass die Rettungskräfte einen Behandlungsplatz in einer Freiburger Messehalle aufbauten.

Die Altstadt musste aus Sicherheitsgründen zeitweise gesperrt werden, obwohl die Stadtreinigung intensiv streute, wie das Rathaus der Breisgau-Metropole mitteilte:

„Doch bei der anhaltenden Witterung – Regen, der gefriert und nicht taut – ist der Glätte nicht überall und fortlaufend beizukommen“, hieß es in einer Mitteilung der südbadischen Großstadt.

100 glättebedingte Unfälle im Raum Pforzheim

Im Bereich des Polizeipräsidiums Pforzheim gab es bis 15 Uhr mehr als 100 glättebedingte Unfälle. „Dabei kam es zu zahlreichen Personen- und Sachschäden“, teilte die Pressestelle mit, konnte dabei aber noch keine konkreten weiteren Zahlen nennen.

In Tiefenbronn im Enzkreis wurde eine Frau bei einem Unfall mit ihrem Auto verletzt. Im Pforzheimer Stadtteil Mäuerach verletzte sich ein Radfahrer bei einem Sturz. In Illingen kam eine 21-jährige Autofahrerin auf einer Kreisstraße von der Fahrbahn ab und rutschte eine Böschung hinunter.

Durch die Feuerwehr wurde sie aus ihrem Fahrzeug gerettet und wegen ihrer Verletzungen stationär in ein Krankenhaus eingeliefert. Die Fahrbahn musste während der Unfall- und Aufräummaßnahmen kurzzeitig voll gesperrt werden.

In Rastatt rutscht ein Lkw in den Straßengraben

In Rastatt-Förch rutschte ein Lkw in einen Straßengraben. Bei Iffezheim schleuderte ein Pkw wegen Straßenglätte über eine Kreuzung und kollidierte mit einem Autotransporter. Bei der Stadt Rastatt war der städtische Räumdienst ab 9 Uhr unterwegs.

Ohne Schneeketten ging es nicht mehr: Dieser Lkw-Fahrer rüstet sein Fahrzeug oberhalb von Bühlertal für die Fahrt über Eis und Schnee nach.
Ohne Schneeketten ging es nicht mehr: Dieser Lkw-Fahrer rüstet sein Fahrzeug oberhalb von Bühlertal für die Fahrt über Eis und Schnee nach. Foto: Bernhard Margull

„Oberste Priorität hatten die Brücken, die aufgrund des Wasserdampfes besonders schnell vereisen“, sagte die städtische Pressesprecherin Heike Dießelberg.

Insgesamt kümmerten sich 100 Mitarbeiter der Technischen Betriebe darum, das rund 100 Kilometer umfassende Rastatter Straßennetz von Schnee und Eis zu befreien. Schwerwiegende schneebedingte Unfälle mit Verletzten meldeten Polizei und Feuerwehr bis zum Mittwochnachmittag nicht.

Skilifte Unterstmatt und Seibelseckle laufen erstmals

Oben auf den Hängen des Nordschwarzwalds eröffneten die Skilift-Betreiber auf Unterstmatt und am Seibelseckle trotz der widrigen Anfahrtsbedingungen die Saison. 40 bis 50 Pisten-Fans nutzten bis zum frühen Nachmittag die Gelegenheit am Seibelseckle.

„Wir haben um 9 Uhr geöffnet, und zehn nach 9 Uhr hingen die Ersten am Lift“, erzählte Ernst Herrmann, Mitarbeiter der Skilift-Anlage.

Angesichts von Nebel und Glättegefahr sei ein großer Ansturm natürlich nicht zu erwarten. Für den Abend hoffte Herrmann aber noch mit so einigen Berufstätigen, die im Schein von Flutlicht bis 22 Uhr fahren wollen.

Wir haben um neun Uhr geöffnet, und zehn nach Neun hingen die Ersten am Lift.
Ernst Herrmann, Mitarbeiter Skilift Seibelseckle

„Noch ein bisschen zäh“ verlief nach Angaben von Heiko Fahrner auch das Geschäft am Lift Unterstmatt.

„Aber irgendwann muss man ja mal anfangen.“ Etwa 20 Zentimeter Schnee liegen aktuell auf den beiden geöffneten Pisten im Nordschwarzwald – der größte Anteil davon wurde mit teurem Strom und Schneekanonen künstlich erzeugt.

Nur fünf bis acht Zentimeter Schnee habe die Natur bisher beigetragen. Um auch seinen zweiten Lift anzuschalten, müsste deutlich mehr Naturschnee fallen, sagte Fahrner.

Für die Schneekanonen ist es am Tag des Wintereinbruchs zu warm

An diesem Mittwoch liefen die Schneekanonen allerdings nicht – weil es zu warm war, wie Fahrner und Herrmann übereinstimmend erklärten. „Wir haben nur null bis minus ein Grad hier oben“, so Herrmann.

Beide Männer setzen größere Hoffnungen auf das Wochenende, das laut Wettervorhersage sonnig werden soll – und dann womöglich zahlreiche Hobby-Skifahrer anlockt. Zu Kritik an der energieintensiven Kunstschnee-Produktion meinte Fahrner: „Es regt sich auch keiner über den Verbrauch der Fußballstadien auf.“

Weiter Rutschgefahr im Land

Auf unfreiwillige Rutschpartien müssen sich die Menschen in Baden-Württemberg auch in den kommenden Tagen einstellen. In der Nacht zum Donnerstag drohe vor allem auf der Schwäbischen Alb und im Schwarzwald verbreitet Gefahr gefrorenen Regens, sagte ein Meteorologe vom Deutschen Wetterdienst.

Auch im Norden des Landes könne mancherorts Sprühregen zu Glatteis gefrieren. „Eigentlich sollte man überall aufpassen.“

Am Freitag ziehe dann das nächste Tief von Südwesten her auf, schon in der Nacht soll es in der Südhälfte verbreitet schneien. Mit bis zu fünf Zentimetern Neuschnee sei zu rechnen. Das Wochenende dürfte sonnig werden bei Temperaturen im Minusbereich.

Auf den Wintereinbruch sollen kommende Woche vergleichsweise milde Temperaturen folgen: Schon am Montag rechnet der Deutsche Wetterdienst im Raum Freiburg mit Höchstwerten von bis plus zehn Grad. „Dienstag könnte es ein paar Zwölfer im Oberrheingraben geben.“

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