
Am 22. Januar 1963 haben Charles de Gaulle und Konrad Adenauer den Élysée-Vertrag unterzeichnet. Er war Grundlage für die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland und ermöglichte vielen Menschen tiefe Einblicke in das jeweils andere Land. Die 60 Jahre sind ein Anlass, Leserinnen und Leser ihre deutsch-französischen Anekdoten erzählen zu lassen.
Freude über deutsch-französischen Freundschaftsvertrag statt Kakao
1963 verbrachte Werner Dratz ein Jahr in Paris, um die französische Sprache zu lernen. Er erinnert sich an den 22. Januar, an dem er plötzlich Sirenengeheul hörte. Aus dem Fenster seines kleinen Mansardenzimmers hatte er einen weiten Blick auf die große Straße, die Rue La Fayette, wie er schreibt.
Es näherte sich eine Autokolonne, angeführt von Polizei auf Motorrädern, gefolgt von einigen schwarzen Limousinen. Die erste war bestückt mit der Standarte der Bundesrepublik Deutschland. „Ich ahnte, dass es Konrad Adenauer war, der mit seinem Tross vom Élysée-Palast kommend zum Gare du Nord fuhr, um die Heimreise nach Bonn anzutreten“, so der Karlsruher weiter

. Adenauer und Charles de Gaulle hatten gerade den Élysée-Vertrag zwischen Frankreich und der Bundesrepublik Deutschland unterzeichnet. Auch deine damalige Nachbarin, Französin und schon recht betagt, wie Werner Dratz sich erinnert, bekam das Spektakel mit. Sie klopfte bei ihm, aber diesmal nicht, um ihm einen Becher Kakao zu bringen, wie sie das meistens am Sonntagmorgen tat. „Nein, sie kam, um mir ihre Freude über das Zustandekommen des deutsch-französischen Freundschaftsvertrags zu zeigen. Um darauf mit einem Gläschen Champagner anzustoßen, fehlte uns beiden leider das Geld.“
Deutsch-französische Freundschaft seit 32 Jahren
Elke Hofmann erinnert sich noch genau an die Worte: „Pass gut auf sie auf!“, sagte der Professor in der Kinderchirurgie von La Timone Marseille zu Christelle. Christelle war Medizinstudentin im vierten Semester und bekam von ihrem Prof den Auftrag, Elke zu betreuen und zu unterstützen, die als Medizinstudentin im zehnten Semester ein Auslandssemester im Rahmen der deutsch-französischen Freundschaft absolvierte.
Das war 1991, und da Christelle ihre neue Aufgabe sehr ernst nahm, führte sie Elke nicht nur durch alle Abteilungen des zwölfstöckigen Krankenhauses. Sie verlor die Karlsruherin auch danach nie ganz aus den Augen – bis heute. „Uns verbindet auch nach 32 Jahren eine gut gepflegte Freundschaft mit regelmäßigen Besuchen gegenseitig im Jahr, so dass wir beide fließend die Sprache der anderen sprechen“, schreibt Elke Hofmann.
Ihre Tochter Lena war damals sieben Monate alt. Außerhalb des Krankenhauses war Elke Hofmann „glücklich über kurze Wegbegleiter, die mit großer Freundlichkeit mein nicht ganz leichtes Leben zu diesem Zeitpunkt bereicherten“. So kümmerte sich Babysitterin Tati Dany vormittags liebevoll um die kleine Lena.
Am Nachmittag nach der Arbeit im Krankenhaus saßen die Studentin und ihre Lena oft stundenlang im kleinen Souterraingeschäft eines armenischen Schusters. „Der erfreute sich einfach an unseren blauen Augen und erwärmte mit kleinen Geschichten unsere Herzen, so wie unsere Besuche dasselbe bei ihm bewirkten.“
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