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Eingemeindungen in Karlsruhe

Vor 50 Jahren verlor Wolfartsweier seine Eigenständigkeit

Im Zuge der baden-württembergischen Gemeindereform bekam Karlsruhe einige neue Stadtteile. Teilweise gegen den Willen der ehemals selbstständigen Gemeinden, wie ein Buch am Beispiel vom Wolfartsweier zeigt.

Luftbild neu Wolfartsweier
Eingemeindet: Seit 50 Jahren ist Wolfartsweier ein Stadtteil von Karlsruhe. Luftbild: Peter Sandbiller Foto: Peter Sandbiller

Wolfartsweier nach Karlsruhe einzugemeinden ist in den 1960er Jahren ein Ziel von Günther Klotz. Doch bei den Einwohnern und der Verwaltung der selbstständigen Gemeinde beißt der damalige Karlsruher Oberbürgermeister mit dieser Idee zunächst einmal auf Granit.

Auch als die baden-württembergische Gemeindereform Ende des Jahrzehnts neue Fakten schafft und kleineren Gemeinden zu Eingemeindungen und Zusammenschlüssen auffordert, wollen die Bürger von Wolfartsweier ihre Selbstständigkeit nicht aufgeben.

Bei einer Bürgeranhörung am 19. März 1972 votieren 79,2 Prozent stimmberechtigten Wolfartsweierer gegen den Anschluss an die Großstadt.

Seit Januar 1973 gehört Wolfartsweier zu Karlsruhe

Vom Tisch ist das Thema deshalb aber noch lange nicht. Im September 1972 lässt das baden-württembergische Innenministerium durchblicken, dass Wolfartsweier zur „Regelung des Stadt-Umland-Problems in Karlsruhe“ seine Selbstständigkeit auf jeden Fall verlieren werde.

Wenig später geben die Gemeinderäte in Wolfartsweier und Karlsruhe grünes Licht, am 13. Dezember unterzeichnen Karlsruhes Oberbürgermeister Otto Dullenkopf und Wolfartsweiers Bürgermeister Hermann Ringwald den Eingemeindungsvertrag. Seit Januar 1973 ist Wolfartsweier ein Stadtteil von Karlsruhe.

Buch beleuchtet Geschichte der Eingemeindung

Zum 50-jährigen Jubiläum hat der Verein für Geschichte von Wolfartsweier ein Buch herausgebracht. Auf über 200 Seiten lässt das Herausgeber-Trio mit Sigrun Faigle-Kirchenbauer und Heinz Bölle vom Geschichtsverein sowie dem ehemaligen Stadtarchivsdirektor Ernst Otto Bräunche die schwierigen Verhandlungen zur Eingemeindung sowie die Entwicklung des Stadtteils in den vergangenen 50 Jahren Revue passieren.

Die Geschichte der beiden christlichen Kirchen im Stadtteil wird dabei ebenso beleuchtet wie die Historie der zahlreichen Ortsvereine. Erinnert wird auch an den Bau der Kita „Katze“.

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Das Gebäude wird vom elsässischen Künstler Tomi Ungerer in Form einer Katze gestaltet und ist heute ein überregional bekanntes Wahrzeichen von Wolfartsweier. Über die Stadtteilgrenzen hinaus bekannt ist auch das Freibad „Wölfle“, das seit 1996 ehrenamtlich von einem Förderverein betrieben wird.

Ist das Projekt gelungen?

Die wichtigsten Infrastrukturprojekte sind seit der Eingemeindung der Bau der Umgehungsstraße und die damit verbundene Reduzierung des Durchgangsverkehrs im Ortszentrum sowie der Anschluss ans Karlsruher Schienennetz durch den Bau der Straßenbahnhaltestelle Wolfartsweier-Nord.

„Seit der Eingemeindung hat sich Wolfartsweier zweifellos zu einem modernen Stadtteil entwickelt“, schreibt Ortsvorsteher Anton Huber in seinem Vorwort. Viele Vorhaben hätten ohne die Unterstützung des ehemaligen Nachbarn nicht umgesetzt werden können, so Huber weiter, zudem habe Wolfartsweier mit Ortschaftsrat und Ortsverwaltung einen Teil seiner Eigenständigkeit behalten.

Ob das Projekt „Eingemeindung“ gelungen sei oder nicht, müsse aber jeder für sich selbst entscheiden.

Wahre Eingemeindungswelle

Allzu viele andere Möglichkeiten hat Wolfartsweier vor 50 Jahren aber ohnehin nicht. Gespräche über eine mögliche Eingemeindung nach Ettlingen führen lediglich zu Verstimmungen im Karlsruher Rathaus, steht im Geschichtsbuch zu lesen.

Und die Idee zur Gründung einer neuen Bergdorf-Gemeinde bleibt ebenfalls ein Luftschloss. Bereits 1972 schaffen die Nachbargemeinden Hohenwettersbach und Stupferich mit ihren Eingemeindungen nach Karlsruhe Fakten, 1975 werden dann auch Grünwettersbach und Palmbach eingemeindet.

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