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Bahn streicht ICE-Halte

Neuer Winterfahrplan der Bahn: Karlsruher kommen kaum mehr direkt nach Bonn

In einer Stunde und 45 Minuten konnte man bislang mit dem ICE von Karlsruhe nach Siegburg/Bonn fahren. Doch mit dem Winterfahrplan ist damit fast vollständig Schluss. Und auch für Fahrten in die Schweiz müssen Reisende deutlich mehr Zeit mitbringen.

ICE im Hauptbahnhof von Karlsruhe ICE im Hauptbahnhof von Karlsruhe, 21.07.2018, Karlsruhe, Baden-Württemberg, Ein ICE fährt in den Hauptbahnhof von Karlsruhe ein. *** ICE in the main station of Karlsruhe ICE in the main station of Karlsruhe 21 07 2018 Karlsruhe Baden Württemberg An ICE goes into the main station of Karlsruhe
Kein Halt in Bonn/Siegburg: Mit dem Winterfahrplan reduziert die Bahn die Direktverbindungen von Karlsruhe in die frühere Bundeshauptstadt deutlich. Foto: imago/Sascha Steinach

Bahnreisende zwischen Karlsruhe und Bonn müssen sich ab dem 11. Dezember auf deutlich längere Fahrtzeiten einstellen. Mit dem Winterfahrplan streicht die Bahn fast alle ICE-Halte auf der Schnellfahrstrecke Rhein-Main in Siegburg/Bonn.

Bislang konnte die Strecke ohne Umsteigen in weniger als zwei Stunden zurückgelegt werden, die Züge hielten nur in Mannheim und Frankfurt-Flughafen.

Doch damit ist nun Schluss. Nach dem neuen Fahrplan entfallen in Siegburg auf der wichtigen Verbindungsachse von Köln nach Karlsruhe oder weiter bis Basel in Nord-Süd-Richtung sechs von acht Direktverbindungen, in der umgekehrten Süd-Nord-Verbindung sogar sieben von acht Direktverbindungen.

Karlsruher steigt wieder auf das Auto um

Der Karlsruher Dirk Lachenmeier, der nicht nur aus dienstlichen, sondern auch aus familiären Gründen regelmäßig in die frühere Bundeshauptstadt am Rhein fährt, hat dafür kein Verständnis und überlegt, wieder auf das Auto umzusteigen.

„Künftig muss man in Mannheim oder Frankfurt umsteigen oder sogar den Umweg über Köln nehmen. Das kostet zusätzlich 30 bis 45 Minuten“, sagt er gegenüber unserer Zeitung.

Wegen dieser Fahrtzeitverlängerung werde sogar die Direktverbindung von Karlsruhe nach Bonn über das linksrheinische Rheintal mit dem EC oder IC, der für die Strecke rund zweieinhalb Stunden benötige, wieder konkurrenzfähig.

Das ist sei zwar „im Einzelfall gemütlich, aber erscheint heute nicht mehr zeitgemäß“, denn es mache den Zeitgewinn gegenüber dem Auto dahin, so Lachenmeier.

Allerdings bietet der neue Fahrplan mehrere Verbindungen mit Umsteigen in Mannheim, die sogar etwas schneller als die bisherige Direktverbindung sind.

Will die Bahn ihre Pünktlichkeitsquote verbessern?

Betroffen von der Reduzierung der Halte in Siegburg/Bonn sind auch mehrere Richterinnen und Richter am Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe, die regelmäßig zwischen ihrem Wohn- und ihrem Arbeitsort pendeln.

Eine offizielle Begründung der Bahn für die Maßnahme gibt es nicht, nach dem Fahrplan dauert die Fahrt zwischen Köln und Karlsruhe künftig ohne Stopp in Siegburg genauso lang wie bislang.

Vielfahrer Lachenmeier vermutet, die Bahn wolle sich einen Zeitpuffer verschaffen, um ihre Pünktlichkeitsquote zu verbessern.

Gleichzeitig wurde bekannt, dass die Bahn auf dem Netz der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) ihre Slots verliert, wenn die Züge mit mehr als 15 Minuten Verspätung das Land erreichen.

Direktverbindungen von Deutschland nach Zürich, Chur oder Interlaken-Ost enden in diesem Fall in Basel, Reisende müssen zur Weiterfahrt auf Schweizer Züge umsteigen. Das bestätigten sowohl die SBB als auch die Deutsche Bahn gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Die SBB bemängeln schon seit längerem die Unpünktlichkeit der Züge aus Deutschland. 20 Prozent hätten Verspätungen von mehr als zehn bis 15 Minuten, sagte eine SBB-Sprecherin.

Bei sehr großen Verspätungen könne es schon vorkommen, dass die Deutsche Bahn Züge im Badischen Bahnhof in Basel enden lasse, damit diese dann ihre Rückfahrt pünktlich antreten könnten. Reisende müssten dann auf die S-Bahn, die Tram oder den Bus umsteigen, um den Endbahnhof Basel SBB zu erreichen.

Die Verspätungen der Deutschen Bahn haben auch Folgen für den Taktverkehr der Schweizerischen Bahn, da dadurch Anschlüsse nicht mehr funktionieren. Eine Sprecherin der Deutschen Bahn räumte die Probleme ein. Man bedauere „die betriebliche Situation“.

Die Bahn in der Eidgenossenschaft gilt als ausgesprochen verlässlich. Im Oktober hatten 91,1 Prozent aller Verbindungen weniger als drei Minuten Verspätung, 98,9 Prozent der Anschlüsse wurden erreicht. Von solchen Zahlen kann die Deutsche Bahn nur träumen.

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