Die christlichen Kirchen kämpfen mit sinkenden Mitgliederzahlen und dadurch zurückgehenden Einnahmen. Deshalb sind sie gezwungen, ihre Strukturen anzupassen, ohne die Qualität der Seelsorge außer Acht zu lassen und weiterhin so gut wie möglich nahe bei den Menschen zu sein.
Auch die Evangelische Kirche in Karlsruhe sowie die Badische Landeskirche befassen sich seit längerem mit dieser Thematik und diskutieren darüber, wie am besten zu reagieren wäre.
Bei ihrer ersten Sitzung im Jahr 2023 und der ersten Sitzung über zwei Tage befassten sich die Mitglieder der Evangelischen Stadtsynode Karlsruhe am Freitag und Samstag mit zwei Modellen, wie die Protestanten ihre Arbeit in den nächsten Jahren organisieren wollen.
Ein Modell sieht eine radikale Reduzierung der Pfarrgemeinden vor
Derzeit sind sie in 22 Pfarrgemeinden und zehn Kooperationsregionen organisiert. Eines der Modelle schlägt vor, hier eine radikale Reduzierung vorzunehmen. Übrig bleiben sollen lediglich sieben Pfarrgemeinden. Dazu sollen Fusionen führen.
Diese sieben Pfarrgemeinden sollen dem Modell zufolge in Größe und Struktur ähnlich sein und, gerechnet nach derzeitig aktuellen Zahlen, jeweils zwischen etwa 7.300 und 8.600 Gemeindeglieder umfassen. Jeder Pfarrgemeinde wären drei, vier oder bis zu sechseinhalb Pfarrer und den größeren ein oder zwei Diakone zugeordnet.
Das andere, konservativere Modell, ist flexibler und soll die Pfarrgemeinden in jedem Fall lebendig und erlebbar halten. Daher sollen auch Fragen wie Verkehrswege, Geographie und Quartiere bei den Entscheidungen über mögliche Kooperationen bis hin zu Fusionen eine Rolle spielen.
Stadtkirchenrat trifft die finale Entscheidung
Die Stadtsynode hat die Modelle nun in erster Lesung beraten. Der grundsätzlichen Berichterstattung und Diskussion am Freitag folgte am Samstag die Tagung verschiedener Arbeitsgruppen. Diese befassten sich mit Einzelaspekten der unterschiedlichen Modelle – die durchaus auch kontrovers diskutiert wurden. Beschlüsse waren in der ersten Lesung keine vorgesehen.
Eine zweite Lesung erfolgt bei der Sitzung im April. Im Sommer wird die knapp 100 Mitglieder aus Laien und Hauptamt umfassende Synode endgültig eine Empfehlung an den nicht-öffentlich tagenden Stadtkirchenrat formulieren. Dieser hat dann die finale Entscheidung.
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Der Stadtkirchenrat ist laut Gesetzgebung der Landeskirche das Organ, das über strukturelle Fragen entscheidet. Dekan Thomas Schalla, der dem Stadtkirchenrat vorsitzt, versichert aber, dass in die Beschlüsse so gut es geht alle Argumente einfließen werden.
Der Durlacher Stadtkirchenpfarrer Thomas Abraham hat bei seiner Andacht zu Beginn der Abendsitzung am Freitag die notwendigen Entscheidungen mit den Schuhen vergleichen, die bei verschiedenen Gelegenheit ganz unterschiedlich seien.
Zur Bergwanderung trage man andere Schuhe als beim Jogging an der Alb oder zum Tango tanzen. Aber es sollten immer die passenden Schuhe sein. So, wie es passen muss, wie die Strukturen der Evangelischen Kirche in Karlsruhe künftig aussehen sollen.