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Außergewöhnliche Fahrten

Witzig, wagemutig, kreativ: So nutzen die Karlsruher das Lastenrad

Witzig, wagemutig, kreativ: Mit dem Lastenrad stemmen Karlsruher manche überraschende Fracht. Drei Familien erzählen, was sie mit ihrem Cargo-Fahrrad erleben.

In der froschgrünen Transportbox eines Lastenrads sitzt ein zufriedenes kleines Kind neben einem zusammengeklappten Faltrad.
In der froschgrünen Transportbox eines Lastenrads sitzt ein zufriedenes kleines Kind neben einem zusammengeklappten Faltrad. Hintergrund ist eine mit Graffiti besprühte Mauer aus Sandsteinblocks mit Sockel. Foto: Daniel Klier

Witzig, wagemutig, kreativ: Mit dem Lastenrad stemmen Karlsruher manche überraschende Fracht. Drei von ihnen zeigen Schnappschüsse aus dem Familienalbum und erzählen, was sie an schönen und kuriosen Erlebnissen mit ihrem Cargo-Fahrrad verbinden.

Kinderkutsche Marke Eigenbau

Daniel Klier ist Maschinenbau-Ingenieur mit großem Faible fürs Radfahren. Für seine Familie hat er eine Kinderkutsche konstruiert, die mit Pedalkraft angetrieben wird. Inzwischen ist sie seit sieben Jahren im Einsatz. Zwei Töchter sind in der Transportkiste viele Male quer durch die Stadt gerollt.

Klier hat mit der Kamera festgehalten, wie das jüngere Töchterchen Luise in aller Seelenruhe in seiner Liege in der Cargo-Box schlummert. Das Foto ist unter der Hirschbrücke entstanden. In ihrem Schutz hat der Papa eine Pause eingelegt, um die Kleine in Ruhe schlafen zu lassen.

Neben dem wetterfest eingepackten Mädchen steht Kliers gefaltetes Klapprad in der Transportbox. „Das habe ich an dem Tag vom Hauptbahnhof zurückgeholt”, erinnert sich der berufstätige Vielpendler. Um mobil zu sein, setzt Klier je nach Tagesprogramm auf den Nahverkehr, die Eisenbahn, unterschiedliche Fahrradtypen oder auch das familieneigene Auto.

Sechs Fahrräder umfasst der abgasfreie Fuhrpark der Kliers. Inzwischen ist noch ein Lastenrad mit Elektromotor dazugekommen. „Damit haben wir einen größeren Radius”, erklärt der Vielradler. Am Gutenbergplatz in der Weststadt hat die Familie für all ihre Vehikel im Hinterhof genug Platz. Zusätzlich gibt es direkt gegenüber gute Abstellmöglichkeiten an Fahrradständern auf dem Platz.

Auf das unmotorisierte Lastenrad setzt die Familie auch in Zukunft. Nur am Schriftzug „& mina” auf der froschgrünen Kiste hat der Zahn der Zeit genagt. Er erinnert an den gleichnamigen Laden für alles rund ums Kind von Nadine Klier am Gutenbergplatz, den sie schon im vergangenen Sommer in einen Online-Shop umgewandelt hat. Die Planung des Ingenieurs hingegen hat sich über die Zeit bewährt.

„Ich bin selbst überrascht, wie robust und haltbar die Bauweise ist”, sagt Daniel Klier über den „Getränke-Esel” der Familie mit dem breiten Bremshebel am Lenker Marke Eigenbau und der dreirädrigen Konstruktion. Und dann gibt es auch noch ein nostalgisches Argument für das Vehikel mit dem nostalgischen Erscheinungsbild: „Damit haben wir die Kinder großgezogen.”

Oft mit überraschender Fracht unterwegs

Ins Grüne fahren: Das findet Christian Moldenhauers fünfjährige Tochter Olga ganz normal. Aus der Oststadt wird sie regelmäßig per Lastenrad in den Kleingarten kutschiert. Gelegentlich teilt sich Olga den Platz in der ersten Reihe aber auch mit ganz viel Grün. So wie bei einer Einkaufstour zur Gärtnerei der Hagsfelder Werkstätten (HWK) in Grötzingen.

Lupinen, Rittersporn, ein paar Fenchelsetzlinge - bei der 30-minütigen Rückfahrt hat Olga genug zu gucken. Und dank Bananenproviant übrigens auch genug zu essen. Der Vater hält die „originellste Ladung in unserem Lastenrad” per Schnappschuss fest.

Ein fünfjähriges Mädchen sitzt mit einer Banane in der Hand in der Transportbox eines Lastenrads hinter Setzlingen, die teils bis über ihren Fahrradhelm aufragen.
Olga stärkt sich Foto: Christian Moldenhauer

„Ich bin seit meiner Kindheit naturverbunden und gärtnere gern, meine Frau hat es für sich entdeckt”, sagt Moldenhauer. Das Paar besitzt gar kein eigenes Auto. Das Lastenrad hat es 2016 angeschafft. „Damals musste ich noch extra nach Rüppurr fahren, es war vor dem Boom und der Kauf noch eine schwierige Sache”, erinnert sich der 59-jährige Ausbilder bei der Bahn.

Glück haben die Städter sowohl mit dem Kleingarten an der Hagsfelder Allee, der 2013 in geringer Entfernung zur Wohnung der Familie zu haben war, als auch mit einem großen Hof am Haus. In dem haben Olgas Roller und Kinderfahrrad, das Lastenrad und vier Fahrräder der Erwachsenen Platz.

Hohe Pflanzen können gut transportiert werden

„Unsere verrückteste Fracht mit einem Lastenrad war eine riesige Tomatenpflanze”, erzählen Simon Hönig und Friederike Kunkel aus der Südstadt-Ost. Ihre Aufgabe: die übermannshohe Kübelpflanze für zwei Urlaubswochen zu einem Kollegen am Citypark zu bringen. Die Fahrt mit einem Lastenkarle, einem der kostenlosen Karlsruher Leih-Lastenräder, geht nur ein paar Blocks weit. Doch da noch mehr Tomatenpflanzen zu übergeben sind, umfasst die Aktion mehrere Touren.

Zurück kommt das Naschgemüse genauso. Auf einer Dachterrasse gehegt und gepflegt, sind die Pflanzen noch höher gewachsen und daran viele köstliche Cocktailtomaten gediehen und gereift.

Eine Frau transportiert eine riesige Tomatenpflanze per Leih-Lastenrad.
Friederike Kunkel bringt im Sommer eine riesige Tomatenpflanze im Kübel zu einem Kollegen in Pflege. Dazu benutzt sie einen Lastenkarle, wie die kostenlosen Karlsruher Leihlastenräder heißen. Foto: Simon Hönig

„Nicht nur hinsichtlich der CO-2-Bilanz war das Lastenrad jedem Auto überlegen”, sagt Hönig. „Allein wegen der Notwendigkeit, die hohen Pflanzen aufrecht zu transportieren, wäre höchstens ein Cabrio oder ein Pick-up infrage gekommen.” Das Paar hat selbst kein Auto und der Karlsruher Carsharing-Anbieter Stadtmobil weder das eine noch das andere im Angebot.

So fiel die Wahl aufs Leih-Lastenrad - wie schon öfter. „Mit dem Lastenkarle haben wir auch schon größere Möbelstücke nach Hause und Sperrmüll zum Wertstoffhof gefahren”, sagt Simon Hönig.

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