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Nette Geschichten

Zahlreiche Leser schicken Anekdoten zum 60. Jahrestag des Élysée-Vertrags

Die ersten deutsch-französischen Anekdoten unserer Leseraktion sind da: Es geht um eine lachende Kuh auf der Überholspur, elastische Arbeitszeiten und neue Texte für die Nationalhymnen.

Französische Fußballfans singen die Marseillaise.
Wenn es nach BNN-Leser Matthias Kleeb geht, könnten französische Fußballfans die Marseillaise auch mal mit seinem Text singen. Foto: Horacio Villalobos / dpa

Was macht die Freundschaft zu unseren Nachbarn im Westen so besonders? Es sind die persönlichen Begegnungen zwischen Menschen und die netten Geschichten, die sich daraus ergeben.

Voraussetzung für vieles, was sich in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt hat, war der Élysée-Vertrag, den Frankreich und Deutschland am 22. Januar 1963 unterzeichneten.

Die BNN nehmen den 60. Jahrestag zum Anlass für eine Leseraktion. Gesucht sind nette deutsch-französische Anekdoten. Die ersten haben uns schon erreicht.

Elastische Arbeitszeiten: Rüffel vom OB

Doris Lott arbeitete Ende der 1960er Jahre als Übersetzerin im Rathaus von Nancy. Als Oberbürgermeister Pierre Weber eine Delegation aus der Partnerstadt Karlsruhe empfing, sei sie noch eine junge Anfängerin in der Kunst gewesen, wie man richtig übersetzt. Doch es gab ein noch viel größeres Problem: Doris Lott hatte verschlafen und kam viel zu spät zu dem Termin.

„Was tun? Sollte ich einfach sagen, dass ich verschlafen hatte?“, fragte sie sich. „Oder sollte ich sagen, dass ich krank gewesen sei?“ Da Pierre Weber Arzt war und sie nicht krank aussah, sagte sie die Wahrheit: „Pardon, Monsieur le Maire, ich habe verschlafen.“ Er fragte streng zurück: „Was heißt auf Deutsch conscience de travail élastique?“ Nachdem er die Antwort gehört hatte, rüffelte sie der Oberbürgermeister: „Sie haben ein sehr elastisches Arbeitsgewissen, Mademoiselle!“

Doris Lott war so beschämt, wie sie schreibt, dass sie zwei Gläschen Champagner trank, um ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen. „Nie mehr wollte ich zu spät kommen, vor allem nicht ins Rathaus von Nancy!“ Es gelang ihr übrigens ganz gut: „Das war mir eine Lehre fürs Leben!“

Ihr Aufenthalt in Nancy fand übrigens im Rahmen eines Assistenzjahres statt, das im Élysée-Vertrag vorgesehen war. Als Franzose oder Deutscher konnte man sich für Arbeitsaufenthalte im jeweils anderen Land bewerben. Doris Lott, Jahrgang 1940, unterrichtete damals zur Hälfte Deutsch in einer Schule, zur Hälfte arbeitete sie als Übersetzerin im Rathaus.

Die lachende Kuh auf der linken Spur

Es war in den 1970er Jahren bei der Fahrt mit dem Auto durch Paris, erinnert sich Heinrich Rink. Der Ettlinger stand im Stau einer dreispurigen Straße. Die linke Spur war leer, weil sie immer für Einsatzfahrzeuge frei zu halten war.

„Wir im Stau hörten plötzlich die Feuerwehr mit den üblichen lauten Signalen an uns vorbeirauschen.“ Ganz dicht gefolgt von einem Lieferwagen mit der Werbe-Aufschrift der Käserei „La vache qui rit“ – was so viel heißt wie „Die lachende Kuh“.

Neue Texte für die beiden Hymnen

Regelmäßig schreibt Matthias Kleeb Gedichte, für Freunde und Verwandte zum Geburtstag beispielsweise oder hin und wieder auch für seine Schülerinnen und Schüler, um ihnen damit die französische Sprache noch näher zu bringen. Der Offenburger unterrichtet das Fach an der Waldorfschule in Karlsruhe.

Der 60. Jahrestag des Élysée-Vertrags hat ihn auf eine neue Idee gebracht: Kleeb schrieb zwei Friedenshymnen, eine auf Deutsch und die andere auf Französisch, die man auf die Nationalhymne des jeweils anderen Landes singt (Texte im zugehörigen Kasten). Nun sucht der Franz-Lehrer einen Chor, „der Lust hat, diese beiden Hymnen bei einer geeigneten Gelegenheit zu singen“.

So machen Sie mit

Wer eine nette kleine Anekdote (sehr gerne mit Foto) beisteuern möchte, schickt diese an redaktion.karlsruhe@bnn.de. Die schönsten Anekdoten werden veröffentlicht.

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