
Bei der Angabe „zeitnah“ scheiden sich in der Karlsruher Waldstadt die Geister. Für Gert Rudolph und Michael Nobbe, den ehemaligen und amtierenden Vorsitzenden des SSC Karlsruhe, bedeutet „zeitnah“ eigentlich, wie auch im Duden vermerkt, dass etwas schnell oder umgehend erledigt wird.
Wenn der Begriff „zeitnah“ von der Stadtverwaltung Karlsruhe im Zusammenhang mit der geplanten Sporthalle auf dem SSC-Gelände verwendet wird, ist das nach Rudolphs Erfahrung kein Synonym für „schnell“ oder „umgehend“. In den vergangenen Jahren habe die Stadt schon mehrfach von „zeitnahen“ Entscheidungen gesprochen, sagt Rudolph, der auch dem Ende seiner Amtszeit noch in den Bau der Halle involviert ist, „aber das ist doch eine sehr relative Zeitangabe.“
Es ist eine relative Zeitangabe.Gert Rudolph
ehemaliger SSC-Vorsitzender
Wenn die Stadt nun davon spricht, dass die fehlenden Gutachten für die Fertigstellung des Bebauungsplans „zeitnah“ fertiggestellt werden, hat Rudolph nur wenig Hoffnung auf ein schnelles Ende des Verfahrens.
Sicher ist laut einer Antwort des städtischen Presseamtes auf eine Anfrage zum Sachstand des Verfahrens bereits, dass der Bebauungsplan nicht, wie eigentlich geplant, vor der Sommerpause im Gemeinderat vorgestellt wird.
Halle auf SSC-Gelände: Karlsruhe hat Versprechen vom März bereits gebrochen
Noch im März hatte die Stadt dies angekündigt, nachdem sich die Gemeinderatsfraktionen von SPD und CDU nach dem aktuellen Sachstand beim Hallenprojekt erkundigt und Druck auf die Verwaltung ausgeübt hatten.
Durch die erneute Verzögerung muss der Zeitplan für den Bau der Dreifeld-Sporthalle, die vom SSC geplant und betrieben sowie zum Großteil von der Stadt finanziert wird, erneut nach hinten korrigiert werden. Dass der Satzungsbeschluss nach der mehrwöchigen Offenlage im Spätjahr 2023 erfolgen kann, wie die Stadt in der Antwort auf die Anfragen schrieb, ist nun wohl ebenfalls nicht mehr zu halten.
Zeitplan für Sporthalle auf SSC-Gelände geriet schon mehrfach durcheinander
Es ist nicht die erste Verzögerung bei diesem Projekt. Bereits am 9. April 2019 gab der Gemeinderat grünes Licht für den Hallenbau, am 15. Dezember 2020 wurde dem Verein ein Zuschuss von 17,8 Millionen Euro vermittelt und am 11. August 2021 reichte der Verein den Bauantrag beim Bauordnungsamt ein.
Seither habe der SSC sämtliche erforderlichen Unterlagen schnell eingereicht und alle Anfragen umgehend beantwortet, betont Rudolph. Verzögert wurde der Bau der Halle, die eigentlich schon zum Ende von Rudolphs Amtszeit im Mai 2023 fertiggestellt hätte sein sollen, vor allem durch die langen Bearbeitungszeiten im Bauordnungsamt.
Der angespannte Karlsruher Haushalt soll durch die erneuten Verzögerungen allerdings nicht entlastet werden, teilt das städtische Presseamt auf Anfrage dieser Redaktion mit. „In 2022 waren bereits 15 Millionen Euro eingeplant“, betont die Stadt. Davon seien lediglich 453.000 Euro für die Planung der Halle abgeflossen. Die verbleibenden 14.547.000 Euro wurden als Haushaltsrest nach 2023 übertragen und stünden weiterhin zur Verfügung. Im kommenden Doppelhaushalt seien für den Bau der Halle weitere 3.657.000 Euro eingeplant.